Ein Profi darf sich von äusseren Umständen nicht beeinflussen lassen - nur die eigenen Fähigkeiten und Stärken zählen in diesem Moment. Spitzensportler über Erfolgsfaktoren.
Alexandra Meissnitzer, Ski-Gesamtweltcupsiegerin und zweifache Weltmeisterin
Eine klare Zielsetzung, Konsequenz, Durchhaltevermögen, Teamfähigkeit und Motivation sind für mich Grundvoraussetzungen für Erfolg. Wesentlich ist auch zu wissen bzw. zu erkennen, wo die eigenen Stärken liegen und welche Bereiche man anderen überlassen sollte. Man spart dadurch viel Zeit und Energie, auch wenn es oft schwer fällt, Dinge abzugeben. Im Sport ist man zu 100 % messbar, absolut transparent.
Das vereinfacht zwar vieles, erhöht jedoch den Leistungsdruck. Nur durch eine klare Kommunikation betreffend Ziele, Abläufe, Vorgehensweisen etc. können Erfolge gefeiert werden. Siege und Niederlagen genau zu analysieren, gemeinsam Strategien zu entwickeln, Aussagen klar zu formulieren – darin liegt für mich der Schlüssel in allen Bereichen. Ob im Beruf, im Sport oder auch im Alltag.
Felix Gottwald, mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister in der Nordischen Kombination
Der übliche Anforderungskatalog an Führungskräfte ist an Komplexität heutzutage kaum zu übertreffen. Echte Führung gelingt jedoch nur durch die Fähigkeit der Präsenz: den Zeitpunkt zu nutzen, um den Menschen zu sehen, der dir gerade gegenübersteht, und das, was wir tun, mit entsprechender Begeisterung zu tun. Als Spitzensportler lernt man von klein auf, mit den beiden wichtigsten Feedback-Instrumenten – unserem Körper und unseren Gefühlen – zu kooperieren. Daher rate ich allen, mehr von dem tun, was hilft und nährt, und weniger von dem, was uns schadet und uns hindert. Zu erkennen, dass Entwicklung in der Pause zwischen den Trainingseinheiten stattfindet, unterstützt den Prozess der Balance-Fähigkeit. Erst dadurch wird es möglich, einen wertvollen Beitrag für jedes Team zu leisten.
Im besten Fall wird aus einem Gegeneinander nicht nur ein Miteinander, sondern ein Füreinander! Der Schlüssel dafür liegt in der Einfachheit, damit über die Übung im Alltag jene Wiederholungsanzahl erreicht wird, die es braucht, um richtig gut zu sein. Deshalb bleibt mein Motto: Einfach dein Bestes geben. Das gilt auch für Führungskräfte samt deren Anforderungskatalog.
Nicole Trimmel, Kickbox-Weltmeisterin
Es ist ein Mix an Fähigkeiten erforderlich, um bestehen zu können. Eine Fähigkeit möchte ich aber hervorheben: die Bereitschaft, sich immer wieder neue Dinge anzulernen, diese zu verbessern und Tag für Tag daran zu arbeiten. Als Spitzensportlerin war und ist es für mich ganz besonders wichtig, die innere Balance zu halten und ein Gespür für mich selbst und mein Befinden zu haben. Ich habe neben meinem Sport immer auch einen Beruf ausgeübt und alles, was den Sport betrifft, mein Management und sogar mein großes Abschiedsevent selbst organisiert – das bedeutet einiges an Stress und Belastung. Deshalb rate ich allen: Lerne, deinen inneren Regler einzustellen! Leistungsfähig bist du nur, wenn Körper und Geist im Einklang sind.
Alexander Pointner, Cheftrainer der österr. Skisprung-Nationalmannschaft 2004-2014
Was Spitzensportler von Wirtschaftsmanagern deutlich unterscheidet, ist das Bewusstsein für notwendige Pausen. In der Trainingslehre ist seit Jahrzehnten verankert, dass es nach oder zwischen anstrengenden Trainingseinheiten genauso wie nach einem Wettkampf gezielte Pausen braucht, um dem Körper Erholung zu gönnen. Ohne Regeneration gibt es keinen Kraftzuwachs. Körperliches Übertraining ist medizinisch feststellbar. Sollte ein Athlet trotz oder wegen mangelnder Prävention in diese Abwärtsspirale geraten, wird sofort gegen gesteuert! Neben der körperlichen tritt im Sport immer mehr die geistige Regeneration in den Vordergrund.
Um neue Bewegungsstrukturen effektiv verankern zu können, braucht auch das Gehirn Pausen. Die psychische Regeneration ist ein entscheidender Faktor in Richtung Wettkampf, denn da muss der Sportler unter höchstem Stress seine bestmögliche Leistung abrufen können. Das gelingt am besten, wenn man geistig ausgerastet und der Kopf frei ist. Es gilt, nicht bis zum letzten Moment an Details zu feilen, sondern sich im entscheidenden Moment auf seine angeeigneten Basiskompetenzen zu vertrauen.