Sonntag, Dezember 22, 2024

Im Interview mit dem Bau & Immobilien Report spricht Gerald Hanisch, CEO Rubble Master, über ehrgeizige Ziele, seine Innovationsphilosophie und warum auch in Zukunft alle mobilen Brechanlagen ausschließlich in Linz produziert werden. Außerdem erklärt er, warum er selbst bei einem unmoralischen Kaufangebot nicht schwach werden würde.

Report: 2016 war passend zum 25-jährigen Firmenjubiläum das beste Jahr der Geschichte. Worauf führen Sie das stolze Umsatzwachstum von 33 Prozent zurück?

Gerald Hanisch: Ich sehe dieses Ergebnis als eine Bestätigung eines kontinuierlichen Weges, den wir in den letzten Jahren gegangen sind. Wir haben einen Markt entwickelt, der sehr stark auf Themen reagiert, die wir immer wieder pos­tuliert haben, wie Regionalität, Recycling und Gesteinsaufbereitung vor Ort. Und wir haben die Märkte als Folge der Krise 2008/09 noch stärker differenziert, um so breit wie möglich aufgestellt zu sein. Und einige Märkte wie Nord- und Lateinamerika, Südostasien, aber auch Deutschland haben sich hervorragend entwickelt. 

Das, was wir vor Jahren erdacht haben, funktioniert: Es sind nicht mehr die großen zentralen Recycling-Einheiten gefragt, sondern schnelle, mobile Maschinen, die sauber gutes Material produzieren. Der Markt hat sich also auch in unsere Richtung entwickelt.
Natürlich gibt es heute auch mehr Marktteilnehmer. Es wird also sicher nicht leichter. Wir blicken aber trotzdem positiv in die Zukunft. Eben hat etwa ein großer englischer Recycling-Konzern drei Maschinen bei uns gekauft. Wir sind also auf Augenhöhe mit diesen Großkonzernen.

Report: Viele Baumaschinenhersteller erzielen zwar schöne Umsätze, klagen aber über sehr geringe Margen. Wie zufrieden ist man bei Rubble Master mit der Marge?

Hanisch: Man darf natürlich nie mit den Margen zufrieden sein (lacht), aber wir können wirklich nicht klagen. Unser Vorteil ist, dass wir uns immer als Qualitätsanbieter positioniert haben. Wir könnten gar nicht billiger anbieten. Das wird von vielen Kunden auch honoriert. Immer mehr treffen ihre Kaufentscheidung nicht mehr aufgrund des Anschaffungspreises, sondern sehen das Total Cost of Investment. Und am teuersten ist es nun mal, wenn die Anlage stillsteht, wenn Ersatzteile und der Support fehlt. Man muss aber erklären können, was hinter dem Preis steht: von der Qualität des Produkts über die Qualität der Services bis zur Qualität der Organisation.

Report: Dieser Qualitätsanspruch setzt auch ein hoch qualifiziertes Personal voraus. Wie schwierig ist es, dieses Personal zu finden bzw. was kann Rubble Mas­ter den umworbenen Facharbeitern und High Potentials bieten?

Hanisch: Das ist richtig. Der Erfolg des Unternehmens steht und fällt mit den Mitarbeitern. Die besten Leute zu bekommen, ist vor allem eine langfristige, strategische Aufgabe.

Wir wurden im letzten Jahr als bester mittelständischer Lehrlingsbetrieb ausgezeichnet. Wir kooperieren mit Universitäten und Fachhochschulen, wir punkten mit Themen wie Internationalität und Produktinnovation. Und vielen jungen Leuten gefällt dieser Ansatz. Auch unsere Firmenzentrale trägt ihren Teil dazu bei. Vielen High Potentials gefällt die Vorstellung, in einem nachhaltigen, innovativen Gebäude zu arbeiten.

Report: Die Zentrale war ja so etwas wie Ihr persönliches Prestigeprojekt, mit dem Sie Themen wie Nachhaltigkeit und Innovationskraft auch nach außen dokumentieren wollten.

Hanisch: Mit diesem Gebäude haben wir dem Markt gezeigt, dass es uns auch in zehn oder 20 Jahren noch geben wird. Das war ein Statement für den Markt und auch für die Mitarbeiter. Die Nachhaltigkeit, die wir nach außen kommunizieren, leben wir auch.

Report: Aktuell kommt es zu einigen Marktkonzentrationen. Wenn ein großer Konzern mit einem unmoralischen Angebot kommt, würden Sie verkaufen?

Hanisch: (lacht) Diese Versuche gab es bereits. Aber es macht einfach viel zu viel Spaß, ein Unternehmen wie Rubble Mas­ter zu führen, mit Menschen zu arbeiten, die an dasselbe glauben. Das ist so eine Bereicherung, das lässt sich mit Geld nicht aufwiegen.

Report: Einer Ihrer Schwerpunkte ist laut eigenen Angaben Forschung und Entwicklung. Wie viel Prozent des Umsatzes fließen jährlich in die F&E-Abteilung und in welche Richtung wird geforscht?

Hanisch: Die monetäre Bezifferung ist schwierig, weil wir F&E nicht als isolierten Bereich sehen. F&E bezieht sich bei uns auf praktisch jeden Aspekt des Unternehmens. Auch die Organisation muss weiter entwickelt werden, ebenso die IT und die Fertigungsabläufe und natürlich die Produkte selbst. Es gibt bei uns keinen goldenen Käfig, wo ein paar Nerds an ihren Ideen brüten. F&E ist Teil des Tagesgeschäfts. Wenn wir erkennen, dass ein Prozess besser gestaltet werden kann, oder ein Kunde hat eine Produktverbesserung angeregt oder wir sehen, dass sich der Markt in eine bestimmte Richtung entwickelt, dann versuchen wir, darauf sofort zu reagieren.

Und schließlich gibt es ein Open Innovation Forum, wo wir gemeinsam mit anderen Technologieführern weit über den Tellerrand hinaus blicken. Da geht es um Elektromobilität und Steuerungstechnik, Maschinenkommunikation, Emissionsschutz oder auch Lärmminderung.

Wir versuchen immer, Alleinstellungsmerkmale für uns zu finden. Da steht die Maschinentechnik natürlich an erster Stelle. Da sind wir seit 25 Jahren führend. Wir haben uns von Anfang in vielen Bereichen sehr weit aus dem Fenster gelehnt, mit allen Konsequenzen. Da gab es natürlich auch Niederlagen. Aber das haben wir durchgestanden und sind dadurch auch besser geworden. Wir haben uns immer getraut, neue Techniken zu denken. Wir sind immer auf der Suche nach der besten Lösung, nicht nach dem bestmöglichen Kompromiss. Und das macht sich auch bezahlt.

Report: Rubble Master hat eine Exportquote von 96 %. Dennoch werden alle Maschinen in Linz gebaut. Warum wird für den außereuropäischen Markt nicht vor Ort produziert?

Hanisch: Unser Qualitätsmerkmal ist, dass jede mobile Brechanlage aus dem Linzer Werk kommt. Deshalb investieren wir auch wieder in den Standort Linz. Die Planung dafür wird in den nächsten Monaten abgeschlossen und dann starten wir mit der Umsetzung. Auch im Bereich Service, Training und Prozessengineering wird etwas passieren. Die baulichen Maßnahmen werden dann das Ergebnis der dahingehenden Überlegungen sein.

Report: Was kann Linz, was ein anderer Standort nicht auch könnte?

Hanisch: Das ist auch eine Frage der Unternehmensgröße. In Linz können wir für die gesamte Wertschöpfungskette höchste Qualität garantieren. Bis man diese Garantie auch in anderen Märkten hat, müsste man sehr viel Zeit und Geld investieren. Das würde uns in der jetzigen Größe überfordern. Deshalb ist hier auch langfristig keine Veränderung angedacht.

Report: 2016 war das Rekordjahr. Wir haben jetzt Jahresmitte. Wie läuft 2017 für Rubble Master?

Hanisch: 2017 läuft sehr gut. Wir werden auch heuer wieder ein Wachstum deutlich im zweistelligen Prozentbereich schaffen. 

Report: Was sind Ihre mittelfristigen Ziele?

Hanisch: Ich habe das Ziel, Prinzipien umzusetzen, die in unserer Branche und unserer Größe nicht alltäglich sind. Ich möchte mit einem inhabergeführten, mittelständischen Unternehmen zeigen, dass man im Konzert der ganz Großen mitspielen und sich in den Top 5 weltweit behaupten kann.

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