Für einen gesunden Planeten und eine lebenswerte Zukunft ist die Einhaltung von ökologischen, sozialen sowie Governance-Kriterien unablässig. Die Umsetzung verlangt ein hohes Maß an Verantwortung sowie ein gemeinschaftliches Vorgehen aller Beteiligten.
Ein Gastkommentar von Boris Recsey, Geschäftsführer des Technologieanbieters und Informationsdienstleisters CRIF Austria.
Europa hat sich ein großes Ziel gesetzt: bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent zu werden. Neue und strengere Regularien wie die Informationspflicht über Nachhaltigkeitsaspekte oder die EU-Taxonomie-Verordnung beschleunigen die grüne Transformation. Hinzu kommen sich verändernde Kundenansprüche sowie steigende Anforderungen von Investoren und Stakeholdern, die Unternehmen unter Druck setzen, ihre Nachhaltigkeitsverpflichtungen zu erfüllen.
All dies führt zu einem Paradigmenwechsel, in dem Verantwortung neu gedacht werden muss. Diente sie früher mehr dem Image, muss Nachhaltigkeit nun als integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie verstanden werden, der den zukünftigen Fortbestand und Erfolg unmittelbar beeinflusst.
Nachhaltigkeit bedeutet dabei aber nicht nur Umweltschutz, sondern umfasst auch Aspekte wie soziale Verantwortung, Menschenrechte, Gesundheitsschutz, Diversity und Unternehmenswerte – kurz zusammengefasst unter den drei Buchstaben ESG (Environmental, Social, Governance). Spätestens ab dem Inkrafttreten des europäischen Lieferkettengesetzes müssen Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten zum Schutz von Menschenrechten und der Umwelt sowie der guten Unternehmensführung offenlegen.
Das gilt sowohl für ihre eigenen Bemühungen als auch die ihrer Zulieferer. Ein Gesetzesentwurf ist für Mitte Dezember 2021 von der EU-Kommission angekündigt und nimmt neben Großkonzernen auch kleine und mittlere Unternehmen in Risikosektoren und börsennotierte KMU, die im Binnenmarkt tätig sind, in die Pflicht.
Es ist gut und richtig, die gesetzlichen Grundlagen für ein ESG-konformes Wirtschaften zu schaffen, damit den Bestrebungen die notwendige Ernsthaftigkeit und Dringlichkeit eingeräumt wird. Doch die Frage, wie Unternehmen ihrer ESG-Berichtspflicht nachkommen müssen, bleibt offen.
Aktuell gibt es viele Einzellösungen für die Evaluierung von ESG-Kriterien. Die Prüfung erfolgt meist manuell, ist wenig standardisiert und auch kaum durch Werkzeuge unterstützt – in den meisten Fällen wird mit langen Excel-Tabellen hantiert. Unternehmen müssen ihre Nachhaltigkeitsbemühungen immer wieder neu beweisen. Das kann zur Folge haben, dass sich der administrative Aufwand mit der Vielzahl von Kontaktpunkten multipliziert, folglich zeitintensiv ist und die Umsetzung scheitert. Verstöße werden jedoch zu Reputationsschäden und höheren Kosten führen und nicht zuletzt die Klimaneutralität gefährden.
Die erfolgreiche Umsetzung bedarf daher eines ganzheitlichen und vor allem gemeinschaftlichen Ansatzes. Das hat Maha Eltobgy, Mitglied des Exekutivausschusses des Weltwirtschaftsforums, in einem Artikel im März 2021 gut auf den Punkt gebracht: Sie betonte, dass ESG kompliziert ist, dass aber eine gemeinsam verfolgte Vereinfachung möglich ist. Auf dem Weg dorthin benötigen Unternehmen laut der Expertin nützliche Instrumente zur Messung und Kommunikation nachhaltiger Wertschöpfung.
Diesen kollektiven Ansatz teilen auch wir bei CRIF und sehen den Einsatz von Technologie als kritischen Erfolgsfaktor. Wir haben eine global vernetzte Lösung entwickelt, die es Unternehmen ermöglicht, sich auf einfache Art und Weise regelkonform nach ESG-Kriterien bewerten und zertifizieren zu lassen und diese Information auch Dritten zugänglich zu machen – einmalig und für alle Kundenanfragen gültig.
Spätestens, wenn das Lieferkettengesetz auf EU-Ebene erlassen wird, kann sich kaum mehr ein Unternehmen – egal aus welcher Branche – einem ESG-Ranking gänzlich entziehen. Bis dahin wird es darum gehen, praxistaugliche und unternehmensfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen.