Die Knappheit von Holz, Kunststoffen und Metallen führt zu Lieferengpässen und Rekordpreisen auf den Rohstoffmärkten. Durch effizienteren Ressourceneinsatz können Unternehmen beträchtliche Mengen an Material einsparen – das reduziert nicht nur die Kosten, sondern schützt auch Umwelt und Klima.
Holzbeton als Alternative
Der Werkstoff Holzbeton besteht aus natürlichen Rohstoffen: qualitativ hochwertigem Restholz – sogenannten Holzschnitzeln –, Wasser sowie Zement als Bindemittel. »Holzbeton vereint die besten Eigenschaften von Holz und Beton in sich: Er bindet CO2 wie Holz und ist zu 100 Prozent recycelbar wie Beton. Da er aus hochwertigen Holzspänen hergestellt wird, ist dieser Baustoff auch äußerst ressourcensparend«, sagt Thomas Mühl, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke. Herbert Schilcher, Sprecher des Arbeitskreises Holzbeton im Verband Österreichischer Beton- und Fertigteilwerke (VÖB), ist zuversichtlich, dass die Förderungsmodalitäten von Holzbeton und Holzmassivbau künftig gleichgestellt werden: »Wenn man bei den Förderungen Wert auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Umweltbewusstsein legt, sollte das für alle Baustoffe gelten, die diese Kriterien erfüllen.«
Mehrweg-Putztücher
Hygiene und Sauberkeit haben durch die Corona-Pandemie einen besonderen Stellenwert bekommen – auch und gerade in Unternehmen. Der Trend von Einweg- zu Mehrwegprodukten zeichnete sich schon davor ab. Das Textil-Management-Unternehmen MEWA bietet wiederverwendbare Industrieputztücher im Mietsystem an. Die Palette reicht von speziellen Putztüchern für grobe Verschmutzungen wie Öle, Fette, Farben oder Lösungsmittel bis zu Tüchern für die schonende Reinigung von empfindlichen Oberflächen in hochsensiblen Arbeitsbereichen. »Als Mitglied der European Textile Services Association (ETSA) können wir die Globalisierung ökologisch gestalten. Die Einsparung von Rohstoffen und die Reduzierung der Umweltbelastung auf ein absolutes Minimum stehen dabei im Mittelpunkt«, sagt Bernd Feketeföldi, kaufmännischer Geschäftsführer bei MEWA Österreich. Das jeweilige Putztuch-Sortiment wird den Industrie- und Handwerksbetrieben in Sicherheitscontainern geliefert, die verschmutzten Tücher werden von Serviceleuten abgeholt, fachgerecht gereinigt und den Kunden wieder zur Verfügung gestellt.
Rezyklate nutzen
Der Familienbetrieb Senoplast Klepsch produziert seit 1956 hochwertige Kunststoffplatten und -folien für verschiedenste Anwendungsbereiche. »Wir hinterfragen all unsere Betriebsbereiche laufend sowohl aus ökologischer als auch aus ökonomischer Sicht«, erläutert Umweltmanager Christian Eisenmann die Firmenphilosphie. Das Pinzgauer Unternehmen verarbeitet thermoplastische Kunststoffe – organische Polymere, die schmelz- und formbar, vor allem aber voll recyclebar sind. Das von Senoplast entwickelte Recyclingkonzept bezieht auch die Kunden in die Kreislaufführung ein: Nahezu alle Produktions- und Verarbeitungsabfälle, die bei Kunden anfallen, landen wieder zu 100 % im Produktionsprozess. Durch eine spezielle Regenerat-Aufbereitungsanlage lassen sich die Rezyklate entsprechend aufbereiten. Zudem wird die Produktionsabwärme zur Heizung des Betriebs genutzt.
Nachhaltig drucken
Die Druckerei Renner Print & Media in Neumarkt am Wallersee entwickelte gemeinsam mit den Kooperationspartnern Walter Kunststoffe und M2 Consulting das Upcyclingverfahren »Circular Print«, mit dem erstmals eine 100%ige Kreislaufführung von stark bedruckten Kunststoff-Großformatbogen wie beispielsweise Werbeplakaten gelang. Die Problematik bisher war, dass die Druckfarben auf Stanzabfällen im Etikettendruck nicht temperaturstabil sind und beim Recycling bei hohen Temperaturen in stark ausgasende und riechende Bestandteile zerfallen. Durch das neuartige Verfahren kann der ökologische Fußabdruck eines Produkts von ca. 2500 auf unter 500 kg CO2 pro Tonne gesenkt werden. Bei ca. 40.000 Tonnen Plattenprodukten pro Jahr in Europa ergibt sich ein riesiges Einsparpotenzial. Bei den »Energy Globe Austria Awards 2020« wurden die beteiligten Unternehmen in der Kategorie »Nachhaltigkeit/Sustainable Plastics« ausgezeichnet. »Circular Print« ist inzwischen auch als Qualitätssiegel registriert.
»Grüner« Lack
21.000 Tonnen Lack verlassen jährlich das Adler-Werk in Schwaz. Seit 2018 ist das Unternehmen zu 100 % klimaneutral. Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln wird heute in der dritten Generation von Andrea Berghofer geleitet: »Nachhaltigkeit ist ein zentraler Teil der Unternehmensstrategie, der in allen Bereichen unserer Tätigkeit spürbar ist.« Durch eine Vielzahl von Maßnahmen wurde der ökologische Fußabdruck unter ihrer Ägide auf ein Minimum reduziert und Adler zum Vorreiter bei der Entwicklung umweltfreundlicher Wasserlacke. Das mit dem »green label« gekennzeichnete Sortiment erfüllt höchste Standards bezüglich Umwelt, Gesundheit und Lebensdauer. Viele Produkte sind zudem nach dem Cradle-to-Cradle-Konzept zertifiziert und werden am Ende ihres Lebenszyklus wieder in den natürlichen oder technischen Kreislauf zurückgeführt.
Recycling-Fasern
Nur ein Prozent der weltweit hergestellten Textilien wird zu neuer Kleidung recycelt. Das soll sich mit neuen Technologien von Lenzing ändern – »Refibra« und »Eco Cycle« ermöglichen die Verarbeitung von Recyclingmaterial, das aus Zuschnittresten aus der Baumwollproduktion und Altkleidern gewonnen wird. Bis 2025 will Lenzing im industriellen Maßstab Stapelfasern mit bis zu 50 % Recyclinganteil anbieten, um den Kreislauf zu schließen. Mit dem schwedischen Zellstoffhersteller Södra unterzeichnete das Unternehmen Anfang Juni 2021 eine Kooperationsvereinbarung, die eine breitere Nutzung von zellulosehaltigen Alttextilien vorsieht. Ziel ist es, pro Jahr 25.000 Tonnen Textilabfälle zu verarbeiten. Der gemeinsam entwickelte Zellstoff OnceMore wird u.a. als Rohmaterial für die Produktion von Lenzings Spezialfasern der Marke »Tencel x Refibra« verwendet.
Online-Marktplatz für Rohstoffe
Die österreichische Online-Handelsplattform Secontrade wurde 2018 gegründet und bietet Rohstoffhändlern und der verarbeitenden Industrie wertvolle Sekundärrohstoffe, die von Recyclingbetrieben aus Altgeräten, Altmetallen und Kunststoffabfällen gewonnen werden. »Durch ständig verbesserte Recycling-Technologien werden immer mehr und auch qualitativ hochwertige Sekundärrohstoffe gewonnen. Wichtig ist, dass diese dann auch dort ankommen, wo sie bei der Herstellung von neuen Produkten wiederverwendet werden können«, erklärt Brigitte Reich, Geschäftsführerin von Secontrade. »Mit dem Online-Marktplatz haben wir eine digitale, krisensichere Ergänzung zu herkömmlichen Vermarktungsmethoden geschaffen.« Die User von Secontrade, die vor allem aus Österreich, Deutschland, Italien und den skandinavischen Ländern kommen, schätzen die Sicherheit und Transparenz der Plattform, mit der die Abhängigkeit Europas von Rohstoffimporten zumindest ein Stück weit reduziert wird.