Themen, die Österreich beweg(t)en.
Abkühlung
Mehr als ein Jahrzehnt sorgten die BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China für sprunghafte Wachstumsraten und bescherten Anlegern saftige Renditen. Jetzt herrscht Katzenjammer: Die erfolgsverwöhnten Länder kränkeln, politische Probleme und wirtschaftliche Versäumnisse der vergangenen Jahre kommen zum Vorschein. Einzig China kann noch einigermaßen respektable Zuwächse vorweisen. Doch auf der Überholspur lauern bereits andere Schwellenländer – mit noch günstigeren demografischen Voraussetzungen, reichlich Rohstoffen und ausbaufähiger Infrastruktur.
Alles bleibt schlechter
Stell dir vor, es gibt eine Wahl – und nichts ändert sich. In Österreich kennt man das ja. SPÖ und ÖVP fahren die schlechtesten Ergebnisse der Geschichte ein und dürfen trotzdem fünf weitere Jahre Stillstand zelebrieren. In der Opposition machte sich Enttäuschung breit: Die FPÖ erreichte den zweiten Platz doch nicht. Die Grünen schafften ihr bestes Wahlergebnis aller Zeiten und dürfen wieder nicht mitregieren. Frank Stronach gab umgerechnet 37 Euro pro Wählerstimme aus – für den Bundeskanzler reichte das nicht, und so verlor er nach nur zwei Plenarsitzungen auch das Interesse am Parlament. Die größte Überraschung der NR-Wahl, die Neos, wollen Kindern und Lehrern Flügel verleihen. Wie sich ein Absturz anfühlt, könnten Haiders letzte Vertraute vom BZÖ berichten. Sie sind aber nicht mehr dabei.
Big Data
Endlich gibt es wieder einen praktischen Größenvergleich in der Unternehmens-IT. Wer nicht heute mindestens 200 Datensilos und dreihundertmal so viele Excel-Wüsten wöchentlich durchforstet, gilt als unterbeschäftigt. Unternehmen ohne eigener Datenforschungsabteilung sind sowieso rückständig. Dabei wissen wir mittlerweile, dass das Potenzial, um aus dem Rohmaterial Information neues Geschäft zu generieren, megagroß ist. Welches Geschäft genau, fragen Sie? Wenden Sie sich an Ihre Forschungsabteilung.
Budgetloch
Es gibt eins – es gibt doch keins. »Es gibt nur Einnahmen und Ausgaben, die auseinanderklaffen«, sagte der Wiener Bürgermeister Michael Häupl. »Es gibt kein Budgetloch«, betonte auch Finanzministerin Maria Fekter. Es sei nur eine Frage der Perspektive. Wie groß ist also das nicht vorhandene Loch? Nach langem Herumrechnen einigten sich SPÖ und ÖVP auf einen Fehlbetrag von 24,24 Milliarden Euro inklusive Bankenrettung – quasi Peanuts in einem hochkomplexen Haushaltsbudget. Fiskalrat-Chef Bernhard Felderer sieht das für 2016 anvisierte Nulldefizit in noch weitere Ferne gerückt – 840 Millionen Euro mache schon jetzt der Fehlbetrag aus. Wo ein Loch ist, könnten sich bald noch weitere auftun. Rechnungshofpräsident Josef Moser spricht bereits von mehreren »Effizienzlöchern«.
Energiewende
Was ist nur los mit der Energiewende? Der Wandel zu den Erneuerbaren und einer emissionsfreien Energieerzeugung wird vom Aufwand geprägt, sich von alten Geschäften verabschieden zu müssen. Während der Mensch weiterhin an jenem Ast sägt, auf dem er bequem sitzt, unken manche, dieser Planet hätte ohnehin nichts Besseres verdient – wenn er schon so etwas wie Homo sapiens produzieren muss. Dass es auch anders geht, beweisen mitunter heimische Energieversorger – zumindest schrittweise. Es sind mit wenigen Ausnahmen Babyschritte, die von Industrie und Wirtschaft weltweit Rettung bringen sollen. Na dann, gute Nacht!
Konsumzwang
Eigentlich geht es uns gut. Die Wirtschaft wuchs im Vorjahr um 0,4 % – das ist nicht viel, aber die Italiener oder Griechen würden schon für so ein kleines Plus dankbar sein. Für 2014 und 2015 sieht alles sogar noch besser aus. Die Oesterreichische Nationalbank erwartet einen Konjunkturanstieg von 1,6 bzw 1,9 %. Ermöglichen soll dies ein »positives Konsumwachstum« – also wir alle im Shoppingcenter. Der Verbraucherpreisindex zeigt uns regelmäßig, dass die Lebenserhaltungskosten ohnehin kaum steigen (2013: 2 %). Die Zinsen sind im Keller – wozu noch sparen? Einziges Problem: Die Preise stiegen in den vergangenen Jahren deutlich stärker als Löhne und Gehälter. Die Kaufkraft ist im Schwinden. Besonders wenn man gar keinen Job hat: 450.000 Menschen sind bereits arbeitslos, Tendenz steigend. Die Schuldnerberatungen verzeichnen nicht erst seit Weihnachten einen Ansturm.
Leistbares Wohnen
Der überraschende Vorstoß von ÖVP-Obmann Michael Spindelegger in Sachen Zweckbindung der Wohnbauförderung hat im Frühjahr 2013 den Wahlkampf inoffiziell eröffnet. Keine Partei ist an dem Thema vorbeigekommen und schlussendlich haben sich alle für die Wiedereinführung der Zweckbindung ausgesprochen, um für Wohnungen und damit leistbare Mieten zu sorgen. So war das vor der Wahl. Nach der Wahl klingt das schon wieder ganz anders. Die Bundesländer wollen ihre Budgethoheit auf keinen Fall aufgeben und fordern schon wieder finanzielle Abgeltung für eine etwaige Zweckbindung. So wird uns das Thema noch länger begleiten.
Re-Industrialisierung
Die USA machen es gerade vor. Europa möchte auch, weiß aber noch nicht genau, wie. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass Länder, die neben dem Dienstleistungssektor auch über eine starke Industrie verfügen, besser durch die Krise gekommen sind. Aber im globalen Wettbewerb tut sich Europa schwer. In China gibts billige Arbeitskräfte, in den USA billige Energie. Europa droht, zum industriegeschichtlichen Museum zu werden.
Rückkehr der Aktie
Geht es um Geldanlagen für »kleine« Sparer und Investoren, sind selbst die besten Bankberater ratlos. Das Sparbuch ist ein Minusgeschäft, Immobilien sind unerschwinglich und auch das frühere Liebkind der Österreicher, der Bausparvertrag, hat mit der Prämienkürzung im Jahr 2012 stark an Popularität eingebüßt. Dank der guten Performance von Dow Jones und DAX trauen sich auch wieder mehr Österreicher über Aktien und Fonds. Zwar kann der ATX leistungsmäßig traditionell nicht mit den großen Indizes mithalten, die Aktienumsätze an der Wiener Börse haben aber im zweistelligen Prozentbereich zugelegt.
Tango korrupti
»Die Sache stinkt«, hatte Richter Stefan Apostol befunden und den Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly in erster Instanz wegen Beweismittelfälschung zu zwei Monaten bedingter Haft verurteilt. Im Jänner 2014 musste der Vorsitzende des Berufungssenats, Christian Dostal, den »einfachen Landwirt«, wie sich Mensdorff gerne bezeichnet, aus Mangel an Beweisen freisprechen: »Gerüche bei Waffengeschäften sind zu wenig.« Über ein verschachteltes Firmennetzwerk soll der Lobbyist 12,6 Millionen Euro erhalten haben, um Beschaffungsvorgänge in CEE zugunsten des britischen Konzerns zu beeinflussen. Auch wenn es in Österreich um Aufträge der öffentlichen Hand ging, war Mensdorff auffallend oft dabei – strafrechtliche Delikte konnten ihm bislang aber nie nachgewiesen werden. Auch das Urteil gegen Ernst Strasser, der wegen Bestechlichkeit vier Jahre unbedingte Haft ausfasste, wackelt. Der OGH wies den Fall wieder zurück an den Start: »Anfüttern« steht erst seit 2013 unter Strafe. Die 2010 geltende Rechtslage verlangt den Nachweis, dass Strasser die 100.000 Euro der als Lobbyisten getarnten Journalisten für den Einfluss auf eine konkrete EU-Richtlinie gefordert hatte.
Tod einer Branchengröße
Es war die größte Pleite der zweiten Republik: Über vier Milliarden Miese hat der Baukonzern Alpine angehäuft, bevor im Juni die Reißleine gezogen wurde. Politik und Wirtschaft zeigten sich erstaunt und vom Ausmaß der Probleme überrascht. Dabei war die Entwicklung durchaus absehbar. Die Preispolitik der Alpine sorgte in der Branche schon länger für Ärger und Kopfschütteln. Dass Aufträge zugunsten des Umsatzwachstums eingekauft wurden, war ein offenes Geheimnis. Mit den Folgen muss die Branche jetzt leben: Die Alpine ist weg, aber die Preise bleiben im Keller.
Vegan & Vegetarisch
Über 40.000 Veganer gibt es in Österreich – eine Randgruppe, möchte man meinen. Doch immer mehr Menschen verzichten zumindest hin und wieder auf tierische Produkte, also neben Fleisch auch auf Eier, Honig, Milch und Käse. Ob aus ethischen Gründen, wegen einer Nahrungsmittelunverträglichkeit oder einfach, um gesünder zu leben – das Marktpotenzial ist enorm. Denn auch Liebhaber fleischlicher Kost haben längst erkannt, dass das Angebot veganer Supermärkte breiter und hochwertiger ist als bei traditionellen Handelsketten.