XXXLutz, zweitgrößter Möbelhändler Europas, breitet mit dem Kauf der Schweizer Pfister-Gruppe sein Imperium weiter aus. In Deutschland will das Welser Familienunternehmen Marktführer werden.
So dominant XXXLutz mit seiner unsäglichen Familie Putz im Werbefernsehen auftritt, so verschwiegen gibt sich die Eigentümerfamilie. Gertrude Lutz hatte 1945 eine Werkstatt für Bauernmöbel gegründet, die ihre Söhne Richard und Andreas Seifert ab den 1970er-Jahren meist über Zukäufe und wenig zimperlich zu einer Unternehmensgruppe mit mehr als 200 Einrichtungshäusern in zwölf europäischen Ländern ausbauten. Seit 2003 ist XXXLutz nach Umsatz und Verkaufsfläche der größte Möbelhändler Österreichs. 2017 starb Richard Seifert, sein Sohn Michael stieg ins operative Management ein. Wie sein Onkel Andreas meidet er die Öffentlichkeit.
Auch den jüngsten Deal verkündete Unternehmenssprecher Thomas Saliger. Die Pfister-Gruppe ist in der Schweiz eine Institution, an der starken Marke will man deshalb festhalten. Erst im Vorjahr hatte die XXXLutz-Gruppe, zu der auch die Möbelhäuser Mömax und Möbelix gehören, den deutschen Möbeldiskonters Poco übernommen. Eine 50-Prozent-Beteiligung an den Ketten Roller und Schulenburg soll bald folgen.
XXXLutz ist mit Abstand das am schnellsten wachsende Möbelhandelsunternehmen Europas. Sogar ins Stammland des größten Konkurrenten Ikea drängte die Gruppe bereits: 2010 wurde in Malmö ein Standort eröffnet. Von der Krise beim Mitbewerber Leiner/Kika profitierte XXXLutz stärker als die Schweden – mit der Übernahme der Kika-Osteuropafilialen ersparte man sich jahrelange Aufbauarbeit. Stimmt das deutsche Kartellamt dem Roller-Deal zu, wackelt die Marktführerschaft Ikeas beträchtlich.
Doch die Einrichtungsbranche ist alles andere als gemütlich. Der Onlinehandel drängt mit Kampfpreisen auch in diese Branche, Hersteller fahren eigene Web-shops hoch. Um der Konkurrenz Paroli zu bieten, errichtet XXXLutz bei Erfurt ein E-Commerce-Logistikzentrum. 70 % der Möbel verkauft die Gruppe als exklusive Eigenmarken.