Der Ex-Generalanwalt des Raiffeisen-Imperiums Christian Konrad will als Flüchtlingskoordinator der Republik rund 85.000 Menschen unterbringen – und die säumigen Länder in die Pflicht nehmen .
Wenn Not am Mann ist, verliert Christian Konrad keine Zeit. Obwohl sein offizieller Amtsantritt erst am 1. Oktober war, brach der 72-Jährige im August sofort seinen Urlaub ab und reiste nach Wien. Noch bevor die Regierung geklärt hatte, worin die Aufgabe des ehrenamtlichen Flüchtlingskoordinators eigentlich bestehen soll, bezog er symbolträchtig einen Container als Schaltzentrale und legte los. Dass der selbstbewusste Manager über die nötige Tatkraft verfügt, hat er hinlänglich bewiesen. Bereits 2004 war das Lager Traiskirchen heillos überfüllt. Konrad richtete kurzerhand Notschlafstellen in Gebäuden von Kurier, Raiffeisen und Uniqa ein und brüskierte damit jene Länder und Gemeinden, die sich – damals wie heute – wortreich gegen die Unterbringung von Asylwerbern wandten.
Mangelnde Beißhemmung gegenüber Parteikollegen kann man ihm trotz enger Bindung an die ÖVP nicht vorwerfen. Konrad pflegt Freundschaften und Kontakte quer durch alle politischen Lager, ausgenommen der FPÖ. Von den einen bewundert, von den anderen gehasst, von allen gefürchtet, zog er 18 Jahre lang als eine der mächtigsten und einflussreichsten Persönlichkeiten des Landes so manche Fäden in Wirtschaft, Politik und Medien. Für den Stephansdom und die Wallfahrtsbasilika in Mariazell sammelte er Millionen, das jährliche Sauschädelessen des passionierten Jägers ist legendär. Auch am Erfolg seiner neuen Mission zweifelt Konrad, der sich als »Teil der Zivilgesellschaft« sieht, keine Sekunde: »Das Boot ist noch lange nicht voll.«