Die Top 12 Persönlichkeiten, die Österreich 2020 beweg(t)en.
Elisabeth Puchhammer-Stöckl
(Titelbild)
Ihr sachliches, unaufgeregtes Auftreten gab den regelmäßig verkündeten Hiobsbotschaften eine beruhigende Note. Seit fast einem Jahr erklärt uns Elisabeth Puchhammer-Stöckl Fakten und Hintergründe des Virus SARS-CoV-2 und trägt damit das Wissen über Inzidenz, Reproduktionszahl und Antikörper in jeden Haushalt. Für ihre vorbildliche Wissenschaftskommunikation wurde die Virologin als »Wissenschafterin des Jahres 2020« ausgezeichnet. Die Leiterin des Zentrums für Virologie der Medizinischen Universität Wien erforschte zuvor bestimmte Herpes-Viren und ist Mitglied der Corona-Taskforce des Gesundheitsministeriums.
Harald Hauke
Seit 2012 ist Harald Hauke Geschäftsführer der Austria Glas Recycling, im Oktober rückte er in den Vorstand der Altstoff Recycling Austria AG (ARA) auf. Hauke verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Lebensmittel- und Getränkebranche. Der 53-Jährige will gemeinsam mit Christoph Scharff Ansprechpartner für alle Akteure der Kreislaufwirtschaft sein. Eine gemeinsame Lösung braucht es auch, um die strengen Recyclingquoten, die die EU bis 2025 vorgibt, zu erfüllen. Bei Kunststoff liegt Österreich noch weit unter der geforderten Marke.
Martin Waldhäusl
Mehr als 30 Jahre nach der Gründung zog sich Josef Taus im Vorjahr aus seinem Firmenimperium zurück. Neuer CEO der Management Trust Holding AG (MTH) ist sein Schwiegersohn Martin Waldhäusl, der nun Ordnung in den Mischkonzern bringen will. Die Firmengruppe konzentriert sich künftig auf drei Geschäftsfelder – Retail, Druckereien und Zutrittssysteme. Vor allem in letzterem Bereich soll sich der Umsatz in den nächsten Jahren verdreifachen. In der Sparte Retail, in Österreich mit Libro und Pagro vertreten, wird das Online-Geschäft angekurbelt.
Gerda Holzinger-Burgstaller
Seit 1. Jänner 2021 steht erstmals eine Frau an der Spitze der Erste Bank Österreich. Gerda Holzinger-Burgstaller, seit 14 Jahren in der Bankengruppe tätig, folgte dem scheidenden CEO Peter Bosek. Die profilierte Bankerin ist seit 2019 im Vorstand für Finanzen und Risikomanagement zuständig. Gemeinsam mit dem neu aufgestellten Managementteam will sie die Digitalisierung weiter vorantreiben und noch mehr auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden ausrichten.
Josef Aschbacher
Seit er als Siebenjähriger am elterlichen Bergbauernhof in Ellmau in Tirol die Mondlandung miterlebte, ließ ihn die Faszination für den Weltraum nicht mehr los. Im Juli 2021 wird Josef Aschbacher nächster Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (ESA). Der 58-jährige Geophysiker ist seit 1989 bei der ESA tätig und derzeit für Erdbeobachtungsprogramme zuständig. Dass ein Österreicher den Chefposten übernimmt, gilt als kleine Sensation – bisher stellten die finanzkräftigen Mitgliedsstaaten den Generaldirektor. Österreich trägt rund ein Prozent zum ESA-Budget bei (6,7 Mrd. Euro im Jahr 2020).
Dominik Thiem
Am 13. September 2020 gewann Dominc Thiem nach einem hochdramatischen Finalspiel gegen Alexander Zverev die US Open. Es war der erste Grand-Slam-Titel für den 27-jährigen Niederösterreicher – und der erste für einen Österreicher seit Thomas Musters Sieg in Paris vor 25 Jahren. Keine Überraschung war danach die Wahl zum Sportler des Jahres 2020, die Thiem nach der langen Dominanz von Skisport und Fußball souverän für sich entschied.
Elena Skvortsova
Lang hat's gedauert: Am 15. Juni 2020 zog die erste Frau in den Vorstand der OMV AG ein. Elena Skvortsova leitet als CCO den Bereich Downstream Marketing & Trading, vorerst für drei Jahre mit Verlängerungsoption für weitere zwei Jahre. Die 49-Jährige gilt als überaus erfahrene Managerin mit branchenübergreifender Expertise. Für Baxter International und Linde plc. war die gebürtige Russin in Führungpositionen rund um den Globus tätig.
Valerie Höllinger
Die erfahrene Managerin Valerie Höllinger trat zum Jahresbeginn in die Geschäftsführung der Normungsorganisation Austrian Standards International ein. 2022 folgt die studierte Juristin Elisabeth Stampfl-Blaha als Managing Director. Die Wienerin war zuvor u.a. als Geschäftsführerin des BFI Wien sowie bei der A1 Telekom Austria und ANECON (nun Nagarro) tätig.
Helga Rabl-Stadler
Sie lässt sich nicht unterkriegen – schon gar nicht von einem Virus. Während andere Festivals wie Bayreuth oder Bregenz alle Veranstaltungen absagten, dachte Helga Rabl-Stadler, seit 1995 Präsidentin der Salzburger Festspiele, nicht einmal daran. Die 72-Jährige lief im August als Mutmacherin der Kulturnation zu großer Form auf und schlug der allgemeinen Resignation ein Schnippchen. Immerhin 76.500 Menschen besuchten unter strengen Sicherheitsvorkehrungen 110 Aufführungen – weder im Publikum noch beim Personal oder den KünstlerInnen kam es zu Infektionen.
Josef Penninger
Derr derzeit in Kanada forschende Genetiker Josef Penninger ist einer der Hoffnungsträger für ein Medikament gegen Covid-19. Er entwickelte 2003 mit seinem Wiener Unternehmen Apeiron einen SARS-Wirkstoff, der in adaptierter Form auch gegen das Corona-Virus eingesetzt werden könnte. Seit Dezember läuft die Phase II-Studie mit 200 PatientInnen in Österreich, Dänemark, Deutschland und Russland. Das Medikament APN01 soll Erkrankte mit schwerem Verlauf vor dem gefürchteten Organversagen schützen. Eine breite Finanzierungsrunde, angeführt von der Vienna Insurance Group, der Erste Bank sowie institutionellen Investoren sicherte die Testphase.
Katharina Unger
Die Designerin wuchs am Bauernhof auf, studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien und entwickelte sich zwischen den USA, Europa und Asien zur Kosmopolitin. Aus Hongkong brachte sie die Idee mit, Insekten zu züchten und zu essen. Vieles deutet darauf hin, dass Mehlwürmer & Co schon bald Fleisch als Nahrungsmittel und Proteinquelle ersetzen könnten. Ihr Startup Livin Farms war dem Europäischen Innovationsrat (EIC) im Rahmen des europäischen »Green Deal« 2,5 Millionen Euro an Fördergeldern wert.
Georg Knill
So spannend war die Wahl des Präsidenten der Industriellenvereinigung noch nie: In einer Kampfabstimmung setzte sich im Juni 2020 Georg Knill gegen Martin Ohneberg und Wolfgang Eder durch. Der Sohn der steirischen Industriellenfamilie Knill löste Georg Kapsch ab, der Knill zuvor in einem Brief an die Vorstandsmitglieder als Nachfolger empfohlen hatte. Der 47-jährige führt die Knill-Gruppe gemeinsam mit seinem Bruder Christian und wirkt in den jährlichen KV-Verhandlungen auf Seiten des Fachverbandes der Metalltechnischen Industrie mit.