Im zweiten Anlauf gelang Alexander Everke, CEO des steirischen Chipherstellers ams, die Übernahme: Mehr als 59 % der Osram-Aktionäre nahmen bereits das Angebot an. Der Coup ist die größte Übernahme der heimischen Wirtschaftsgeschichte.
Anfang Oktober war ams noch am Widerstand der Aktionäre gescheitert. Osram, einer der führenden Leuchtmittelhersteller weltweit, ist schwer angeschlagen. Dennoch verlief das Ringen um die Übernahme diesmal ähnlich zäh, die Mindestschwelle von 55 % wurde nur knapp überschritten. Alexander Everke, ams-Vorstandschef, konnte schließlich sogar Osram-Vorstand Olaf Berlienüberzeugen. Everke sprach von einem »Resultat des konstruktiven und positiven Verhältnisses, das wir aufgebaut haben«.
Der studierte Elektrotechniker, Jahrgang 1963, kam erst im Oktober 2015 an Bord und brachte 24 Jahre Erfahrung aus der Halbleiterindustrie mit. Er durchlief Managementpositionen bei Siemens, Infineon und NXP. Everke hat es vor allem auf die zukunftsträchtigen Lichtsensor-Lösungen der Münchner abgesehen, die Geschäftsfelder in der Auto- und Informationstechnik öffnen und den Konzern weniger abhängig vom Topkunden Apple machen könnten. ams – früher als Austria Micro Systems bekannt – ist ein typischer Hidden Champion, der mit der Herstellung spezieller Sensoren eine führende Stellung auf dem Weltmarkt erreichen konnte. Diese kommen u.a. in Smartphones, Automotive oder Medizintechnik zum Einsatz. Rund 10.200 Mitarbeiter sind in 20 Ländern tätig, der Hauptsitz ist in Premstätten. Die Rekordbilanzen entzünden an der Züricher Börse Jahr für Jahr ein Kursfeuerwerk. 2017 erzielte ams einen Umsatzanstieg von 93 % gegenüber dem Vorjahr und knackte die Ein-Milliarden-Euro-Marke. 2018 kletterte der Umsatz auf 1,4 Milliarden Euro.
Die Übernahme wurde aus Krediten finanziert, rund ein Drittel davon – 1,6 Milliarden Euro – sollen aus einer Kapitalerhöhung getilgt werden. Im Jänner steht eine Hauptversammlung bevor, die dem künftigen »europäischen Champion«, so Everke, den Weg ebnen soll.