Samstag, Dezember 21, 2024
»Wir sehen, dass mitunter nicht ordentlich gearbeitet wird«
Foto: Consol

Lukas Höfer, Senior IT-Consultant bei Consol, über Entwicklungen auf dem Cloud-Markt, Erfolgsfaktoren und warum »Multi Cloud« nichts Neues ist.

Report: Wie entwickelt sich der Markt für Cloud-Services aus Ihrer Sicht? Wann ist Consol hier eingestiegen?

Lukas Höfer: Beim Thema Cloud sehen wir erste Anfänge bereits um 1990. Im Jahr 2006 kamen die ersten Public-Cloud-Angebote auf dem Markt, ab 2012 waren dann in einem regelrechten Boom die Cloud-Services tatsächlich in der Wirtschaft angekommen. Wir bieten seit sechs Jahren Cloud-Services an und haben eine Menge Erfahrung mit Projekten gesammelt – sei es im Bereich Big Data, bei der Individual-Software-Entwicklung oder dem Betrieb für unsere Low-Code-Plattform. Wir heben Content-Management und Customer-Relationship-Management auf Plattformebene – es ist ein Tool, das viel abdeckt und sich hervorragend an Workflows anpasst. Diese Plattformen sind generell performanter als es der Betrieb von Services lokal oder aus einem Rechenzentrum ist. Bei den meisten unserer Kunden sehen wir bereits einen »Cloud First«-Ansatz.

Auch an der Angebotsvielfalt am Markt kann man sehen, dass der Reifegrad des Themas enorm zugenommen hat. Hier stehen vor allem unsere Entwickler vor Herausforderungen, da es mittlerweile unzählige Umsetzungsmöglichkeiten von IT-Prozessen gibt und es rasant mehr werden. Der Markt entfernt sich von der klassischen Entwicklung: Man braucht neue Expertise, um Applikationen sinnvoll mit den Mehrwerten aus der Cloud zu verbinden. Dieses Know-how können wir bieten.

In der Beratung sehen wir, dass sich viele heute noch nicht sicher beim Thema Cloud fühlen. Man weiß nicht genau, wie man mit Account-Strukturen, Kosten, Anwendungen in der Hybrid Cloud oder Sicherheit und Compliance umgehen soll. Hier besteht ein großer Informationsbedarf.

Report: Welcher Faktor beim Bezug von Cloud-Lösungen ist für Unternehmen wichtiger: Ein Speicherort in Europa oder der Preis?

Höfer: Das kommt darauf an, was man machen möchte. Will man die Sicherheit des lokaleren Speicherorts, setzt man auf eine Hybrid oder Private Cloud. Auch Microsoft beispielsweise bietet mit dem Azure Stack bereits die Möglichkeit, Cloud-Services aus einem privaten Rechenzentrum zu liefern.

Man sagt zwar, dass der Preis ebenso ein Entscheidungskriterium ist – ich würde aber den Faktor Flexibilität wesentlich höher einschätzen. Manchmal ist die Cloud sogar teurer. Sie bietet aber eine Beweglichkeit, die eine eigene IT nicht liefern kann. Auch hier ist Know-how zu den unterschiedlichen Service-Modellen, den Rabatten der Anbieter gefragt, ebenso wie die saubere Konfiguration der Cloud-Dienste.

Wir sehen, dass mitunter nicht ordentlich gearbeitet wird – es wird überskaliert oder es fehlt ein Automatismus, um ein Testsystem wieder einzureißen. Wird dies nur manuell gemacht, werden möglicherweise ein paar virtuelle Maschinen vergessen, die weitere Kosten verursachen. Das Optimierungspotenzial betrifft also eher individuelle Prozesse, weniger die eigentlichen Cloud-Kosten.

Report: Gibt es so etwas wie ein ­typisches Cloud-Projekt?

Höfer: Im Moment gibt es das tatsächlich noch. Die meisten Unternehmen nehmen erst einmal mit »Lift & Shift« jene IT-Assets, die sie lokal haben, und migrieren sie in die Cloud. Das heißt: Steht eine Erneuerung an, wird diese gleich mit der Umstellung auf die Cloud bewerkstelligt. Ein anderer typischer Fall ist die Softwarenentwicklung. Heute werden Anwendungen auf breiter Basis mit Skalierbarkeiten, Micro-Services und Datenbank-Services mit Cloud-Anbindung erweitert und verändert.

Report: Wie komplex ist es eigentlich, Daten wieder aus einer Cloud-Lösung herauszubekommen und beispielsweise in eine andere Cloud zu übertragen?

Höfer: Darauf gibt es eigentlich noch keine klare Antwort. Möchte ein Unternehmen in seiner »Exit Strategy« einen Vendor-Lock vermeiden, oder muss etwas aufgrund veränderter Anforderungen tatsächlich ins lokale Rechenzentrum zurück, kann es schon kompliziert werden. Es gibt kaum Erfahrungen dazu, da dies bislang auch keiner unserer Kunden getan hat. Einfacher wäre eine Migration von einer Cloud-Plattform zur nächsten. Zum einen bleibt dabei der Skalierungsfaktor erhalten und zum anderen stellen die Cloud-Provider Tools bereit, um Daten und Services zu migrieren. Da ist natürlich Interesse da. Vor allem bei den Anbietern, die dem Marktführer AWS etwas Geschäft abnehmen möchten.

Report: Stellt die Multi Cloud die IT vor neue Herausforderungen?

Höfer: Die Multi Cloud ist nichts Neues. Jeder Privatkunde setzt heute parallel auf mehrere Cloud-Plattformen. Im Unternehmensbereich stellt sich zuerst einmal die Frage, wie man Multi-Cloud-Services definiert. Wir sind der Überzeugung, dass hierbei Services integriert zwischen unterschiedlichen Plattformen kommunizieren müssen. Beispiele wären der gemeinsame Zugriff auf Daten oder ein einheitliches Active Directory, damit Kunden nahtlos auf die verschiedenen Services zugreifen können.

Der Begriff Multi Cloud wird aber wieder verschwinden. Dass Unternehmen Produkte unterschiedlicher Provenienz betreiben, gehört zum IT-Geschäft einfach dazu und dasselbe geschieht gerade mit der Cloud.

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