In der Rubrik »Fragen an die Politik« haben Vertreter der Bau- und Immobilienwirtschaft die Möglichkeit, konkrete Fragen an Spitzenpolitiker zu richten. In der aktuellen Ausgabe kommt die Frage von Röfix-Geschäftsführer Christian Höberl. Gerichtet wurde sie an Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger.
Christian Höberl, Geschäftsführer Röfix
»Im Regierungsprogramm von 2017 hat man sich einiges vorgenommen, um die Klimaziele aus dem Pariser Abkommen zu erreichen. Unter anderem geht es darin um die ›Wärmestrategie – Nutzung von erneuerbarer Wärme in der Wirtschaft, im öffentlichen Bereich und für private Haushalte (deutliche Anhebung der thermisch-energetischen Sanierungsrate von Gebäuden)‹. Aber gerade bei der thermisch-energetischen Sanierungsrate tut sich nichts. Diese hängt seit Jahren bei einer Quote von ca.
0,7 % fest obwohl mindestens 3 % als Beitrag zur Zielerreichung nötig wären.
Bundeskanzler Kurz sprach in einer Reaktion auf den Klimabericht sinngemäß von ›Schaffen von Anreizen um die thermische Sanierung anzukurbeln‹. Gibt es eine Arbeitsgruppe innerhalb der Regierung, die dieses Ziel verfolgt bzw. von welchen Anreizen ist die Rede und bis wann kann mit Ergebnissen gerechnet werden?«
Elisabeth Köstinger, Nachhaltigkeitsministerin
»Heizung und Warmwasserbereitung in Gebäuden (Wohn- und betriebliche Gebäude) verursachen derzeit rund 16 % der österreichischen Treibhausgasemissionen in Sektoren außerhalb des Emissionshandels. Der Trend war seit 2005 deutlich sinkend (-35 %), ausgelöst insbesondere durch thermische Sanierungen und Umstellung auf erneuerbare Energieträger. Diesen Weg wollen wir entschlossen weitergehen. Derzeit erarbeiten wir gerade den nationalen Klima- und Energieplan, den wir Ende 2019 an die Europäische Kommission übermitteln werden. In einer gemeinsamen Arbeitsgruppe, die sich aus Bundes-und Ländervertretern zusammensetzt, wird das Thema Raumwärme und die Steigerung der Sanierungsquote in Angriff genommen. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe fließen in eine Wärmestrategie ein, denn nur gemeinsam mit den Ländern können wir unserer Ziele der #mission2030 der österreichischen Klima- und Energiestrategie erreichen.
Heizungsanlagen, die mit fossilen Brennstoffen (Heizöl, Erdgas) betrieben werden, spielen immer noch eine erhebliche Rolle, auch wenn der Anteil erneuerbarer Energieträger in den letzten Jahren gestiegen ist. Derzeit sind österreichweit noch ca. 700.000 Ölheizungen im Einsatz, deren Alter bei durchschnittlich über 20 Jahren liegt. Daher befindet sich ein Leuchtturm der Klima- und Energiestrategie bereits in Umsetzung. Neben dem ›Raus aus dem Öl‹-Bonus, bei dem man sich 5.000 Euro beim Wechsel seiner Ölheizung abholen kann, bietet die Sanierungsoffensive bis zu 10.000 Euro an Förderung für die Sanierung.
Dies sind zwei wesentliche Anreize, um die Dekarbonisierung voranzutreiben und die Sanierungsquote zu steigern. Auch Gasheizungen spielen in Österreich eine wichtige Rolle. Derzeit erarbeiten wir das Erneuerbaren Ausbau Gesetz, welches 2020 in Kraft treten soll. Hier setzen wir vor allem auf ›Greening the gas‹. Ein wesentlicher Anteil von Erdgas soll in Zukunft durch zum Beispiel Biomethan aus biogenen Reststoffen oder auch durch Wasserstoff ersetzt werden. Das wollen wir durch steuerliche Begünstigung von erneuerbarem Gas und durch ein neues Quotensystem erreichen.«