Die Krise scheint vorerst gemeistert, Österreichs Wirtschaft wächst wieder und die aktuellen Prognosen für das Wirtschaftswachstum sind positiv. Trotzdem müssen wir für die Zukunft mit höherer Volatilität rechnen und uns darauf vorbereiten, im Anlassfall wieder schnell und entschlossen zu agieren. Auch bei Post- und Logistikdiensten müssen wir uns auf ein differenziertes Bild einstellen.
Vor 15 Jahren, als der Report das erste Mal erschien, wurde die damalige Post- und Telegraphenverwaltung gerade aus dem Staatshaushalt ausgegliedert. Zwei Jahre später erfolgte dann die Aufteilung in die »gelbe« Post und die Telekom. Damit startete für unser Unternehmen, die heutige »Österreichische Post AG«, eine Phase der Restrukturierung, die immer noch andauert und uns auch weiter begleiten wird. Das Kerngeschäft, die Beförderung von Postsendungen, bleibt uns sicherlich erhalten, befindet sich aber in einem deutlichen Wandel: Die Anzahl der Briefe sinkt von Jahr zu Jahr, der Brief – in Form des adressierten Briefes, des Einschreibens oder der adressierten oder unadressierten Werbepost – wird aber auch weiter neben E-Mail und Mobiltelefonie seine Berechtigung und Anwendung finden. Das klassische Paket wächst in seiner Bedeutung durch die Bestellungen über das Internet. Grundsätzlich muss sich die Post schon heute und künftig den Veränderungen stellen:
Die zwei Welten verbinden
Der elektronischen Substitution des Briefes durch E-Mail und Online-Portale gilt es mit maßgeschneiderten Produkten, wie etwa sicheren elektronischen Briefen und gesicherter elektronischer Zustellung, entgegenzutreten. Hier entwickelt die Post derzeit ein breites Portfolio an Möglichkeiten, die physische und die elektronische Post zu verbinden. Da dieses Geschäft vom Umfang her viel kleiner sein wird als das heutige Briefgeschäft und zusätzlich ganz andere Strukturen erfordert, bleibt die Fortführung der Restrukturierung unseres Unternehmens eine der Hauptaufgaben.
Um dem künftigen Wettbewerb im seit Jahresbeginn liberalisierten Postmarkt gut gerüstet entgegenzutreten, bedarf es einer noch stärkeren Verankerung von konsequenter Kundenorientierung innerhalb des Unternehmens. Im harten Wettbewerb im Paketgeschäft zeigt sich, dass beispielsweise die vom Empfänger empfundene Zustellqualität ein wichtiges Verkaufsargument gegenüber unseren direkten Kunden, den Versendern, ist.
Marktposition weiter ausbauen
Gerade im Paketgeschäft müssen wir die Chancen des boomenden Internethandels nützen. Der verstärkte Vertrieb von Waren über das World Wide Web und die daraus folgende Zustellung der Güter führt zu Wachstum in dieser Sparte. An diesem will die Österreichische Post AG teilhaben und wird darüber hinaus ihre Marktposition weiter ausbauen. Alternative Zustellkonzepte, die sowohl höheren Kundennutzen und größere Effizienz bringen – wie etwa die Abendzustellung oder Paketautomaten –, werden dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wir erwarten auch weiterhin Wachstum der grenzüberschreitenden Handelsströme und weiter zunehmende internationale Vernetzung von Logistikleistungen. Dies geschieht in liberalen und offenen Märkten. Deshalb will die Post auch künftig ihr Geschäft in definierten Auslandsmärkten weiter ausbauen. Wir wollen langfristig auch international weiter wachsen.
Positive Bilanz
Generell bin ich überzeugt, dass die Österreichische Post mit dieser Strategie im heimischen Umfeld guten und gewinnbringenden Zeiten entgegensteuert. Wichtig ist dabei aber nicht nur, dass wir innerhalb des Unternehmens die richtigen Schritte setzen, sondern dass auch das Umfeld stabil bleibt und den Unternehmen den nötigen Handlungsspielraum bietet. Österreich hat eine wirtschaftsliberale Tradition und es ist dringend nötig, diese auch künftig weiterzuführen. Unternehmen müssen weiterhin Gewinne erwirtschaften können und dürfen, der Leistungsgedanke muss auch in Zukunft eine Kenngröße des unternehmerischen Handelns sein. Dann werden wir alle auch nach den nächsten 15 Jahren wieder eine positive Bilanz ziehen können.
Für diese kommenden eineinhalb Jahrzehnte – und natürlich auch darüber hinaus – wünsche ich dem Report alles Gute. Ich bin zuversichtlich, dass auch in Zukunft gute Recherche und fachliches Know-how geschätzt sein werden und somit auch dieses Magazin einer positiven Zukunft entgegensteuert.