Michael Woltran, Vice President Gas Innovation & Advocacy OMV Downstream Gas, über den Markt und Erwartungen für den künftigen Energiemix.
Report: Welche weiteren Entwicklungen sind für die nächsten Jahre zu erwarten – auch in Hinblick auf die wachsende Pipeline-Konkurrenz LNG?
Woltran: Europas Gasbedarf wird vor allem durch den sukzessiven Ersatz der Kohleverstromung durch hocheffiziente Gaskraftwerke steigen. Zugleich wird die europäische Eigenproduktion abnehmen, wie man zuletzt auch in den Niederlanden gesehen hat. Laut Internationaler Energieagentur wird die Nachfrage nach Erdgas in Europa bis 2030 um mehr als 20 % zunehmen. LNG steht im weltweiten Wettbewerb. Aufgrund der hohen LNG-Preise in Asien ist LNG in Europa derzeit nicht wettbewerbsfähig und die Auslastung der europäischen LNG-Anlagen beträgt nur 25 %.
Report: Welche Faktoren bestimmen den Erdgas-Preis besonders stark?
Woltran: Wie bei jedem Produkt, das auf Märkten gehandelt wird – so auch bei Gas –, entscheidet die Balance zwischen Angebot, Verfügbarkeit und Nachfrage den Preis. Wir begrüßen daher auch das zusätzliche Angebot von LNG, da damit ein weiterer global gehandelter Rohstoff am Markt teilnimmt.
Report: Wird die Bedeutung von Erdgas in den nächsten Jahrzehnten geringer werden?
Woltran: Erdgas nimmt im europäischen Energiemix eine eminent wichtige Rolle ein – insbesondere hinsichtlich der Aspekte Leistbarkeit, Verfügbarkeit und Umwelt. Erdgas hat Zukunft. Es verursacht nur halb so viel CO2 wie Kohle und ist damit der sauberste der fossilen Energieträger. Der Bedarf wird weiter steigen, denn Erdgas ist darüber hinaus eine sicher verfügbare und leistbare Energiequelle: Studien gehen davon aus, dass es sich in den nächsten 20 Jahren in Europa zum wichtigsten Primärenergieträger entwickeln wird.
Damit Erdgas auch dann noch genauso zuverlässig, sicher und bequem zur Verfügung steht, erschließt die OMV neue Gasquellen, entwickelt neue Fördertechnologien und steigert weiter ihre Produktionseffizienz.
Unternehmen
Die OMV förderte 2017 in Österreich auf einer Fläche von mehr als 5.000 km² über 28.000 boe pro Tag (davon entfielen 55 % auf Gas und 45 % auf Öl und Gaskondensat) und deckt damit rund 10 % des heimischen Erdöl- und Erdgasbedarfs ab. Auf Basis der heutigen Reserven geht die OMV davon aus, dass die Öl- und Gasförderung in Österreich für einen Zeitraum von mindestens weiteren 20 Jahren möglich sein wird. Speziell für weitere Entwicklungen von technologischen Innovationen befindet sich in Gänserndorf ein Versuchsgelände (Freiluftlaboratorium). Hier werden wissenschaftliche Theorien entwickelt und Studien erarbeitet, wie beispielsweise neue Konzepte für Lagerstättenmodelle und Druckerhaltungsmaßnahmen.