Globale Lieferkettenprobleme machen sich zunehmend auch in Österreich bemerkbar. Jüngstes Beispiel ist die Millionen-Pleite eines Kärntner Photovoltaikmodule-Herstellers, der seine Grundstoffe aus China bezieht. Steigende Einkaufspreise für Rohstoffe führen zusätzlich zu einem bislang kaum beachteten Abschreibungsrisiko in den Bilanzen.
Die Kreditversicherungsmaklergesellschaft Austrian Credit Insurance Counsel (A.C.I.C.) hat die Länder- und Branchenrisiko-Berichte der großen Kreditversicherer im dritten Quartal 2021 unter die Lupe genommen. Demnach sind für Lieferanten die Gefahren für Forderungsausfälle in der Metall- und Transportbranche am stärksten gesunken.
„Relativ große Sorgen bereiten uns derzeit die anhaltenden globalen Lieferkettenprobleme, weil die negativen Auswirkungen zunehmend auch in Österreich spürbar sind“, erklärt A.C.I.C.-Geschäftsführer Peter Androsch. Er gibt zu bedenken, dass die temporären Lieferkettenausfälle in einigen Branchen auch bilanzielle Risiken für die Zukunft bergen:
„Die Unternehmen sind derzeit gezwungen ihre Rohstoffe, Hilfs- und Ersatzteile zu hohen Preisen einzukaufen. Weil weitere Steigerungen nicht auszuschließen sind, stocken viele auch ihre Lagerbestände auf. Sollten die Einkaufspreise im kommenden Jahr wieder sinken, drohen daher Abschreibungen, die je nach Branche durchaus zu erheblichen Buchverlusten führen können.“
Auch die Annahme, dass in Ländern mit hoher Durchimpfungsrate auch mit höherem BIP-Wachstum zu rechnen ist, erachtet der Experte als trügerisch. „Russland hat zwar eine niedrige Impfquote, aber die BIP-Steigerung im Vergleich zum Zeitraum vor dem Ausbruch der Pandemie ist deutlich größer als in Deutschland mit einer vergleichsweise hohen Durchimpfungsrate“, analysiert Androsch.
Die Gefahr für Forderungsausfälle ist in Deutschland im dritten Quartal 2021 gegenüber dem vorherigen Quartal allerdings immerhin etwas stärker gesunken als in Russland.