Der Zahlungsanbieter Klarna will den Spaßfaktor beim Shoppen erhöhen, übernimmt Zahlungsforderungen und will künftig noch mehr.
Wollen Unternehmen in ihrem Onlineshop Bezahlmöglichkeiten anbieten – was den Geschäftserfolg doch merklich stützt –, haben sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten: mit einzelnen Zahlungsdienstleistern direkt Verträge abzuschließen oder dies über größere Plattformen zu bündeln, sogenannte Payment-Services-Provider (PSP) oder Shopsysteme. Rein österreichische Marktspieler gibt es in diesem Geschäft kaum. Es sind die Internationalen, die den Paymentbereich dominieren: Adyen, Wirecard, Cybersource oder Stripe als Beispiele der PSP-Szene – mit etwa mPAY24 als österreichischem Pendant. Bei den Shop-Systemen sind es Unternehmen wie Magento, Shopify, Shopware aus Deutschland oder xt:Commerce aus Österreich.
Auch Schweden mischt im PSP-Markt mit: 2005 gegründet, will der Zahlungsanbieter Klarna das Checkout-Erlebnis in Webshops weltweit erleichtern. Mit der Übernahme der Sofort GmbH vor vier Jahren wurde der große Sprung in den deutschsprachigen Raum vollzogen. Heute docken rund 90.000 Händler in Europa und Nordamerika an das Bezahlmodul von Klarna an.
Auch Factoring im Angebot
Eleonora Kernmayer-Farr verantwortet bei Klarna die Partnerschaften in der E-Commerce-Branche. »Der Händler muss sich nicht um die Zahlarten kümmern – ob Rechnung, Kreditkarte, Sofortüberweisung oder in vielen Ländern auch Ratenvereinbarungen«, argumentiert die Österreicherin. Ab dem Zeitpunkt einer Kaufbestätigung werden sämtliche Zahlungsprozesse von Klarna übernommen. Während international die Kreditkarte dominiert, ist im deutschsprachigen Raum nach wie vor die Zustellung auf Rechnung beliebt. Gut jeder Dritte ist nicht bereit, auf Lastschrift oder Kreditkarte auszuweichen. Doch für den einzelnen Gewerbetreibenden sind die Kosten für Mahnwesen und gar Zahlungsausfälle bislang kaum beherrschbar gewesen, betont Kernmayer-Farr. Also übernimmt der Zahlungsanbieter auch das Risiko der Vorfinanzierung – Factoring genannt. Bei Klarna wird dies nicht wie marktüblich an Inkassobüros ausgelagert, sondern mit eigenem Callcenter abgewickelt.
Welche der unterschiedlichen Bezahlformen die Kunden letztendlich wählen, tritt aber mehr und mehr in den Hintergrund. »Man will es einfach und unterscheidet vielleicht noch zwischen ›jetzt‹, ›später‹ oder ›in Raten‹«, beobachtet die Expertin.
Für die Generation Smartphone wurde vor kurzem eine App vorgestellt, die das Shoppingerlebnis ein wenig vom Bezahlprozess trennt. Sie zeigt zusätzliche Details zu Bestellungen, Rücksendungen und Zahlungszielen. Warum eine eigene App? Konsumenten in Österreich sind Authentifizierungslösungen mittels TAN, die per SMS ans Handy geschickt wird, gewohnt – in den Niederlanden etwa gibt es diese nutzerfreundlichen Verfahren nicht. Zudem will man für seine Klientel künftig auch die Retouren abwickeln.
Höherer Stellenwert
E-Commerce generell hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. »Vor zehn Jahren hatten viele ihren Web-Shop irgendwo der IT-Abteilung umgehängt. Das hat sich massiv geändert.«. E-Commerce sei eben nichts, das man nebenbei machen könne. »Es muss in der DNA eines Unternehmens enthalten sein.«n