Sande und Kiese werden durch Trocken- und Nassbaggerungen gewonnen. Eine Studie der Universität Wien untersuchte die Auswirkungen auf die Wasserqualität – und gibt Entwarnung.
Sande und Kiese sind unverzichtbare Rohstoffe für die Bauwirtschaft. Sie werden vorwiegend durch Trocken- und Nassbaggerungen gewonnen. Dabei erfolgt ein Eingriff in das Grundwasser. Auswirkungen auf die Wasserbeschaffenheit schienen möglich und gaben in der Vergangenheit öfters Anlass für Diskussionen. Strittig war vor allem, ob die Wasserqualität in Bezug auf physikalisch-chemische, biologische, organische und anorganische Parameter Veränderungen aufweist – eine für die Trinkwasserversorgung zentrale Frage.
Vor rund zehn Jahren gab das Forum mineralische Rohstoffe am Department für Umweltgeowissenschaften der Universität Wien ein Forschungsprojekt in Auftrag, um den Einfluss von Nassbaggerungen wissenschaftlich fundiert zu untersuchen. Unter der Leitung von Thilo Hofmann und Christian Müllegger wurden insgesamt fünf Baggerseen in Niederösterreich (Grafenwörth, Persenbeug, Pframa), Oberösterreich (Hörsching) und der Steiermark (Tillmitsch) ausgewählt, die sich in Größe (3,8 bis 16,4 Hektar), mittlerer Wassertiefe (maximal fünf bis zehn Meter bei mittlerem Grundwasserspiegel) und Alter nach Beendigung des Abbaus (ein bis 28 Jahre) unterschieden. Um überlagernde Prozesse zu vermeiden, fiel die Wahl auf Baggerseen mit möglichst geringer anthropogener Nachnutzung.
Keine Belastung
Im Mittelpunkt der Studie stand eine Analyse der Stoffe, die über die Interaktion mit dem Grundwasser an den Unterwasserböschungen und über die Sohle bzw. das Sediment ein- und ausgetragen werden. Dabei zeigten sich keine Hinweise, dass Tiefe und Oberfläche der Baggerseen einen wesentlichen Einfluss auf physikalisch-chemische sowie biotische Bedingungen im abstromigen Grundwasser haben. Die Konzentration der Schwermetalle Cadmium, Zink, Chrom, Kupfer, Nickel, Blei und Aluminium blieb unauffällig. Auch eine auf nationale und internationale Studien gestützte Metaanalyse ergab keine Rückschlüsse auf eine notwendige Mindestgröße oder -tiefe für Baggerseen in Bezug auf den Grundwasserschutz.
Die unterschiedlichen mikrobiellen Habitate können die Qualität des abstromigen Grundwassers dagegen positiv beeinflussen. Die untersuchten Baggerseen waren Senken für Nährstoffe und Carbonate und förderten den Abbau von organischen Schadstoffen. Die Nitratkonzentration im Seewasser verringerte sich signifikant. Die Konzentration an gelöstem organischen Kohlenstoff (DOC) stieg im Seewasser zwar kurzfristig an, wurde jedoch an den Grenzflächen (Seesedimenten) nahezu vollständig mikrobiell umgesetzt.
Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Ausbildung einer reaktiven Zone, die den DOC-Austrag in das Grundwasser hemmt, bereits unmittelbar nach Beendigung des Kiesabbaus erfolgt.
Geordnete Nachnutzung
Ein »qualitatives Restrisiko« sehen die Forscher bei der Teil- und Wiederverfüllung von Teichen. Für die Nachnutzung eines Nassbaggerungsteiches empfehlen sie deshalb eine geordnetes, extensives Konzept, wobei die mögliche Eutrophierung – der Zufluss aus Abwässern und intensiv gedüngten landwirtschaftlichen Nutzflächen – berücksichtigt werden sollte. Aus Sicht eines vorsorgenden Grundwasserschutzes ist die Nachnutzung eines Baggersees als Landschaftsteich ohne anthropogene Einflüsse wie Fischerei oder Badebetrieb eindeutig zu präferieren. In den vergangenen zehn Jahren zeigten sich bei Nassbaggerungen in Österreich keinerlei negative Auswirkungen – die Ergebnisse der Studie konnten somit in allen Bereichen bestätigt werden.