Nachhaltiger und ressourcenschonender soll die Logistik der Zukunft werden, zugleich flexibler und intelligenter: Die Branche steht vor gewaltigen Herausforderungen, die durch Begriffe wie Green Logistics, Industrie 4.0 oder Smart Cities schlagwortartig umrissen werden können. Noch scheint die grüne Welle in der Logistik und Zulieferindustrie nur zögerlich anzukommen: Während in der EU seit 1990 das Gesamtvolumen an CO2-Emissionen um 11,4 % abgenommen hat, ist der Anteil des Transportsektors im gleichen Zeitraum fast 36% gestiegen. Zusammen verursachen Industrie und Verkehr in Österreich jährlich ca. 25 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Angesichts dieser Zahlen dürfte die geforderte Neuausrichtung kein leichtes Spiel werden.
Aktuelle Trends wie die Verknappung und Verteuerung nicht-regenerativer Energieträger, politische Lenkungsmaßnahmen sowie wachsende ethische und ökologische Ansprüche von Kunden und Geschäftspartnern erzeugen einen Handlungsdruck, der durch Globalisierungsphänomene noch verstärkt wird. Eines scheint klar: Bis alternative Energieformen flächendeckend nutzbar sind, ist eine Verbesserung der Energie- und Ressourceneffizienz - gerade beim Einsatz nicht-regenerativer Energieträger - das Gebot der Stunde. Maßgeblich sind dafür aber nicht allein technische Innovationen, sondern komplexe Maßnahmenbündel, angefangen von der Standortplanung über eine effiziente Intralogistik bis hin zur Schulung des Personals. Dass der viel kritisierte LKW so bald von unseren Straßen verschwinden wird, ist unrealistisch - durch effizientere Distributionsnetze könnten aber auch hier erhebliche Verbesserungen erzielt werden. Der Versandhändler KAISER+KRAFT erreicht dies zum Beispiel durch einen Direktvertrieb um zusätzliche Transportetappen zu vermeiden. Zudem bieten die meisten Logistikunternehmen CO2 neutrale Lieferungen an, bei denen die Emissionen, durch die Förderung von Projekten zur Treibhausgas-Reduktion, ausgeglichen werden sollen.
Für Christian Landschützer vom Institut für technische Chemie der TU Graz stellt die hohe Individualität und Fragmentierung der Logistikbranche einen wesentlichen Grund für deren Ineffizienz dar: Unternehmenseigene Verteilerzentren, Transportflotten und Warenlieferungssysteme führen zu Leer- oder Halbleerfahrten. Ein gemeinsames Transportnetz und die gemeinsame Nutzung von Ladekapazitäten könnten sowohl Kosten reduzieren als auch die Umwelt entlasten. Die Bündelung und Vernetzung von Logistikaktivitäten setzt unter anderem flexible Transportbehälter voraus - an der TU Graz arbeitet man daher an standardisierten, modular verwendbaren Transportboxen, die auch recyclingfähig sind.
Eine große Herausforderung, aber auch Chance für die Logistikbranche stellen sicherlich jene Entwicklungen dar, die unter den Begriffen "Industrie 4.0" und "Internet of Thing"s zusammengefasst werden. In der Fabrik der Zukunft wird die virtuelle Welt zunehmend mit realen Produktionsabläufen vernetzt sein: Es resultieren autonome, dezentral gesteuerte Produktionsanlagen, die nicht nur effizienter sind, sondern auch flexibler auf lokale Anforderungen reagieren können. Die konkrete Umsetzung dieser Konzepte ist allerdings noch eine Mammutaufgabe.
Die EU-Kommission jedenfalls gibt ehrgeizige Ziele vor: Laut dem Weißbuch zur Verkehrspolitik (2011) soll eine CO2-freie Logistik bereits im Jahr 2030 in größeren Städten verwirklicht werden - eine Maßnahmenbündelung sowie strategische Kooperationen zwischen Stakeholdern scheinen dazu unverzichtbar.
(Quelle: KAISER+KRAFT)