Die neueste medizinische Erkenntnis besagt, dass mangelnde Ertüchtigung ähnlich gesundheitsschädlich ist wie der Nikotinkonsum. Das lässt sich auch gut auf Unternehmen übertragen: Denn das Sitzen (auf Erfolgen) ist ein ziemlich sicherer Garant dafür, dass die Zukunft gar nicht mehr so rosig aussehen wird.
Wenn Sie heute Zwanzigjährige beispielsweise nach Kodak oder Motorola fragen, werden Sie meist unwissendes Kopfschütteln ernten. So trügerisch ist der Erfolg, denn beide Firmen dominierten einst in ihre Märkte, nun geraten sie in Vergessenheit.
Gutes Fitnesstraining besteht ja aus der Kombination von Ausdauer- und Krafttraining. Auch das lässt sich auf die Geschäftswelt anwenden: Ausdauer bedeutet, die Mühen der Ebene oder lange Strecken zu meistern. Im unternehmerischen Umfeld lässt sich das durch eine agile Unternehmenskultur schaffen.
Was zeichnet denn die Agilität einer Organisation aus? Eine starke Selbstorganisationsfähigkeit, um auf wechselnde Anforderungen möglichst flexibel, sozusagen vor Ort und damit schnell reagieren zu können. Eine ausgeprägte Marktorientierung, in der alle MitarbeiterInnen verstehen, wie Anforderungen der externen oder internen Kunden aussehen und wie diese bestmöglich erfüllt werden. Eine Qualitäts- und Leistungsorientierung, getragen durch ein Team, das den Sinn seiner Tätigkeit versteht und über die Mittel verfügt, diese zu erfüllen. Eine lösungsfokussierte Haltung, in der Fehler primär als Lernquelle angesehen werden. Gute Voraussetzung dafür ist eine Authentizität der Führung, die zwar versucht, Perfektion anzustreben, in ihrer Vorbildwirkung aber vermeidet, sich selbst als perfekt oder allwissend darzustellen. So können auch MitarbeiterInnen authentisch bleiben, Fehler zugeben, Hilfe annehmen und dabei lernen. Oder ein produktiver Umgang mit Konflikten, diese werden dann zu einer Quelle der Weiterentwicklung statt des Stillstands. Wichtig auch eine Vertrauenskultur, der ein positives Menschenbild zugrunde liegt, aber auch konsequent bei erkanntem Missbrauch reagiert. Und letztlich Fairness und Respekt im Umgang miteinander, sodass ein »Wir-Gefühl« entstehen kann.
Nun zum Krafttraining: Es sorgt dafür, dass wir ausreichend Muskeln aufbauen, um die Fettverbrennung anzukurbeln und Stärke für zukünftige Anforderungen aufzubauen. Im unternehmerischen Umfeld könnte man das einem gelungenen Strategieentwicklungs- und -umsetzungsprozess gleichsetzen. Gelungen bedeutet einerseits, das Wissen der Organisation und dessen Umfeld möglichst gut zu nutzen. Die wichtigsten Quellen für die Entwicklung lohnenswerter Ziele sind dabei Markt und Kunden, aber auch Lieferanten, Mitbewerber, usw. Und andererseits, dass gefundene Ziele so umgesetzt werden, dass sich die gesamte Organisation den Zielen verpflichtet fühlt, sich daran orientiert und den Weg dorthin mitmarschiert.
Sportliche Höchstleistungen erreichen Unternehmen dann, wenn sie sich zu einer »Lernenden Organisation« entwickeln: Hier sind Agilität und gelungene Strategiearbeit gepaart mit der Haltung, sich permanent weiter entwickeln zu wollen. Daraus resultieren individuelles und kollektives Lernen und ein kontinuierlicher Anpassungsprozess meist in eher kleinen Schritten. Massive und oft traumatisch verlaufende Veränderungsprojekte können vermieden werden.So gelingt es, mit einem laufenden unternehmerischen Fitnesstraining langfristigen überdurchschnittlichen Erfolg sicherzustellen.
Der Autor: Peter Fellner begleitet als Coach, Trainer und Berater Menschen und Organisationen bei Entwicklungsprozessen, um operative und strategische Ziele durch Gestaltung einer bestehenden Unternehmenskultur überdurchschnittlich und nachhaltig zu erreichen.