Sonntag, Dezember 22, 2024
»Aufbruchsstimmung im Markt«

Harald Stindl, Geschäftsführer Gas Connect Austria, über die Lage am österreichischen Gasmarkt.

... über die Lage im Erdgasmarkt in Österreich:

»Sowohl bei den Transit-Volumina als auch beim Inlandsverbrauch verzeichnen wir einen steigenden Trend. Diese positiven Fakten stehen im Kontrast zum Behauptungskampf von Erdgas etwa im Wohnbau und bei gasbefeuerten Kraftwerken. Auch in der Mobilität hat die Entwicklung für Erdgas noch Potenzial. ›Dieselgate‹ könnte in diesem Bereich der Mobilität aber helfen, wo vermehrter Einsatz von CNG-Autos unmittelbar die Schadstoffemissionen senken könnten. Allgemein erkennen wir eine Aufbruchs-, wenn auch nicht Goldgräberstimmung: Potenziale bei erneuerbarem Gas – Biogas, Methanisierung – und Power2gas werden geprüft und aktiv verfolgt und getestet. Preislich hoffen wir auf anhaltend niedrige und damit wettbewerbsfähige Preise.

Die europaweite Konkurrenz von Pipelinegas mit LNG wird helfen, der Konkurrenz im Wärmemarkt und in der Stromerzeugung Paroli bieten zu können. Natürlich spielen Energiestrategie und damit einhergehend die Subventionierung alternativer Energieträger und somit eine potenzielle Diskriminierung von Erdgas wie auch ein wirkungsvoller CO2-Preis eine große Rolle. Die Modernisierung und Digitalisierung des Erdgasmarktes, auch unseres Transportgeschäfts, werden sich positiv auswirken.«

... über Schwerpunkte, Investitionen und Forschungsprojekte seines Unternehmens:

»Gas Connect Austria ist ein übernationaler Transporteur und insofern sind die großen Projekte wie Nord Stream 2, der Schwarzmeerkorridor und potenzielle Süd-Ost-Korridore immer auch von Bedeutung für unser Unternehmen. Gleichbleibendes Ziel für Gas Connect Austria ist es, die Bedeutung der Drehscheibe Baumgarten für die europäische Erdgaswirtschaft zu erhalten. Damit wird auch die Attraktivität des österreichischen Erdgashandelsplatzes verankert, der wiederum das Transitgeschäft belebt. Als internationaler Transiteur sind auch die Energiestrategien anderer europäischer Länder für uns von Bedeutung –  also der Rückgang des Kohleeinsatzes und die Stilllegung von Atomkraftwerken sowie der Rückgang der europäischen Eigenproduktion von Erdgas. Dazu kommt auch Konkurrenz durch alternative, teilweise durch EU-Mittel geförderte und derzeit schlecht ausgelastete Infrastrukturen in unseren Nachbarländern.

Wir erhalten die Leistungsfähigkeit und Flexibilität unseres langbewährten Netzes durch Investitionen von rund 200 Mio. Euro heuer und in den nächsten drei Jahren, liefern die erwartete Effizienzsteigerung von zirka 2 % pro Jahr bei unseren operativen Kosten und hoffen so, im Wettbewerb attraktivere Tarife bieten zu können. Auch die Integration des österreichischen Erdgasmarktes mit einem weiteren Markt ist für uns von Interesse. Allerdings müsste eine solche Integration realistisch unter klaren für uns auch langfristig nicht nachteiligen Rahmenbedingungen durchführbar sein.

Auf ›Neuland‹ bewegen wir uns mit unseren Forschungsprojekten, wie beim Einsatz von Lichtwellenleitern zur Leitungsüberwachung, und unserer Mitwirkung bei der Power2­gas-Anlage in Auersthal. Dort etwa wurde im Rahmen eines Pilotprojektes vier Jahre lang die Erzeugung von Wasserstoff aus Wind erforscht und dessen Einspeisung ins Erdgas-Hochdrucknetz erprobt.«

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