Sonntag, Dezember 22, 2024
»Baumaschinen werden zu autonomen Akteuren auf der Baustelle!«

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Zukunftsforscher Sven Gabor Janszky , Geschäftsführer ­2bahead, über die Baustelle von morgen und welche Rolle intelligente Baumaschinen spielen werden. Außerdem spricht er über die Folgen der Digitalisierung auf die Mitarbeiter und identifiziert den größten Paradigmenwechsel der Branche.

Report: Wie sieht aus Sicht des Zukunftsforschers die Baustelle von morgen aus?

Sven Gabor Janszky: Der größte Unterschied zwischen einer Baustelle heute und der Baustelle der Zukunft ist das Datenanalysesystem. Mit einem System aus Kameras und Radartechnologien sowie mobilen Chips in jedem Werkzeug und Werkstück wird die Baustelle der Zukunft bis in alle Winkel analysiert werden. Dieses System wird zwei großartige Dinge tun können: Mit künstlicher Intelligenz wird es Muster erkennen und die Prozesse und Abläufe auf der Baustelle signifikant effektivieren. Wahrscheinlich können Bauherren hier 30 Prozent sparen. Zum Zweiten wird dieses System prognostizieren, welche Werkzeuge und Materialien an welcher Stelle in der nahen Zukunft benötigt werden. Wer dies prognostizieren kann, wird besser, eher und günstiger liefern als alle Konkurrenten. Aus diesem Grund wird das Datenanalysesystem vermutlich kostenlos zur Verfügung gestellt.

Report: Wie werden sich die Baumaschinen verändern? Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung?

Janszky: Baumaschinen werden über kurz oder lang zu autonomen Akteuren im datengetriebenen Baustellensystem. Sie werden ohne menschliche Fahrer wesentlich sicherer, präziser und schneller arbeiten. Das ist die klare Folge der Digitalisierung. Im nächsten Schritt wird Digitalisierung in der Lage sein, die nahe Zukunft zu prognostizieren. Danach wird Digitalisierung die Prozesse und Produkte adaptiv individuell und situativ anpassen. Und als Drittes wird die Digitalisierung in Form von künstlicher Intelligenz zu selbstfahrenden, autonomen Baumaschinen führen.

Report: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Vorteile, die sich für Bauunternehmen durch die Digitalisierung der Baumaschinen ergeben?

Janszky: Auf den ersten Blick: eine bessere Qualität im Bau. Präzisere Ergebnisse, kaum noch Baufehler, weniger körperliche Anstrengung für Bauarbeiter. Doch auch der zweite Blick ist interessant: Die Digitalisierung bringt für die gesamte Wertschöpfungskette der Bauwirtschaft große Veränderungen. Und in jeder Zeit der Veränderung gibt es große Chancen genau wie große Risiken. Die zukunftsaffinen Bauunternehmen haben es also in der Hand, größere Teile des sich verändernden Kuchens im Markt für sich zu gewinnen. Jene Unternehmen werden mächtig werden, die sich den Zugang zu den Echtzeit-Daten-Ökosystemen der Baustellen sichern können. Und jene Unternehmen die dies nicht können, werden nehmen müssen, was andere ihnen übrig lassen.

Report: Was ändert sich für die Mitarbeiter im Umgang mit und der Bedienung von zunehmend digitalisierten Maschinen und Geräten?

Janszky: Die Prognose liegt auf der Hand: Wir Zukunftsforscher sprechen von human-digitalen Teams auf unseren Baustellen. Das heißt: Mitarbeiter und digitalisierte Maschinen werden völlig selbstverständlich miteinander im Team arbeiten. Dafür braucht es bei den Mitarbeitern einige neue Kompetenzen. Sie müssen mehr und mehr lernen, mit den digitalen Maschinen zu sprechen. Für die meisten Mitarbeiter reicht dafür weiterhin die menschliche Sprache. Die besonders qualifizierten Mitarbeiter werden aber natürlich programmieren können.

Report: Wenn Sie generell an die Digitalisierung der Baumaschinen und der Bauwirtschaft denken, was war, ist oder wird der größte Paradigmenwechsel sein?

Janszky: Der größte Paradigmenwechsel sind die datengetriebenen Baustellen. Denn sie führen nicht nur zu Datenanalysesystemen, sondern auch zu 3D-Druckern, die irgendwann in der Lage sein werden, jedes Material und jedes Objekt zu drucken. In einem Arbeitsschritt! Damit entfallen all die Ineffizienzen der heutigen Baustellen und all die menschlichen Fehler. Die Bauberufe werden von heute oft niedrigen Qualifikationsniveaus zu Top-Hightech-Berufen werden.

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