Mittwoch, Juli 17, 2024
Insolvenzgeschehen 2023: Auswirkungen auf Unternehmen in Westeuropa
Österreich ist über dem Vor-Pandemie-Neveau

In Westeuropa wurden im Jahr 2023 169.496 Unternehmensinsolvenzen registriert. Dieser Wert liegt um 20,9 Prozent über dem Vorjahresstand (140.168 Fälle). Die Insolvenzzahlen übertrafen damit erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung.

„Das Insolvenzgeschehen im vergangenen Jahr stand im Zeichen der Rezession. Inflation, Zinsen, Energiekosten und auch die Nachwehen von Corona haben viele Unternehmen massiv belastet. Jetzt sehen wir Die Auswirkungen auch deutlich in den Zahlen“, fasst Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung in Neuss, die Entwicklung des Jahres 2023 zusammen.

„2023 wurden in Westeuropa so viele Insolvenzen gezählt wie zuletzt 2016. Die verschärften Finanzierungsbedingungen strapazieren die Reserven der Unternehmen deutlich. Die Zentralbank (EZB) dämpfte mit Zinserhöhungen die Inflation, aber auch Konsum und Investitionen. So konnten die Unternehmen kaum Erträge erwirtschaften“, sagt Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer von Creditreform Österreich.

In den meisten der untersuchten 17 Staaten Westeuropas stiegen die Insolvenzzahlen. Rückgänge gab es nur in Dänemark, Luxemburg, Spanien und Portugal. Besonders stark war der Anstieg in den Niederlanden (plus 54,9 Prozent) und in Frankreich (plus 35,6 Prozent). In Schweden, Irland, Finnland, Norwegen und Deutschland stiegen die Insolvenzfälle um mehr als 20 Prozent.

„2024 wird eine Fortsetzung der schlechten Wirtschaftslage des vergangenen Jahres, die zu einer weiteren Zunahme der Insolvenzen führen wird. Zudem liefert die Finanzkrise 2009 einen Ausblick für die Insolvenzentwicklung der kommenden Jahre. Trotz wirtschaftlicher Erholung blieben die Zahlen damals für lange Zeit auf einem hohen Niveau“, erläutert Hantzsch.

Handel und Baugewerbe dominieren

In allen Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen zweistellig. Besonders stark war der Anstieg im Handel (plus 24,8 Prozent) und im Bausektor (plus 21,7 Prozent), moderater war er im Dienstleistungsgewerbe (plus 16,2 Prozent). Im Verarbeitenden Gewerbe beschleunigte sich das Insolvenzgeschehen. Der Zuwachs (plus 19,8 Prozent) war höher als im Vorjahr. Gleichwohl liegen die Zahlen im Verarbeitenden Gewerbe noch knapp unter dem Wert des Jahres 2019.

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