Ausdauer und Training machen die ICT-Branche fit. Ein Kommentar von Stephan Kasulke, Vorsitzender des Vereins »Zero Outage Industry Standard«.
CrossFit ist mein Sport. Es geht darum, sich in den verschiedensten körperlichen Fähigkeiten von Radfahren, Seilklettern und Gymnastik über Laufen und Springen bis zu Gewichtheben oder Akrobatik permanent zu verbessern, sich zu Höchstleistungen zu motivieren, sich nicht mit dem Status quo zufrieden zu geben und seine eigenen Grenzen zu überschreiten. Gebe ich in jedem Training mein Äußerstes, kann ich meinem Körper bei der Veränderung förmlich zusehen: Die Muskeln werden leistungsfähiger, die Ausdauer nimmt zu, die Kraft steigt. Das ist ein gutes Gefühl, denn ich kann meinen Erfolg aktiv selbst beeinflussen und meine Leistung voranbringen. Es verbessert sich etwas, weil ich systematisch und diszipliniert über einen langen Zeitraum konsequent und kompromisslos hart dafür arbeite. So ist es bei meinem Sport und auch in meiner beruflichen Aufgabe.
Als Vorsitzender des Vereins »Zero Outage Industry Standard« begleite ich mit meinem Team nicht nur die ersten prägenden Jahre der neu gegründeten Organisation, sondern wir sind maßgeblich für die Entwicklung, den Erfolg und die Zukunft von Zero Outage verantwortlich. Es kostet viel Zeit und Energie, unser Ziel – einen gemeinsamen Industriestandard für die gesamte ICT-Branche – voranzutreiben. Doch es ist eine wichtige und gute Sache und es macht unglaublich viel Spaß.
Die Idee selbst ist schon vor über fünf Jahren entstanden. Als ich damals zu T-Systems kam, entstand gerade die interne Qualitäts-Initiative Zero Outage. Ziel war es, die eigenen Systeme ausfallsicherer zu machen und die Performance zu verbessern, um die – zugegebenermaßen zu dieser Zeit stark gesunkene – Kundenzufriedenheit nachhaltig zu steigern. Diese Herausforderung hat mich gereizt, denn ich liebe alles, was mit Aufbau und Veränderung zu tun hat. Etwas entwickeln und einer Sache zum Erfolg verhelfen – ob es meine eigene Fitness, eine Business Unit oder eine Qualitätsinitiative ist –, weckt meinen Ehrgeiz. Und in diesem Fall noch mehr, weil es um die aus meiner Sicht wichtigste Sache ging: Kundenzufriedenheit. 80 Prozent des Unternehmenserfolgs hängen davon ab, manchmal glaube ich sogar noch mehr. Der Rest – Umsatz, Gewinn – sind die buchhalterischen Werte, die zuallererst aus einer hohen Kundenzufriedenheit resultieren.
Wir hoben in T-Systems also die Qualität unserer Dienstleistungen auf ein neues Level, optimierten Prozesse, verbesserten Technologien und entwickelten Mitarbeiter zu einem neuen Bewusstsein für Zero Outage. So konnten wir die Anzahl an Großstörungen um 95 Prozent reduzieren und die Zufriedenheit unserer Kunden stieg messbar. Es folgten Jahre des Etablierens, Weiterentwickelns und Optimierens. Das Konzept lebt und verändert sich mit dem Markt und den immer neuen Anforderungen. Und genau aus diesen agilen Strukturen ist auch die Idee für den Verein »Zero Outage Industry Standard« entstanden.
Wenn die Einstellung stimmt, wachsen wir über uns hinaus
Die Digitalisierung unserer Welt nimmt immer mehr zu. Künstliche Intelligenz und Machine Learning sind auf dem Vormarsch, IBMs Supercomputer Watson hat kürzlich den Trailer für den Science-Fiction-Film »Morgan« erzeugt. Schon heute kommunizieren die unterschiedlichsten Dinge in unserem Alltag miteinander – von der Kaffeemaschine über den PKW bis hin zur Industriemaschine. Immer mehr Geräte werden miteinander vernetzt. Das ist eine sehr spannende Entwicklung und sie hält viele Chancen für Privatpersonen und Unternehmen bereit. Das ideale Umfeld, um Dinge voranzubringen. Doch das gelingt nur mit den richtigen Menschen, die mit Herzblut für eine gemeinsame Sache kämpfen und alles geben, um erfolgreich zu sein. Denn die digitale Transformation kann auch zum Nachteil werden, wenn sie nicht mit der notwendigen Sorgfalt gestaltet wird.
Höchste Verfügbarkeit ist das Ziel, um zu verhindern, dass Produktionsbänder stillstehen, Systeme an Flughäfen ausfallen oder es aufgrund einer Störung zu Problemen im Operationssaal kommt. Und maximale Stabilität ist machbar, wenn alle Beteiligten – also idealerweise sämtliche Unternehmen in der ICT-Branche – ihr Bestes dafür geben, ihre Services und Produkte so ausfallsicher wie möglich zu machen. Das beinhaltet technische Eigenschaften, Prozesse in Fertigung und Betrieb, Sicherheitsstandards, aber auch Ausbildung und Verhalten von Menschen. Und dabei geht es nicht unbedingt um das Können des Einzelnen, sondern vor allem um das Wollen – um die Passion, die Motivation, den Einsatz, die Sorgfalt. Denn wenn die Einstellung stimmt, wachsen Menschen über sich hinaus und erreichen Ziele, von denen sie vorher nicht geglaubt hätten, dass sie einmal in greifbare Nähe rücken würden.
Das habe ich in den Teams und Unternehmen, die ich geführt habe, immer wieder erlebt. Und auch im Verein spielt dieser Gedanke eine wichtige Rolle. Wir haben etwas Großes vor: Einen Industriestandard zu etablieren ist das wohl ambitionierteste Projekt, das ich bisher in Angriff genommen habe. Dazu braucht es größten Einsatz von jedem Vereinsmitglied – und wir haben bereits eine starke Gemeinschaft gebildet, mit der wir wachsen und unser Ziel vorantreiben wollen.
Schritt für Schritt gemeinsam ans Ziel
Seit der Gründung im letzten Herbst haben wir schon viel geschafft: Die ersten Qualitätskriterien zu Personal, Prozessen, Plattformen und IT-Sicherheit stehen. Doch das ist erst der Anfang und die Reise geht weiter. Jedes Vereinsmitglied arbeitet daran, den Industriestandard Wirklichkeit werden zu lassen und damit die Qualität der Branche insgesamt zu erhöhen. Das ist eine großartige Sache, denn wir helfen hier aktiv Menschen und Unternehmen. Und zwar indem wir uns dazu verpflichten, unsere Versprechen einzuhalten. Das ist ein Punkt, der mir auch privat sehr wichtig ist. Vor einiger Zeit habe ich eine Liste mit zehn Dingen erstellt, die ich von mir selbst erwarte. Das Einhalten von Zusagen steht da sehr weit oben: Wer ein Versprechen von mir erhält, kann sich darauf verlassen – und das erwarte ich auch von meinem Gegenüber. Eine ähnliche Verbindlichkeit wollen wir im ICT-Markt schaffen. 100 Prozent Verfügbarkeit ist in technischen Systemen nicht möglich, schon gar nicht in modernen komplexen Systemen, an denen in der Regel über 20 verschiedene Unternehmen beteiligt sind. Aber das wirft uns nicht aus der Bahn. Wir geben trotzdem unser Bestes, um möglichst nah an absolute Ausfallsicherheit heranzukommen. Und wir verstehen uns auf diesem Weg als gleichberechtigte Partner, die voneinander lernen und miteinander wachsen. Wo das eine Unternehmen weniger Wissen hat, zum Beispiel im Netzwerkbereich, hat ein anderes Mitglied seine Kernkompetenz. So ist der Verein als Gesamtheit stärker als die Summe der einzelnen Mitglieder.
Als Vorsitzender liegt mein Fokus zusätzlich darauf, die gemeinsamen Aktivitäten zu lenken und immer darauf zu achten, dass wir das Ziel im Auge behalten. Das gelingt durch Kommunikation und dadurch, Menschen zu finden, die einander nach vorne bringen und sie dazu zu motivieren, alles zu geben.
Auch beim CrossFit geht es nicht um das teuerste Equipment, die beste Leistung in einer Disziplin oder den renommiertesten Trainer – es geht um die Gesamtleistung über die verschiedensten Disziplinen hinweg. Im Teamsport zählt das Ergebnis, das alle gemeinsam erreichen. Und um das Bestmögliche herauszuholen, gilt es, die unterschiedlichen Stärken und Talente eines jeden Einzelnen so zu kombinieren, dass maximaler Erfolg möglich wird. Im Verein finden sich nicht nur Konzerne, auch Mittelständler und Start-ups sind bei uns herzlich willkommen, wenn sie den Willen mitbringen, etwas zum Besseren zu verändern.
Stärke beweisen, auch in schwierigen Phasen
Noch eine Parallele entdecke ich immer wieder zwischen dem Verein und mir: Stressresistenz und Hartnäckigkeit sind ein wesentlicher Faktor zum Erfolg. Unsere Mission ist hochgegriffen und wir erleben auch stürmische Zeiten, in denen sich neue Herausforderungen zeigen und überraschende Hindernisse zum Vorschein kommen. In solchen Situationen gilt es, den Druck auszuhalten, sich durchzukämpfen und keinesfalls aufzugeben. Es macht mir nichts aus, auch einmal 16 Stunden durchzuarbeiten, wenn es sein muss und ein erstrebenswertes Ziel in Sicht ist. Und doch kann ich meine Ziele nicht alleine erreichen. Es sind zahlreiche Menschen, die mich mit ihrer Stärke und Beharrlichkeit immer wieder zu Höchstleistungen antreiben. Mit dem richtigen Team kann man alles erreichen – und genau das macht unsere Zero Outage Association aus.