Samstag, Juli 20, 2024

Studierende und Absolventen ziehen Work-Life-Balance einer Top-Karriere vor.  Jobs im öffentlichen Dienst oder in der Forschung werden bevorzugt. Ein Mangel an Führungskräften ist damit vorprogrammiert.

 

In welcher Branche würden Sie im Idealfall nach Ihrem Studium gerne arbeiten? Diese Frage stellte Kepler Society, der Alumni-Club der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, im Rahmen einer im Jänner 2013 erstmals durchgeführten Karriereumfrage. Rund 1.500 Studierende und Absolventen nahmen an der Studie teil. Ihre Antworten zeichnen ein eindeutiges Bild: Mehr als 30 % wünschen sich einen Job im öffentlichen Dienst. Jeweils rund 26 % sehen ihre Zukunft in den Bereichen Management und Beratung sowie Forschung und Lehre. Am wenigsten gefragt sind die Baubranche und einige Industriesparten.

>> Österreich, ein Beamtenstaat? <<

Wer hinter der künftigen geistigen Elite des Landes ein Heer von bequemen Amtsschimmeln vermutet, liegt aber falsch. Auf die Frage nach ihren Karrierezielen sprachen sich nämlich zwei Drittel der Befragten für eine ausgewogene Work-Life-Balance aus. Intellektuelle Herausforderungen (48 %)
und Sicherheit im Job (36 %) liegen mit einigem Abstand dahinter. Eine Führungskraft mit leitender Funktion zu werden, ist für rund 28 % attraktiv. Nur 10 % können sich vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu führen.

Einen markanten Unterschied zeigt jedoch das Splitting nach Geschlechtern. Während für Frauen »Soft Facts« wie Work-Life-Balance, intellektuelle Herausforderung und Sicherheit die entscheidenden Faktoren sind, überwiegt bei Männer noch das Streben nach Status, also Führungsverantwortung oder Erfolg in der Selbstständigkeit. »Die Umfrage bestätigt das neue Bild des Akademikers, der zwar im mittleren Management oder als Projektleiter tätig sein möchte, aber bewusst auf die eigene Work-Life-Balance schaut«, erklärt Gerhard Stürmer, Präsident der Kepler Society.

Nur 17 % streben eine internationale Laufbahn an. Generell sind deshalb auch eher Klein-Mittelbetriebe die bevorzugten Arbeitgeber. Die Mehrheit der Befragten (40 %) würde sich in einem Unternehmen mit 100 bis 500 Mitarbeitern am wohlsten fühlen. Jeweils 30 % zieht es in Unternehmen mit mehr als 500 oder unter 100 Mitarbeitern.

>> Mangel an Führungskräften <<

Für Vizerektor Friedrich Roithmayr sind die Ergebnisse »nicht überraschend, aber erschreckend«. Er sieht darin ein »massives gesellschaftliches Problem«: »Wir steuern auf ein neues Biedermeier zu.« Work-Life-Balance sei schon wichtig, auf Dauer könne der Wohlstand aber nur mit Leistung gewährleistet werden. Während in Europa »Verwaltung der Vergangenheit« betrieben werde, wachse in anderen Teilen der Welt eine karrierehungrige, bestens ausgebildete Jugend heran, so die Studienleiter.

Aber auch die Unternehmen müssen sich stärker als bisher als attraktive Arbeitgeber präsentieren. Denn setzen die Absolventen ihre Karrierepläne tatsächlich um, könnte es um den Nachwuchs an Führungskräften in heimischen Betrieben schon bald schlecht bestellt sein.

Meistgelesene BLOGS

Firmen | News
25. März 2024
Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel und Künstliche Intelligenz (KI) spielt dabei eine entscheidende Rolle. Unternehmen weltweit erkennen zunehmend die Bedeutung von KI für ihre Produktivität und W...
Andreas Pfeiler
27. März 2024
Die Bundesregierung hat ein lang überfälliges Wohnbauprogramm gestartet. Ausschlaggebend dafür war ein Vorschlag der Sozialpartner, der medial aber zu Unrecht auf einen Punkt reduziert und ebenso inte...
Redaktion
09. April 2024
Die Baubranche befindet sich gerade in einem riesigen Transformationsprozess. Dabei gilt es nicht nur, das Bauen CO2-ärmer und insgesamt nachhaltiger zu gestalten, sondern auch Wege zu finden, wie man...
Firmen | News
27. Mai 2024
Die Zeiten, in denen man eine Bankfiliale besuchen musste, um sich über finanzielle Produkte zu informieren, sind längst vorbei. Heute, in einer Ära, in der praktisch jede Information nur einen Klick ...
Fujitsu
05. April 2024
Die IT-Landschaft hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Früher dominierten zentralisierte Rechenzentren, ein neuer Trend favorisiert nun aber eine verteilte IT-Infrastruktur. Diese erstreckt...
Bernd Affenzeller
02. Juni 2024
Am 9. Juni findet in Österreich die Wahl zum Europäischen Parlament statt. Überschattet wird der Wahlkampf derzeit von Vorwürfen gegen die grüne Kandidatin Lena Schilling. Trotz der heftigen Turbulenz...
Marlene Buchinger
21. April 2024
Derzeit gibt es Unmengen an Schulungsangeboten und ESG-Tools schießen wie Pilze aus dem Boden. Anstelle das Rad neu zu erfinden, lohnt es sich bestehende Strukturen zu neu zu denken. Herzlich Willkomm...
Alfons A. Flatscher
02. Juni 2024
Elon Musk, Tesla-Gründer und Twitter-Eigner, ist immer gut für Sager. Jetzt wurde er gefragt, wer denn im November die Präsidentenwahlen gewinnen werde: Biden oder Trump? Er habe keine Ahnung, antwort...

Log in or Sign up