Infor will die Transformation seiner breiten Kundenbasis begleiten und ortet hier einen großen Bedarf bei den Unternehmen. »Wir müssen sie nicht überzeugen. Sie wissen, dass sie diesen Schritt gehen müssen.« Interview mit Jörg Jung, Infor-Geschäftsführer und Managing Director Central und East Europe.
Report: Infor hat in den letzten Jahren eine große Transformation vollzogen. Welche Ziele haben Sie als neuer Managing Director für CEE?
Jörg Jung: Wir sind eine sehr stolze Company, die am Markt aber bislang noch ganz anders wahrgenommen wird. Wenn man sich die Zahlen anschaut, kann man wohl mit Recht behaupten, dass das Wachstum des Mittelstandes der letzten 20 Jahre durch Infor gefördert wurde. Wenn ich mir die Hidden Champions, die Weltmarktführer, anschaue, ist das technologisch großteils auf Infor-Technologien basiert. Allerdings mit der Einschränkung, dass es hauptsächlich noch auf unseren lokalen Produkten geschieht, auf Infor.com – also »on premise« und nicht in der Cloud. Das betrifft eine Reihe von Produkten im Automobilsektor, die in Deutschland vertrieben werden.
Und damit waren wir auch durchaus erfolgreich, wir sind der drittgrößte Softwareanbieter in DACH. Jetzt aber treiben wir die digitale Transformation mit allem Nachdruck voran, denn das ist die Zukunft. Wir wollen unsere große Kundenbasis bei dieser Transformation begleiten. Die Lösungen dazu haben wir hier am Inforum 2017 präsentiert – und natürlich wollen wir auch neue Kunden gewinnen (lacht).
Report: Was hat es mit der eben vorgestellten Birst BI auf sich?
Jung: Birst ist eine Hammer-Technologie. Ich habe so etwas vorher noch nie gesehen. Birst lädt eine sehr große Datenmenge, übernimmt deren Logik und nach 15 Minuten steht die Analyse. Dafür benötigten bisher eine Reihe von IT-Spezialisten Monate, wenn nicht Jahre. Birst hat eine sehr smarte Technologie an Bord, die das ermöglicht. Dies wird von vielen Kunden bereits gesehen und geschätzt.
Report: Wie überzeugen Sie Ihre Kunden von der Notwendigkeit der digitalen Transformation, beziehungsweise: Wie sprechen Sie potenzielle Neukunden an?
Jung: IT-Abteilungen generieren heute oftmals keinen wirklichen Mehrwert, da sie nicht den Cloud-Weg gehen, sondern damit beschäftigt sind, den Standard zu managen. Es geht ja nicht darum, in die Cloud zu gehen und dann massenhaft Personal zu entlasten. Aber es wäre sehr produktivitätssteigernd, von den zum Beispiel 200 IT-Mitarbeitern, die ich habe, den Großteil in innovative Projekte zu stecken, anstatt nur das System am Laufen zu halten. Da sehen wir jetzt schon ein Umdenken. Unsere Neukunden kommen von selbst zu uns, weil sie sagen, sie können so nicht mehr weitermachen. Infor scheint die Lösungen zu bieten, die ihnen helfen können. Wir müssen sie nicht überzeugen. Sie wissen, dass sie diesen Schritt gehen müssen.
Report: Bedeutet digitale Transformation unbedingt Cloud?
Jung: Digitale Transformation bedeutet für mich: Wie schaffe ich es, mein Unternehmen fit für die Zukunft zu machen; wie kann man auf externe Markteinflüsse relativ schnell reagieren, wie kann ich meine Geschäftsprozesse und -modelle so unterstützen, dass ich schneller und performancegetriebener agieren kann? Dafür muss ich nicht zwingend in die Cloud. Es ist aber um ein Vielfaches einfacher, weil ich eben diese riesigen Ressourcen, die ich für die umfassenden Individualisierungen benötige, direkt in eine neue tragfähige Plattform investieren kann. Man muss auch nicht zwingend das alte ERP herausreißen, wir suchen gemeinsam eine zukunftweisende Lösung mit Best-in-Class-Applikationen aus der Cloud, die Sie um Ihr ERP drumherum gruppieren. Wir adressieren heute diese Probleme mit exzellenten Anwendungen, etwa für Enterprise Asset Management, für Supply Chain Management oder für HR.
Report: Wie sieht es mit grundsätzlichen Vorbehalten gegen die Cloud in Europa aus?
Jung: Die Zahlen zeigen uns, dass wir keine massenweise Adoption von Cloud in den deutschsprachigen Ländern haben. Wir werden da immer hinterherhinken, die Technologien aber sind da. Infor ist auch in Österreich mit einem Spezialisten-Team vertreten, um nahe am Kunden zu sein und wir suchen auch noch Partner-Firmen, die uns unterstützen.
Das Interview: führten Herbert Koczera und Andrej Radonic beim Inforum 2017 Event in New York City im Juli 2017.