In Österreichs größtem Konzern, der OMV, tobt ein Machtkampf. Finanzvorstand David Davies kann sich gute Chancen auf den Chefposten ausrechnen.
Die Ablöse von Vorstandschef Gerhard Roiss ist fix, auch der Sessel von Gas-Vorstand Hans-Peter Floren wackelt bedenklich. Zu einem glatten Schlussstrich unter die bis 2017 laufenden Verträge der beiden Streithähne konnte sich der Aufsichtsrat aber nicht durchringen. Abfindungen in Millionenhöhe werden dem größten Konzern Österreichs, an dem die Republik über die ÖIAG 31,5 % hält, nicht erspart bleiben. Roiss bleibt noch bis Mitte 2015 im Amt. Für seinen cholerisch-autoritären Führungsstil berüchtigt, sollen ihm dem Vernehmen nach nicht allzu viele nachweinen. Warum allerdings Finanzvorstand David Davies, der als fixer Nachfolger gilt, nicht sofort bestellt wurde, bleibt auch Insidern unerklärlich. Claus Raidl, früher selbst ÖIAG-Vorstand, kritisierte das Aufschieben der Personalfrage scharf. Die Unstimmigkeiten seien bei der Vertragsverlängerung im September 2013 bekannt gewesen. Davies, der das Desaster wieder ins Lot bringen soll, werkt seit 2002 in der OMV. Für den zurückhaltenden Briten ist das eine halbe Ewigkeit, früher hielt es ihn kaum länger als zwei Jahre in einer Firma. Der Sohn eines Liverpooler Bauarbeiters studierte Volkswirtschaft und begann als Wirtschaftsprüfer bei PriceWaterhouse in Mailand. Im Laufe seiner Karriere wechselte er quer durch Europa und Branchen – Chemie, Gesundheit, Lebensmittel, Disney – seine Jobs. Um die zerstrittene Truppe wieder zu einen, braucht der 59-Jährige vermutlich mehr als seinen typisch britischen, trockenen Humor.