Mittwoch, Februar 05, 2025

Streit kommt in den besten Familien vor. Wenn es das Familienunternehmen betrifft, geht es aber an die Substanz. Nicht selten wird der Kampf ums Erbe vor Gericht ausgefochten – und das Familienvermögen samt Firma vernichtet. Ist die Übergabe an die nächste Generation jedoch gut vorbereitet, lassen sich Konflikte weitgehend vermeiden. Dennoch halbiert sich mit jeder Generation die Zahl der Unternehmen, die überleben.

Adolf Darbo AG.
Das Unternehmen wurde 1879 von Rudolf Darbo als Obst-Dampfwerk gegründet. Sohn Adolf Darbo sen., ein gelernter Konditor, begann am neuen Firmensitz in Stans mit der Marmeladenproduktion und Honigabfüllung. Unter Klaus Darbo stieg die Marke ab den 1970er-Jahren zum Marktführer auf. Schon fünf Jahre vor seinem frühen Tod (2014) hatte er die Geschäftsleitung an seinen Sohn Martin übergeben, war aber weiterhin täglich im Haus präsent. Martin Darbo fungiert als Vorstandsvorsitzender, seine drei Brüder sind ebenfalls in leitenden Funktionen im Betrieb tätig. Onkel Adolf Darbo ist Technik-Vorstand. Seit 2009 ist das Unternehmen wieder zu 98 % in Familienbesitz.

Elk Fertighaus GmbH.
Ganz friktionsfrei verlief die Übergabe beim Schremser Familienbetrieb nicht. Am Tiefpunkt der Wirtschaftskrise brachen angesichts dramatischer Umsatzeinbrüche interne Konflikte über die künftige Exportstrategie auf. Im November 2009 fanden Vater und Sohn doch noch zu einer Einigung: Firmengründer Johann Weichselbaum, der knapp 88 % der damaligen AG besaß, schied aus dem Unternehmen aus. Juniorchef Erich Weichselbaum übernahm mit den früheren Vorständen Gerhard Schuller und Walter Fischl in Form eines Management-Buy-outs den Betrieb. Nach etlichen Umstrukturierungen firmiert das Unternehmen am Standort Schrems nun als GmbH und ist Teil der Elk Holding AG. Johann Weichselbaum versuchte einen Neustart mit einem eigenen Werk im ostdeutschen Ziesar, veräußerte dieses aber 2011 an die Hanlo-Gruppe.

Gebrüder Woerle GmbH.
1889 gegründet, entwickelte sich die Flachgauer Emmentaler-Käserei zu einem der größten Käsehersteller Österreichs. Seit 1976 wird das Unternehmen in vierter Generation von Gerhard Woerle geführt. Er begann als Molkerei-Lehrling im elterlichen Betrieb. Auch wenn er noch nicht an die Pension denkt, dürfte die Nachfolge geregelt sein: Seine Tochter und zwei Söhne sind bereits in unterschiedlichen Bereichen im Unternehmen tätig.

Doppelmayr Holding AG.
Das Wolfurter Seilbahnunternehmen wurde 1892 von Konrad Doppelmayr gegründet. Dessen Enkel Artur Doppelmayr stieg 1955 in den Betrieb ein und forcierte die Entwicklung seilgezogener Systeme sowie das Marketing. 1992 übergab er die Geschäftsführung an seinen ältesten Sohn Michael, wechselte 1994 in den Aufsichtsrat und begann ein Studium an der TU Graz, wo er mit 75 Jahren promovierte. Wegen der Fusion mit dem Schweizer Unternehmen Garaventa kam es zum Zerwürfnis. Im August 2001 wurde Artur Doppelmayr »mit Billigung meines Sohnes aus dem Aufsichtsrat und damit aus dem Unternehmen entfernt«, wie er in einer Aussendung verlautete. Die Abberufung wurde vom Obersten Gerichtshof bestätigt. 2007 gab er im Alter von 84 Jahren die Adoption seiner jungen Lebensgefährtin als »Wahlkind« bekannt.

Miba AG.
Der Autozulieferkonzern geht auf eine Reparaturwerkstatt zurück, die Franz Mitterbauer 1927 von seinem Lehrherren übernahm und sukzessive ausbaute. Sein Sohn Peter Mitterbauer brachte das Unternehmen 1986 an die Börse und startete die Expansion nach Übersee und Asien. 2011 stieg dessen Sohn F. Peter Mitterbauer in den Vorstand ein und übernahm zwei Jahre später den Vorsitz. Er sammelte nach dem Maschinenbau-Studium Erfahrung bei einem deutschen Zulieferbetrieb, danach bei Stölzle Oberglas. 2006 baute er in China ein Miba-Werk auf. Schwester Therese Mitterbauer leitet die Miba-Tochter High Tech Coatings und ist Bundesvorsitzende der Jungen Industrie. Die Entscheidung für Miba fiel freiwillig: »Wir wurden zu nichts gezwungen. Mein Vater hat immer gesagt: Wenn es euch Spaß macht, dann kommt.«

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