Im internationalen Vergleich spielt externes Fuhrparkmanagement in Österreich noch eine untergeordnete Rolle. Lediglich Großunternehmen geben ihre Fahrzeugflotte gerne in fremde Hände. Die meisten KMU kümmern sich lieber selbst um die Fahrzeuge und halsen sich damit nicht nur unnötige Kosten auf. Fullservice-Leasingverträge sparen Geld, sorgen für Transparenz und garantieren Mobilität.
Von Bernd Affenzeller
In Österreich sind derzeit rund 700.000 Fahrzeuge auf Firmen angemeldet. Davon fahren weniger als 100.000 Fahrzeuge unter einem Fullservice-Vertrag eines externen Fuhrparkmanagers. Zum Vergleich: In den Beneluxstaaten liegt der Anteil gemanagter Fahrzeuge bei 80 Prozent, in Großbritannien sogar bei 90 Prozent. Das liegt unter anderem an der kleinteiligen Firmenstruktur der heimischen Wirtschaft. »Vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen laufen die Tätigkeiten, die wir unter Fuhrparkmanagement verstehen, so nebenbei mit«, erklärt Nigel Storny, Managing Director bei LeasePlan Österreich. Die meisten Unternehmen sind sich über die Kosten, die diese Art der Organisation mit sich bringt, nicht im Klaren. So hat etwa eine Deloitte-Studie gezeigt, dass die interne Verbuchung eines einzelnen Belegs rund 18 Euro kostet. »Das Problem ist, dass die Zuständigkeiten für die Fahrzeuge in vielen Unternehmen über mehrere Abteilungen verteilt sind. Damit geht der Überblick über die Gesamtkosten schnell verloren«, weiß Renato Eggner, Geschäftsführer Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement. Und natürlich ist ein normales Unternehmen auch kein Spezialist, wenn es um die Plausibilitätsprüfung von Belegen geht. »Bei uns sitzen fünf KFZ-Meister, die nicht anderes machen, als mit Werkstätten zu verhandeln und Rechnungen auf ihre Richtigkeit zu prüfen «, ergänzt Christine Scharinger, ebenfalls Geschäftsführerin Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement. Betrachtet man den gesamten internen Administrationsaufwand, stellt man schnell fest, dass hier durchaus hohe Kosten entstehen. »Eine Faustregel besagt, dass man spätestens ab 60 Fahrzeugen eine Vollzeitarbeitskraft braucht«, sagt Christian Morawa, Sales und Marketing Direktor bei Arval Austria. Signifikante Einsparungen sind aber schon bei deutlich weniger Fahrzeugen möglich. Dass sich externes Fuhrparkmanagement schon ab einem Fahrzeug rechnet, wird zwar immer wieder gerne kolportiert, hält einer Überprüfung aber nur unter Laborbedingungen stand. »Das ist nur dann sinnvoll, wenn ein stillstehendes Fahrzeug auch den Stillstand der Kerntätigkeit bedeutet«, erklärt Storny. Wie hoch das Einsparungspotenzial von ausgelagertem Fuhrparkmanagement ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. »Ich hätte auch gerne eine fixe Zahl, mit der ich zum Kunden gehen kann«, lacht Scharinger. Die Frage nach dem Einsparungspotenzial sei aber mit einem Prozentsatz nicht seriös zu beantworten. »Jedes Unternehmen hat andere Anforderungen und Bedürfnisse, da kann man nicht einfach ein Produkt drüberstülpen. « Hört man sich in der Branche um, sollte ein Sparpotenzial von zehn bis 15 Prozent in fast jedem Unternehmen möglich sein.
Von der Finanzierung zur Dienstleistung
Leasing und ausgelagertes Fuhrparkmanagement war lange Zeit vor allem eine Sache der Fahrzeugfinanzierung. »Aber diesen Punkt haben wir auch längst hinter uns gelassen«, sagt Morawa. Vor allem große internationale Konzerne greifen heute auf das gesamte Portfolio externer Dienstleister zurück. Das umfasst neben der Finanzierung unter anderem auch die Wartung, das Reifen-, Treibstoff- und Schadensmanagement sowie die Gebrauchtwagenvermarktung. Zudem werden immer stärker Beratungsleistungen nachgefragt. »Echtes Fuhrparkmanagement beginnt bei der Auswahl der Fahrzeuge«, erklärt Eggner. »Dabei geht es um die richtige Fahrzeugwahl für bestimmte Verwendungszwecke aber auch um Benchmarks, welche Fahrzeuge welcher Branche und Position angemessen sind.«
Worauf es ankommt
Die Zauberformel im Fuhrparkmanagement heißt Total Cost of Ownership. »Am Ende des Tages geht es darum, wieviel mich der gefahrene Kilometer kostet«, sagt Scharinger. Dabei treten die reinen Anschaffungskosten schnell in den Hintergrund. Erst wenn der Wertverlust, die Wartungs-, Verbrauchs- und Verschleißkosten mit in die Berechnung einfließen, erhält man einen Überblick über die tatsächlichen Kosten, die ein Fahrzeug verursacht. Warum sich gerade KMU mit der Auslagerung ihrer Fahrzeuge oft schwer tun, ist laut Eggner auch eine Frage der Definition. »Diese Unternehmen fühlen sich vom Begriff Fuhrparkmanagement gar nicht angesprochen. « Deshalb spricht man bei Raiffeisen Leasing Fuhrparkmanagement in Zusammenhang mit KMU auch lieber von Full-Service-Leasing. Das umfasst ebenso wie bei Großkunden die wesentlichen Themen wie kalkulierbare Kosten und garantierte Mobilität, ist aber einfacher aufgebaut. »Ein umfangreiches Reporting brauchen KMU in der Regel nicht, dafür aber ein maßgeschneidertes Angebot.« Das macht die Arbeit für die Leasingunternehmen nicht unbedingt einfacher, ist aber, nachdem der Großkundenmarkt weitgehend gesättigt ist, eine wirtschaftliche Notwendigkeit. Neben den klassischen Leasingunternehmen haben auch die Fahrzeughersteller und -händler Fuhrparkmanagement als Geschäftszweig für sich entdeckt. Denzel bietet etwa mit Denzelcare seit rund zehn Jahren speziell für Firmenkunden ein Rundum- Sorglos-Paket, das neben einer 24h-Servicehotline auch eine garantierte Mobilität mit kostenlosen Ersatzfahrzeugen, einen österreichweiten Abschleppdienst, einen Airport-Service innerhalb Wiens, ein komplettes Schadensmanagement sowie modernste Reparaturmaßnahmen durch geschultes Personal umfasst. Dabei arbeitet Denzel markenunabhängig sowohl mit den klassischen Leasingfirmen zusammen, Denzelcare wird den Kunden aber auch direkt angeboten. Aktuell betreut Denzel mehr als 10.000 Fahrzeuge. Wie wichtig das Flottengeschäft für die Hersteller ist, zeigen aktuelle Absatzzahlen quer durch Europa. In Spanien macht das Flottengeschäft der Hersteller rund 48 Prozent des Umsatzes aus, in Großbritannien 54 Prozent und in Deutschland sogar 62 Prozent. In Österreich wird der Flottenanteil an den Herstellerumsätzen auf rund 40 Prozent geschätzt, Tendenz steigend.
Elektrische Flotten
Es herrscht unter den Experten weitgehende Einigkeit, dass das Thema Elektromobilität in der Praxis der heimischen Fuhrparks bereits angekommen ist. Uneinigkeit herrscht lediglich über das Ausmaß. Für Christine Scharinger spielen Elektroautos schon heute eine große Rolle. »Raiffeisen-Leasing Fuhrparkmanagement hat insgesamt rund 11.000 Fahrzeuge unter Vertrag, davon fahren ca. 700 PKW und leichte Nutzfahrzeuge vollelektrisch. Keine andere Leasingfirma kann auf eine ähnliche E-Flotte verweisen.« Etwas weniger enthusiastisch sieht Friedrich Sommer, Pressesprecher von Mitsubishi Österreich, die Situation. »Die Einsatzmöglickeiten sind auf jeden Fall gegeben, aber die Vorurteile sind hartnäckig. Vor allem die beschränkte Reichweite und die leider bei weitem noch nicht flächendeckende Ladeinfrastruktur verunsichern viele potenzielle Nutzer«, plaudert Sommer aus der Praxis. Auch Scharinger geht mit den Energieversorgern hart ins Gericht: »Es ist traurig, dass die Energieversorger so wenig Initiative zeigen und es etwa immer noch nicht geschafft haben, sich auf einheitliche Tankkarten für E-Ladestationen für ganz Österreich zu einigen.« Dennoch sieht Scharinger die Zukunft für Elektroautos durchaus rosig. »Die in der EU-Richtlinie verankerte CO2-Reduktion wird den Markt für Elektrofahrzeuge noch einmal deutlich ankurbeln«, sagt Scharinger. Dieser Argumentation schließt sich auch Friedrich Sommer an, er sieht in der reinen Elektromobilität allerdings erst den übernächsten Schritt. »Der nächste Schritt heißt Hybrid-Plug-in. Das vereint die Vorteile der Elektromobilität mit der Flexibilität von Verbrennungsmotoren.« Die Hersteller weltweit scheinen ähnlich zu denken. Alleine im nächsten Jahr sollen rund 70 Plug-in-Hybrid-Modelle auf den Markt kommen, vom Premium- bis zum Massehersteller. Es ist davon auszugehen, dass nicht wenige davon in Unternehmensflotten landen werden.
Die beliebtesten Flottenfahrzeuge
In den Fuhrparks der heimischen Unternehmen dominieren traditionell die deutschen Premiummarken Audi, BMW und Mercedes. Das liegt neben den attraktiven Total Cost of Ownership vor allem am hohen Restwert der Fahrzeuge. Marktverschiebungen finden zwar statt, aber nicht von heute auf morgen. Im Premiumbereich versuchen aktuell Volvo und Jaguar verstärkt im Firmengeschäft Fuß zu fassen, stehen dabei aber noch relativ am Anfang. Ähnliches gilt für Hyundai oder Mitsubishi, die mit Hybrid-Plug-In, Allrad oder Brennstoffzellen versuchen, spezielle Nischen zu besetzen. Wie treu Firmenkunden sind, zeigt auch das Beispiel Hilti Austria. Der Fuhrpark des Werkzeugherstellers besteht seit vielen Jahren zu 97 Prozent aus Ford-Modellen. Anfang November übergab Ford- Austria-Generaldirektor Danijel Dzihic wieder 70 Ford Galaxy an Hilti-Geschäftsführer Manfred Gutternigg. Weitere 20 Fahrzeuge folgen bis Ende des Jahres.