Die Unternehmen müssen Ideen mehr Raum und Anerkennung geben, meint Barbara Halapier, Geschäftsführerin des Österreichischen Produktivitäts- und Wirtschaftlichkeits-Zentrums (ÖPWZ).
(+) Plus: Nach welchen Kriterien wird der Ideenmanagement Award verliehen?
Barbara Halapier: Wir arbeiten mit dem Zentrum für Ideenmanagement in Frankfurt zusammen und haben die Kriterien für den Award gemeinsam entwickelt. Die fünf Punkte sind Strategie und Akzeptanz, Ziele und Marketing, Prozess und Organisation, Anerkennung und Wertschätzung sowie die Kennzahlen. Angelehnt an das EFQM-Modell der European Foundation for Quality Management werden die Nachhaltigkeit der Vorschläge und die Leistungsfähigkeit jeweils zu 50 % gewichtet. Seit drei Jahren bezieht die Jury auch qualitative Kriterien in die Entscheidung ein. Dadurch kommen auch kleinere Unternehmen zum Zug.
(+) Plus: Ist der Nutzen einer Idee im-mer unmittelbar messbar?
Halapier: Natürlich dauert es manchmal länger, bis eine Idee wirksam wird. Manche Vorschläge sind auch gar nicht in Zahlen zu messen. Zum Beispiel im Bereich Arbeitssicherheit: Wenn jemand eine Schutzklappe erfindet, die den Menschen an der Maschine schützt – wie soll man das in Geld bewerten? Deshalb gibt es in den Unternehmen sehr unterschiedliche Formen der Anerkennung. Eine monetäre Belohnung, die entweder am finanziellen Nutzen für den Betrieb bemessen oder bereits nur für die Idee ausgeschüttet wird, ist vielen Mitarbeitern am liebsten. In manchen Betrieben gibt es für alle, die eine Idee bringen, eine Goldmünze. Als Alternative zu Geld kommen zusätzliche Urlaubstage sehr gut an. Es kommt auch vor, dass Mitarbeiter durch ein gemeinsames Mittagessen mit dem Vorstand oder der Geschäftsleitung geehrt werden. Das ist ein besonderes Zei-chen der Wertschätzung und gleichzeitig ein Signal an andere Mitarbeiter.
(+) Plus: Vor 20 Jahren hat ein Aufsatz des Management-Gurus Reinhard K. Sprenger über die Sinnhaftigkeit von Prämiensystemen große Diskussionen ausgelöst. Ist das noch immer ein Thema?
Halapier: Das wird in unserem Forum KVP & Innovation immer wieder diskutiert.
Man muss unterscheiden, was zur Tätigkeit an einem Arbeitsplatz ohnehin dazugehört und was eine darüber hinausgehende Leistung ist. In den nordeuropäischen Ländern gibt es gar keine gesonderte Prämierung, sondern Qualitätszirkel, die wöchentlich bestimmte Themen bearbeiten. Da steckt Veränderung, das Mitdenken schon in jedem Mitarbeiter drin. Der Faktor Arbeit hat einen ganz anderen Stellenwert.
(+) Plus: Welche Rolle spielen die Unternehmenskultur und der Führungsstil für Kreativität?
Halapier: Die Kultur ist für jegliche Motivation oder Innovation sicher entscheidend. Wenn die Führungsebene das Potenzial nicht erkennt, werden kaum Ideen kommen. Fördern kann man Kreativität zum Beispiel auch durch Workshops. Wir bieten dazu gemeinsam mit dem Zentrum für Ideenmanagement eine Ausbildung an. Irgendwo nur einen Kasten hinzuhängen, ist sinnlos.
(+) Plus: In welchem Zeitraum sollten die Ideen umgesetzt werden?
Halapier: Wenn von der Einreichung einer Idee bis zur Bearbeitung und Realisierung zwei Jahre vergehen, ist natürlich keiner mehr interessiert. Deshalb muss dieser Zeitraum relativ kurz gehalten werden, je nach Komplexität im Schnitt etwa sechs bis acht Wochen. Ideal wäre zumindest eine rasche Entscheidung, ob diese Idee weiter behandelt wird.
(+) Plus: Ist ein eigener Ideenmanager im Unternehmen notwendig?
Halapier: Ich sehe das schon als einen wesentlichen Faktor. Der Ideenmanager organisiert den gesamten Ablauf, initiiert kleinere Zirkel und Workshops, kümmert sich um die Prämierung und achtet darauf, dass der Zeithorizont zwischen Einreichung und Umsetzung eingehalten wird. In vielen Unternehmen gibt es zwar einen Ideenmanager, aber aus meiner Sicht sollte Ideenmanagement eine eigene Stabsstelle sein.