Seit dem Brexit-Referendum haben 97 der 222 in Großbritannien tätigen Finanzdienstleister Teile von Geschäftstätigkeiten bzw. der Belegschaft in die EU abgezogen oder planen dies noch zu tun. Covid-19 hat allerdings die Dynamik aus den Umsiedlungsplänen genommen.
Insgesamt sollen noch knapp 7.400 Stellen in die EU verschoben werden. „Nach fast einem Jahr seit dem offiziellen Austritt von Großbritannien aus der EU hat die Finanzdienstleistungsbranche das Thema Brexit noch lange nicht überwunden“, bestätigt Gunther Reimoser, Leiter Financial Services bei EY Österreich.
„Die EU zeigt sich grundsätzlich pragmatisch und kooperativ, der Druck seitens der Union steigt aber – abhängig von den Entwicklungen rund um Omikron und den damit verbundenen kurzfristigen Auswirkungen auf den internationalen Reiseverkehr sollte der Transfer im nächsten Jahr deutlich an Fahrt aufnehmen.“
Die beliebtesten Post-Brexit-Destinationen für neue Europa-Zentralen oder Betriebsumsiedelungen sind Dublin und Luxemburg.
36 Finanzdienstleistungsunternehmen haben ihre Absicht bekannt gegeben, britische Betriebe bzw. Teile der Belegschaft in die irische Hauptstadt zu verlagern. Luxemburg folgt auf Rang zwei mit insgesamt 29 Unternehmen, gleich dahinter Frankfurt mit 23 Unternehmen und Paris mit 21. Weitere genannte Standorte sind Madrid (8), Amsterdam (8), Mailand (7) und Brüssel (6).
Geht es aber um die konkrete Anzahl an Stellen, die bereits in die EU verlagert wurden oder deren Verschiebung noch geplant ist, führt Paris mit rund 2.800 britischen Mitarbeitenden das Ranking an, gefolgt von Frankfurt (rund 1.800) und Dublin (rund 1.200). „Damit Großbritannien und die EU ihre individuelle Wettbewerbsposition auf der globalen Finanzbühne behaupten können, ist Zusammenarbeit gefragt“, erklärt Armin Schmitt, Leiter Banking bei EY Österreich: „Insgesamt erwarten wir, dass der Wettbewerb zwischen den beiden Märkten sich noch einige Jahre ziehen und letztendlich zu besseren Ergebnissen und einer weiteren Steigerung der Transparenz führen wird.“