Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Robert Novak, Präsident der österreichischen Fachvereinigung für Polystyrol-Extruderschaumstoff ÖXPS, über die Vorteile von XPS-Dämmstoffen, die Schwierigkeiten in der Branche und darüber, was er sich von möglichen neuen Förderungen erwartet.
Die österreichische Bauwirtschaft steht aktuell vor großen Herausforderungen. Speziell im Wohnbau gibt es starke Rückgänge. Wie geht es den Herstellern von XPS-Dämmplatten?
Robert Novak: Die Marktlage hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren sowie den Jahren vor der Coronakrise deutlich verschlechtert. Dies belegen nicht nur unsere Beobachtungen, sondern auch offizielle Daten wie Baubewilligungen und Fertigstellungsstatistiken, die zeigen, dass das Bauvolumen für 2024 drastisch abgenommen hat. Infolgedessen herrscht ein intensiver Preiskampf unter den Industriepartnern, der die Margen belastet und Einsparungen in vielen Unternehmensbereichen dringend notwendig macht.
Die Regierung hat den Sanierungsbonus deutlich erhöht. Mit welchen Auswirkungen auf die XPS-Branche?
Novak: Förderungen von thermischen Sanierungen sind prinzipiell sehr zu begrüßen. Dämmstoffe aus XPS werden aber eher im Neubau eingesetzt, da sie ihre Vorteile – Wasser- und Druckbeständigkeit – im erdberührten Bereich oder im Umkehrdach am besten ausspielen. Daher ist der Einfluss der Sanierung für XPS-Dämmstoffe nicht so stark ausgeprägt.
Es gibt aber auch Anwendungen in der thermischen Sanierung…
Novak: Das ist richtig. Eine Dämmung der Kelleraußenwand oder des Sockels in der Fassade mit XPS führt zu höherer Sicherheit wegen der Beanspruchung durch Wasser und Druck. Schließlich ist XPS geschlossenzellig und nimmt kaum Wasser auf, wodurch die Dämmwirkung langfristig gewährleistet ist. Das gilt auch fürs Umkehrdach.
Ein bestehendes Flachdach mit unzureichender Dämmung könnte man mit XPS aufdoppeln, wenn die Feuchtigkeitsabdichtung in Ordnung ist. Das ist natürlich fachgerecht zu überprüfen. Dann erspart man sich auch Entsorgungskosten des alten Aufbaus.
Stichwort Entsorgung…
Novak: XPS hält so lange wie ein Gebäudeleben. Wenn das Gebäude abgerissen wird, kann XPS in den lose verlegten Anwendungen wie im Flachdach oder Umkehrdach wiederverwendet werden. Bei allen Anwendungen kann jetzt verbautes XPS recycelt werden. Ein XPS-Hersteller des Verbandes hat übrigens seit ein paar Jahren ein kostenloses XPS-Recyclingservice zur Rücknahme von Baustellenverschnitten etabliert.
Welche Erwartungen haben Sie an eine zukünftige Bundesregierung?
Novak: Wir hoffen, dass die neue Regierung nicht nur die thermische Sanierung fördert, sondern auch den Neubau von Wohnraum, der dringend notwendig ist. Ich denke, dass es hier nur stärkere und vor allem schnell umsetzbare Maßnahmen geben muss. Bauobjekte dauern von der Projektierung bis zur Umsetzung mindestens zwei bis drei Jahren.
Welche könnten das sein?
Novak: Ich wünsche mir höhere und einfachere Förderungen, die nicht vorfinanziert werden müssen, sowie eine faire Betrachtung bei nachhaltigen Parametern. Aus ökologischer Sicht sind Dämmstoffe aus Polystyrol nicht schlechter als Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, da sie wenig Ressourcen verbrauchen und mit Luft dämmen, also extreme Leichtbaustoffe sind. Manche Förderungen sind hier zu einseitig ausgelegt. Das Thema Kreislauffähigkeit, wie sie XPS-Dämmstoffe haben, wird hier noch gar nicht berücksichtigt. Dies ist aber für eine nachhaltige CO2-Reduktion einer der wesentlichsten Faktoren.
Viele Bauherren leiden unter den gestiegenen Baupreisen. Spüren Sie einen Anstieg von Billigimporten aus dem Ausland?
Novak: Ja. Aber den Kunden muss bewusst sein: Wer billig baut, baut teuer. Deswegen lassen wir im ÖXPS, dem Verband der XPS-Lieferanten in Österreich, Billigware auf qualitative Parameter überprüfen. Nicht alles darf in Österreich verbaut werden.
Welchen Ausblick haben Sie für 2025?
Novak: Aufgrund der langen Projektvorlaufzeiten ist mit einem Aufschwung im Hochbau eher Ende 2025 zu rechnen. Eine kleine Hoffnung sind die derzeit sinkenden Zinsen. Dadurch wird es wieder günstiger, zu Wohnbaukrediten zu kommen.
Eine Chance für Baufirmen wäre es, neben energieeffizientem Neubau auch gesamtheitliche Lösungen bei thermischer Sanierung anzubieten, welche die Begleitung, Umsetzung und Koordinierung eines Sanierungsprojektes beinhalten. Empfehlenswert ist es, bei der Materialwahl auf die Qualität zu achten. XPS von einem der ÖXPS-Mitgliedsbetriebe steht für hohe Qualität!
Hintergrund: Zur Person
Mag. Robert Novak ist Präsident des ÖXPS. Die österreichische Fachvereinigung für Polystyrol-Extruderschaumstoff ist der technische Zusammenschluss der namhaften Qualitätsanbieter von XPS in Österreich. Die Firmen Austrotherm, BASF, FIBRAN, Ravago und URSA garantieren die Einhaltung der österreichischen XPS-Dämmstoffnormen.