Österreichs Unternehmen haben heute eine deutlich pessimistischere Erwartungshaltung was die Dauer der Krise betrifft als noch im April – das zeigt die aktuelle Studie von Jonas Puck vom Institut für International Business der Wirtschaftsuniversität Wien. Die Firmen gehen durchschnittlich davon aus, dass der Weg aus der Krise bis Oktober 2021 dauern wird. Gleichzeitig nehmen sie die Krise jedoch weniger bedrohlich wahr.
Zahlreiche Unternehmen in Österreich stehen seit der Corona-Krise vor enormen Herausforderungen: Der Rückgang bis hin zum totalen Einbruch von Verkaufszahlen, wenige Gäste in Gastronomie und Tourismus, Probleme bei internationalen Lieferketten. Welche Erwartungen Österreichs Unternehmen für die kommenden Monate haben und welche Ableitungen sie hinsichtlich ihrer Unternehmensstrategie daraus ziehen, das untersucht WU-Professor Jonas Puck in einer durch den WWTF geförderten Studie.
70 Prozent längere Erholungsdauer
Im Rahmen der Studie befragten Puck und seine Kollegen über 400 Unternehmen in ganz Österreich zu drei Zeitpunkten: Ende April, Ende Mai und Ende Juni. Beim Vergleich der Ergebnisse wird vor allem Eines deutlich: Während man am Anfang der Krise von einer 9-monatigen Erholungsdauer ausging, gaben die Unternehmen Ende Juni bzw. Anfang Juli durchschnittlich 15 Monate erwartete Erholungsdauer an. Gleichzeitig belegen die Ergebnisse, dass die Unternehmen die Corona-Krise heute als weniger bedrohlich wahrnehmen als noch zu Beginn der Krise.
Studienautor Jonas Puck erklärt: „Die Unternehmen haben heute das Gefühl, die Krise trotz längerer Dauer besser kontrollieren und die Lage besser einschätzen zu können. Das zeigt auch die Abnahme der Anzahl jener Unternehmen, die staatliche Hilfe in Anspruch nehmen oder nehmen wollen.“ Besonders optimistisch geben sich Klein- und Mittelständische Unternehmen: Während in der ersten Befragung Ende April noch 68 Prozent der KMUs angaben, staatliche Hilfe ins Auge zu fassen oder bereits zu nutzen, sank diese Zahl in der dritten Befragungsrunde auf 60 Prozent. „Bei besonders großen Unternehmen zeigt sich vor allem zwischen erster und zweiter Befragungsrunde ein großer Unterschied. Die Zahl jener Firmen, die Hilfe in Anspruch nehmen bzw. nehmen wollten, sank von 68 auf 61 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass diese Firmen ihre Zahlen besonders schnell im Griff hatten und die Situation rasch einschätzen konnten.“, erklärt Puck.
Optimistische Steiermark
Auch im Bundesländervergleich ergeben sich deutliche Unterschiede, was die erwartete Erholungszeit angeht. Steirische Unternehmen erwarten mit 12,2 Monaten die kürzeste Regenerationszeit, gefolgt von Tirol, Oberösterreich und Niederösterreich. Von einer deutlich längeren Phase gehen Firmen im Burgenland, in Salzburg und Vorarlberg aus. In diesen Regionen planen auch mehr Unternehmen, staatlich Hilfe zu beanspruchen. „Hier spielt möglicherweise auch das Branchenportfolio der jeweiligen Bundesländer eine Rolle“, so Puck.
Über die Studie
Im Rahmen der Untersuchung wurden die EntscheidungsträgerInnen über 400 Unternehmen aus rund 13 Branchen in drei Befragungswellen befragt. Das Forschungsprojekt wurde vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF) im Rahmen des Projekts COV20- 041 finanziert.