Verkehrsexperten und Umweltschützer fordern das Aus für den Lobau-Tunnel und die Stadtstraße in Wien und präsentieren Alternativen.
Wien hat nicht nur ein beträchtliches Bevölkerungswachstum als aktuelle Herausforderung – auch die Verkehrsinfrastruktur ist in Teilen der Stadt an ihre Auslastungsgrenzen gelangt. Eine der größten Bauvorhaben derzeit, die Stadtstraße Aspern, soll die Südosttangente mit der S1-Spange Seestadt Aspern verbinden. Kritikern zufolge würde die Stadtstraße aber nicht die projizierte Entlastung für die Ortskerne in Donaustadt bringen. Die S1 und ebenso der geplante Lobautunnel seien sachlich nicht begründbar, heißt es in einem Hintergrundgespräch von Verkehrsexperten, Umweltschützern und Anrainervertretern im Februar. Die Projekte widersprächen den Vorgaben der Bundesverfassung betreffend Zweckmäßigkeit, Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit der Verwendung öffentlicher Mittel.
»Sie führen, wie es alle bisherigen Erfahrungen zeigen, zu mehr Autoverkehr, mehr Lkw-Transit, mehr Betriebs- und Erhaltungskosten«, warnt Verkehrsexperte Hermann Knoflacher. Er fordert Maßnahmen, die weg von der Straße führen, »eine Verdichtung des öffentlichen Verkehrs, zeitgemäßes Verkehrsmanagement, Parkraumbewirtschaftung und Förderung der Fußgänger und des Radverkehrs«. Es sind Faktoren, die in vielen anderen Gemeindebezirken zum Erfolg Wiens als lebenswerte Metropole geführt hätten.
Werner Schandl von der Bürgerinitiative »Hirschstetten-retten.at« kritisiert: »Mit der Spange S1 werden 230.000 m² Grünland versiegelt. Da das Projekt als A23 keine UVP-Prüfung überstanden hätte, wurde diese aus dem Bundesstraßengesetz durch Aufteilung in zwei Teile und Umbenennung herausgenommen und schon war der gesetzliche Rahmen für eine Genehmigung desselben Projekts geschaffen.«
Neben der Bundesregierung seien nun die Länder Niederösterreich und Wien gefordert, von dem Vorhaben, das enorme Folgekosten hinsichtlich Umwelt- und Klimaschäden verursachen werde, Abstand zu nehmen.