Freitag, März 29, 2024
»Kreislaufwirtschaft ist die einzig richtige Antwort«
Michael Schernthaner leitet seit Mai 2019 als CEO die Schur Flexibles Group.

Beim Thema Kunststoff sieht Michael Schernthaner, CEO der Schur Flexibles Group, noch in allen Bereichen großen Nachholbedarf.


(+) plus: Schur Flexibles war eines der ersten österreichischen Verpackungsunternehmen, die für fast alle Produktbereiche recyclingfähige Lösungen angeboten haben. Was war Ihr Antrieb?

Michael Schernthaner: Für uns ist Kreislaufwirtschaft im Verpackungsmarkt die einzig richtige Antwort. Darauf haben wir uns strategisch frühzeitig festgelegt und folgen dem Anspruch, den Markt zu transformieren. Unser ganzheitlicher Managementansatz wurde auch mit der Führungsposition im unabhängigen ESG Risk-Rating von Sustainalytics bestätigt.

(+) plus: Welche Verpackungslösungen werden am stärksten nachgefragt?

Schernthaner: Nachhaltigkeit mit Blick auf erneuerbare Materialien, Recyclingfähigkeit oder Reduktion der Verpackung stehen im Fokus. Aber eine hauchdünne Kunststofffolie muss auch weiterhin ein »Alleskönner« sein, also Schutz vor äußeren Einwirkungen, gleichbleibende Produktqualität etc. gewährleisten, besonders bei sensiblen Lebensmitteln wie Käse, Fleisch oder Süßwaren. Dass wir mit unseren Innovationen diesen Spagat zwischen Funktion und Ökologie schaffen, zeigen auch Auszeichnungen wie z. B. jüngst der WorldStar Award.

(+) plus: Ist Kunststoff überall ersetzbar bzw. verzichtbar?

Schernthaner: Kunststoffe sind ob ihrer Funktionalität nicht per se ersetzbar. Auch beim CO2-Fußabdruck sind Kunststoffe gerade bei Lebensmitteln meist die beste, weil ressourcenschonendste Verpackungsoption. Für die Zukunft sind Kunststoffe aus erneuerbaren Rohstoffen wichtig. Heute sind die am Markt verfügbaren Mengen noch zu gering. Daher müssen wir Kunststoff als Wertstoff bewerten und ihn im Kreislauf führen.

(+) plus: Wie sind Sie strategisch im Bereich F&E aufgestellt?

Schernthaner: Unsere Produktions­standorte sind nach einer Centres-of-Excellence-Strategie ausgerichtet, d. h. sie sind hochspezialisierte Standorte – ausschließlich in Europa –, mit jeweils eigenen Entwicklungseinheiten bzw. Labors für kontinuierliche Innovationsarbeit.

Zudem testen wir in unserem PackScience Center am Standort Allgäu an allen gängigen Verpackungsmaschinen im Markt Innovationen mit unseren Kunden. Für unser 2021 gegründetes Start-up Schur Flexibles Digital bauen wir ein eigenes Digilab in Wien, das wird unser Forschungs- und Entwicklungszentrum für digitale Services in unseren Produkten.

(+) plus: Schur Flexibles engagiert sich bei CEFLEX, einer europäischen Initiative zur Förderung der Circular Exonomy. Warum ist die internationale Vernetzung so wichtig?

Schernthaner: Wir engagieren uns auch im World Economic Forum und z. B. der »50 Climate & Sustainable Leaders«-Initiative. Zielsetzung ist, entlang der komplexen Regulatorien möglichst einheitliche Guidelines für die Branche zu entwickeln. Denn eine funktionierende Kreislaufwirtschaft braucht unseren Warenströmen und Märkten entsprechende und verständliche Vorgaben über Landesgrenzen hinweg.

(+) plus: Welche Verbesserungen braucht es im Bereich Recycling, um den Kreislauf in Schwung zu bringen?

Schernthaner: Eine Säule sind Innovationen in der Folien- und Produktentwicklung, hier leisten wir unseren Beitrag, um Barriereeigenschaften, Maschinengängigkeit etc. auch mit kreislauffähigen Kunststoffen zu entwickeln. Zum anderen brauchen wir am Ende der Verbraucherkette eine funktionierende Infrastruktur an Sammlung, Sortierung und Aufbereitung. Aktuell fehlen hier Zielsetzungen und Kapazitäten. Ich sehe hier größten Nachholbedarf.

(+) plus: Schur Flexibles gehört seit Mai 2021 zur B&C-Gruppe. Wie wird sich das Unternehmen künftig am Markt positionieren?

Schernthaner: Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass wir von der Folienerzeugung bis zum fertigen Verpackungsbeutel die gesamte Wertschöpfungskette abdecken. Wie wir produzieren ist für uns entscheidend, denn mit jedem einzelnen Produktionsschritt können wir einen Beitrag leisten, die Ziele des EU-Green-Deal zu erreichen.

Unser Mehrheitseigentümer B&C ermöglicht uns, vom Standort Österreich aus die nötige Innovationsarbeit zu Nachhaltigkeit zu forcieren. Das zeigen 2021 unsere Wachstumsschritte, beispielsweise mit der Integration von Sidac oder Termoplast, einem in Europa führenden Unternehmen für nachhaltige Folienerzeugung, in unsere Gruppe. 

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