In der Digitalisierung wird die IT zur Basis aller Geschäftsprozesse – gleichzeitig müssen Unternehmen auf ihr Kerngeschäft fokussieren. Das IT-Systemhaus Bechtle setzt an diesem Schnittpunkt an, erklären Geschäftsführer Robert Absenger und Markus Hutter, Vertriebsleiter für den Bereich Managed Services.
(+) plus: Wie ist das Jahr 2018 für Bechtle in Österreich gelaufen? Was ist ein Wachstumsbereich?
Robert Absenger: Wir blicken auf ein sehr gutes Wirtschaftsjahr zurück und haben in Österreich erstmals die Marke von 100 Millionen Euro Umsatz überschritten. Auffällig ist, dass wir seit zwei Jahren überproportional im Bereich Managed Services wachsen. Ich führe das auch auf den IT-Fachkräfte-Mangel zurück: Unternehmen tun sich schwer, Fachleute zu finden und zögern auch bei der Ausbildung neuer Mitarbeiter – die nach einem Jahr das Unternehmen wieder verlassen könnten. Hier gehen nun viele den Weg, IT-Themen an Dienstleister auszulagern.
Bild oben: Robert Absenger: »Wir werden mit der wachsenden Zahl der Service-Verträge immer stärker und können heute aus einem vollen Team schöpfen.«
(+) plus: Was wird dazu konkret nachgefragt?
Markus Hutter: Die Betreuung der IT-Security ist ein typisches Beispiel, aber auch Leistungen wie PC- und Notebook-Rollouts. Für den Gerätewechsel, der oft im Dreijahresabstand vorgenommen wird, werden ebenfalls Leute mit Erfahrung benötigt. Dabei geht es um den vollständigen Lebenszyklus der Geräte: die Wahl der Ausstattung im Warenkorb für die Kunden, Design, Installieren von Software, Betanken mit Images, Testen der Systeme, bis zur Auslieferung des fixfertigen Geräts an den Arbeitsplatz. Die Anwender erwarten, dass sie sofort damit arbeiten können.
Der Managed Workplace ist ein großer Bereich unserer Managed Services. Zudem können wir auch Serverhousing, den Betrieb von Applikationen, Überwachung, Monitoring und Security im Netzwerkbereich mit Antiviren- und Firewall-Software bis hin zum Agenten am Client, der Abnormalitäten erkennt und meldet – prinzipiell jeden Teil der IT –, betreuen. Es gibt durchaus Kunden, die den First-Level-Support weiterhin selbst betreiben, darüber hinaus aber – wenn speziellere Kenntnisse nötig sind – diese Tätigkeiten auslagern.
Bild oben: Markus Hutter: »Wir liefern den komplett gemanagten Arbeitsplatz von der Erstanschaffung bis zum Generationswechsel.«
Absenger: Das Outsourcing von bestimmten Teilbereichen der IT ist bei vielen auch eine Vorstufe zu Cloud-Services. Man sieht, dass der Dienstleister bereits problemlos die IT im Rechenzentrum des Kunden betreut. Die nächste Stufe sind dann Housing-Lösungen bei einem professionellen Dritten oder der Gang in die Cloud. In Österreich gibt es einige mittelgroße Datacenter-Anbieter, die genau diese Strategie verfolgen. Schrittweise werden die Kunden in Richtung Cloud-Services begleitet, die dann auch den physischen Betrieb der Server ablösen.
(+) plus: Welche Rolle spielt bei den ausgelagerten Themen das wachsende Know-how, das für den IT-Betrieb benötigt wird?
Absenger: Wir sehen hier mehrere Herausforderungen für Unternehmen: Fachwissen muss ständig weiterentwickelt werden, Zertifizierungen müssen erworben werden, es gilt beständig am Ball zu bleiben. Wenn ein Client-Rollout von hunderten Geräten über einen Managed-Service-Partner erfolgt, fallen die Fixkosten des IT-Personals weg. Der Kunde muss nach dem Rollout auch nicht für die Auslastung der Mannschaft sorgen. Damit ist ein Rollout sehr einfach wirtschaftlich planbar und darstellbar – mit beispielsweise einem Stückpreis pro ausgerolltem und mit einem Image betankten Notebook.
Hutter: Als Systemhaus haben wir eine andere Sichtweise auf die EDV als die IT-Abteilung eines Unternehmens. Diese muss organisatorisch ja viel abdecken: Sicherheitsthemen, Wartung und Systemhaltung. Wir nehmen dies dem Kunden ab, damit er sich wieder auf sein Kerngeschäft konzentrieren kann. Damit ist die Frage von Managed Services auch keine reine Kostenfrage, sondern eine strategische Entscheidung.
Absenger: Eine Bemerkung noch zu den Kosten: Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit einem Kunden zu einem Projekt mit Kosten in etwa der Höhe eines Jahresgehalts eines Mitarbeiters. Wir haben die Möglichkeit durchgerechnet, direkt jemanden dort anzustellen. Trotz eines leicht höheren Gesamtpreises des Servicepakets zieht der Kunden eine Auslagerung vor. Er will sich nicht um ungeplante Fehlzeiten oder Abgänge, um Urlaub, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen sorgen müssen. Dieses Kümmern wandert zum Partner.
(+) plus: Erwarten Sie einen weiterwachsenden Markt für die Auslagerung von IT-Services? Die IT wandert nun auch in alle Geschäftsbereiche und wird Basis sämtlicher Prozesse in Unternehmen. Widerspricht sich das nicht?
Absenger: Im Gegenteil. Bei Managed Services sprechen wir mit den Kunden nicht nur über die IT-Abteilung, sondern auch über die Bereiche Marketing, Vertrieb, Produktion oder IoT. Die IT ist mittlerweile in allen Geschäftsbereichen. In den meisten Betreuungsvereinbarungen sind auch Notfallszenarien für beispielsweise einen Virenbefall oder Ransomware enthalten. Tritt ein solcher Fall ein, können wir sofort auf unsere Spezialisten zugreifen. Ein einzelnes Unternehmen könnte das wahrscheinlich nicht augenblicklich aus eigener Kraft lösen und müsste zunächst erst einen Partner mit freien Ressourcen finden. Man kann es auch so sagen: Unsere Kunden haben eine höhere Priorisierung im Support.
(+) plus: Sie setzen auf Transparenz auch in den Servicekosten. Wie sieht dies aus?
Absenger: In der IT-Branche sind schnell einmal Vereinbarungen mit Kunden getroffen und bestimmte Aktivitäten in ein Offert gegossen. Meist wird eine Pauschalleistung vereinbart, ohne aber ein Gefühl für die tatsächlich erbrachten Leistungen über die Vertragsdauer hinweg zu bekommen. Wir tracken und dokumentieren deshalb jede einzelne Serviceleistung in unserer Datenbank. Der Kunde sieht dann, an welchen Tagen die Firewalls upgedatet und welcher Techniker auf die Minute genau bestimmte Tätigkeiten durchgeführt hat. Diese Reports stellen wir auf Knopfdruck zu Verfügung. Die klare Dokumentation ist dann auch etwas, womit die IT-Abteilung sehr gut etwa Security-Maßnahmen detailliert belegen kann.
Dieser professionelle Zugang ist sicherlich unsere Stärke: Die Kunden wissen sehr genau, was sie erhalten – und weiten dann im Jahr darauf oft die Zusammenarbeit auf die nächsten Bereiche aus.
(+) plus: War dieser Zugang zur Transparenz früher anders?
Absenger: Wir haben hier viel investiert und mit Kraft diese Dokumentation umgesetzt. Denn die oft frei in einem Word-Text vereinbarten To-dos muss man erst einmal in die Organisation bringen können. Ich bezweifle, dass der gesamte Markt hier gleich agiert. Hier schlägt sicherlich die Herkunft von Bechtle etwas durch – die schwäbische Gründlichkeit (lacht).
(+) plus: Wo beginnen typischerweise Managed Services?
Hutter: Das hängt von der Abteilung ab und ist bei jedem Unternehmen anders. Manche wollen die Firewalls und das Thema IT-Sicherheit beim Professionisten wissen, andere das Geräte- und Applikationsmanagement bis hin zum Betrieb von Plattformen. Eine Initialzündung dafür kann einfach auch eine neue Serverlandschaft sein, deren Betrieb dann ausgelagert wird. Gut eignen sich natürlich standardisierte Software und IT-Infrastruktur. Je standardisierter, desto wirtschaftlicher. Der Trend zur Cloud lässt diesen Bereich ebenfalls stark wachsen. Wo die Daten in der Wolke dann gespeichert sind – ob in Österreich, in Deutschland oder anderswo in Europa –, ist lediglich eine Frage des Rechenzentrumsstandorts.
Ein wenig lässt sich diese Entwicklung auch mit dem Thema Elektromobilität vergleichen. Hybridfahrzeuge sind schon länger am Markt, man hat sich daran gewöhnt, gedanklich trotzdem auf einen Plan B mit Verbrennungsmotor gesetzt. Jetzt wächst das Vertrauen in die reinen Elektroautos, auch die Infrastruktur dazu – sprich Ladestationen – wächst beständig. So ähnlich ist es mit der Cloud.
Zum Unternehmen
Mit einer Umsatzsteigerung von 36 % hat das Bechtle IT-Systemhaus Österreich 2018 das erfolgreichste Geschäftsjahr seit dem Start vor rund zehn Jahren erzielt. Mit 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und fünf Geschäftsstellen von Wien bis Vorarlberg wurde ein Umsatz von 103,4 Millionen Euro erreicht.
Mit 70 IT-Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie IT-Handelsgesellschaften in 14 Ländern Europas fokussiert die Bechtle AG auf Dienstleistungen für die klassische IT-Infrastruktur, und die Themen Digitalisierung, Cloud, Modern Workplace sowie Security. Firmensitz der AG ist in Neckarsulm, Deutschland.
Info: www.bechtle.at