Die Wirtschaftsanwältin Edith Hlawati wurde als neue Vorständin der Staatsholding ÖBAG berufen. Eine transparente Bestellung gab es auch diesmal nicht, eine Doppelspitze hielt man ebenfalls nicht für nötig.
Edith Hlawati, Partnerin der Wiener Kanzlei Cerha Hempel, ist zweifellos hochqualifiziert. Sie hat als Vorsitzende des Aufsichtsrates der Post und Telekom Austria (TA) seit Langem Einblick in die Österreichische Beteiligungs AG. »Ich bin der ÖBAG seit vielen Jahren beruflich sehr verbunden und kann meine Expertise rund um die Staatsholding nun auch operativ als unabhängiger Vorstand einbringen«, ließ die designierte ÖBAG-Chefin in einer Aussendung verlautbaren. Sie übernimmt den Posten am 1. Februar 2022 von Interims-Chefin Christine Catasta.
Bereits im Vorfeld wurde Hlawati als Favoritin gehandelt. Die ÖVP-Nähe ist zwar nicht so offensichtlich wie bei ihrem Vorgänger Thomas Schmid, der über pikante Chats mit Kurz & Co gestolpert war. Der »türkisen Familie« gelang mit Hlawati dennoch ein Coup – als kompetente Frau ist sie für Kritiker*innen weniger angreifbar, wenngleich ihr Mitbewerber Wolfgang Hesoun, CEO von Siemens Österreich, von der Personalberatung Egon Zehnder die beste Bewertung erhalten hatte.
Die ÖBAG steuert elf staatliche Beteiligungen – darunter Verbund, OMV, TA, Post und Casinos Austria – im Wert von knapp 27 Milliarden Euro. Eigentümervertreter der Republik ist der Finanzminister. Hlawati war Aufsichtsrätin bei KTM, dem Unternehmen von ÖVP-Großspender Stefan Pierer. Die 64-Jährige wurde bereits als ÖBAG-Aufsichtsrätin gehandelt, sagte aber aus Compliance-Gründen ab. Die öffentlichkeitsscheue Juristin war in alle Privatisierungen der letzten 20 Jahre eingebunden und hatte auch das Finanzministerium bei der Staatsholding-Reform beraten. Das auf Schmid zugeschnittene ÖBAG-Gesetz trägt ihre Handschrift. Auf die Einführung eines Vier-Augen-Prinzips, wie es international üblich ist, wurde auch diesmal verzichtet.