Österreich ist nicht gerade bekannt für seinen Reichtum an Bodenschätzen. Einen Rohstoff gibt es dennoch zur Genüge, solange dieser greifbar gemacht werden kann: der Rohstoff Wissen.
Robert Bodenstein, Obmann der Wirtschaftskammer-Fachgruppe Unternehmensberatung und Informationstechnologien (UBIT), lud Anfang November Mitglieder und Interessierte zu den »Wiener Gesprächen 2012« . »Im Wandel der Wirtschaft wird an vielen Arbeitsplätzen nicht mit Eisen, Holz oder Glas hantiert, sondern mit Know-how und Wissen«, weiß Bodenstein. »Es ist ein Rohstoff, der mehr oder weniger überall vorhanden ist.« Dennoch sei er kaum greifbar oder konkret erfasst, wird für den Wirtschaftsexperten diese Diskrepanz spätestens bei Unternehmensbewertungen schlagend.
Andreas Brandner, Geschäftsführer Knowledge Management Austria, arbeitet seit gut 15 Jahren im Bereich Wissensmanagement. Ihm ist das große, übergeordnete Bild wichtig, das Management von Wissen in Unternehmen strategisch zu sehen: »Meist wird damit Bildung, Technologie und Innovation in Verbindung gebracht. Doch ist ein fruchtbarer Umgang mit dieser Ressource auch, vorhandenes Wissen zu schätzen und zu teilen.« Brandner rät kleineren Firmen und Ein-Personen-Unternehmen deshalb zu einem offenen Zugang zu Netzwerken und Plattformen, auf denen partnerschaftlich Wissen vermehrt wird. Auch für die meist überdurchschnittlich qualifizierten Wissensarbeiter sei ein Netzwerken mit Gleichgesinnten wichtig. Da sie selbst die Spezialisten in den Unternehmen sind, fehlt ihnen der direkte Ansprechpartner. Sie bewegen sich zunehmend in neuen Arbeitsbeziehungen über die klassischen Firmengrenzen hinaus.
Unternehmen jeder Größe empfiehlt Brandner, ihren Wissensarbeitern möglichst wenige Grenzen zu setzen und fruchtbare Rahmenbedingungen für die Entwicklung eigener Ideen zu ermöglichen. »Dazu gehört auch der Mut, Risiken einzugehen, wenn neue Wege beschritten werden«, erinnert der Wissensexperte. WK-Obmann Bodenstein fordert Gesetzesreformen, die auf eine sich ständig verändernde Wirtschaft Rücksicht nehmen. »Das herrschende Arbeitszeitgesetz schützt zwar gut den Ziegelarbeiter, bremst aber die Kreativität und Flexibilität in der Wissensarbeit.« Auch sind Rückstellungen etwa für Beratungs- und IT-Supportaufgaben derzeit steuerlich nicht abbildbar. »Das alles hemmt die Wissensarbeit«, warnt er.