Arnold Schiefer
So schnell geht Blaufärben: Kaum angelobt, ließ Verkehrsminister Norbert Hofer ÖBB-Aufsichtsratvorsitzende Brigitte Ederer wissen, dass ihre Tage gezählt sind. Offiziell noch gar nicht im Amt, nimmt ihr designierter Nachfolger Arnold Schiefer bereits Termine wahr. Für den 51-Jährigen ist die Bahn kein Neuland. Der damalige ÖBB-Chef Christian Kern holte ihn vom Verkehrsministerium als Vorstand zur ÖBB-Infrastruktur AG, später zur Rail Cargo Austria. 2013 wechselte er an die Spitze des Baukonzerns Alpine, der kurz darauf in die Pleite schlitterte. Seit 2015 ist er Vorstand der Hypo-Abbaubank Heta. Für Kritik sorgt seine politische Schlagseite: Schiefer ist Mitglied der rechtsextremen Burschenschaft Teutonia. Mit Straches Wehrsportfreund Andreas Reichhardt wird ein zweiter Platz von einem Burschenschafter besetzt. Weitere blaue Anwärter sind die Chefin des Hayek-Instituts, Barbara Kolm, die ehemalige Rechnungshof-Kandidatin Helga Berger und Walter Scherb, Geschäftsführer des Fruchtsaftherstellers Spitz. Nur ein kleines Wörtchen mitzureden hat die ÖVP, der laut Vereinbarung bei ÖBB und Asfinag 30 % der Mandate zustehen. Eine Aufstockung von sieben auf acht Posten ist in Diskussion, damit auch alle gut versorgt sind.
Alexander Biach
Schon im Vorfeld streuten ihm alle Rosen. Alexander Biach gilt als einer, der mit allen kann und mit dem alle können. Gute Voraussetzungen für den Chef des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger. Zuständig für 22 Krankenkassen und 8,5 Millionen Versicherte rüttelt der 44-jährige Betriebswirt mit der geplanten Zusammenlegung der Versicherungsträger und der Harmonisierung der Leistungen an Tabus. Seine Vorgängerin Ulrike Rabmer-Koller hatte nach nur 16 Monaten resigniert: Im Hauptverband fehle der Wille zur Veränderung. Wie sein Weggefährte Sebastian Kurz übt sich Biach zunächst in freundlicher Diplomatie. Statt an Reformen arbeitet er an »Verbesserungen« und plädiert für Fusionen »mit Köpfchen und ohne Brechstange«.
Harald Mahrer
In der Wirtschaftskammer Österreich steht ein Generationenwechsel bevor. Harald Mahrer, bis Dezember noch Wissenschaftsminister, beerbt voraussichtlich Mitte 2018 Langzeitpräsident Christoph Leitl. Der 44-Jährige gilt als Vertrauter vom Sebastian Kurz, verfügt aber in der ÖVP über keine Hausmacht. Auch in die Regierungsverhandlungen war er nicht eingebunden. Der ehemalige ÖH-Vorsitzende der WU Wien durchlief nicht die klassische Parteikarriere und war nicht im Cartellverband. Der technologieaffine Quereinsteiger mit Hang zu extravagantem Outfit leitete mehrere PR- und Consulting-Unternehmen, u.a. die von Wolfgang Rosam gegründete Lobbyingagentur Pleon Publico. Bei gestandenen Wirtschaftsbündlern fällt das nicht unbedingt unter »echtes« Unternehmertum. Einige Landesvertreter favorisierten deshalb WK Wien-Obmann Walter Ruck. Mahrer hatte sich nicht immer klar für die Pflichtmitgliedschaft bei den Kammern ausgesprochen – deren Abschaffung rutschte erst im Finish der Koalitionsverhandlungen vom Tisch. Mit Sparmaßnahmen ist aber zu rechnen.
Eva Sangiorgi
Das größte österreichische Filmfestival, die Viennale, steht für die kommenden drei Jahre unter neuer künstlerischer Leitung. Mit der 39-jährigen Italienierin Eva Sangiorgi wurde »die Beste der Besten« gefunden, wie der interimistische Direktor Franz Schwartz verlautete. Für die nach dem überraschenden Tod von Hans Hurch vakante Stelle wurde bereits im Vorfeld eine »internationale Lösung« priorisiert. Sangiorgi setzte sich gegen 28 BewerberInnen durch. Die studierte Kommunikationswissenschafterin und Kunsthistorikerin leitete seit 2010 das Festival Ficunam in Mexico City und wirkte als Kuratorin und Jurymitglied vieler renommierter Festivals mit. Die Viennale, seit Jahrzehnten von Hurch und dessen persönlichen Vorlieben geprägt, wird sich zunächst zwischen Kontinuität und Veränderung bewegen. Sangiorgi kündigte an, die starren Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm aufzuheben und »Regisseurinnen mehr Aufmerksamkeit zu geben«.
Martin Kusej
Er hatte sich gar nicht beworben und bekam trotzdem den Job. Im Herbst 2019 übernimmt der Regisseur Martin Kusej die Leitung des Burgtheaters. Karin Bergmann, die nach dem Finanzskandal wieder Ruhe im Haus am Ring einkehren ließ, strebte keine Vertragsverlängerung an. Für Kusej, 1961 als Kärntner Slowene in Wolfsberg geboren, ist es eine späte Genugtuung. Bereits zweimal war er als Chef für hochrangige Kulturinstitutionen – Wiener Festwochen und Burgtheater – im Gespräch und wurde dann doch übergangen. Am Münchner Residenztheater beeindruckte er mit kraftvollen Inszenierungen und spielte die verschlafene Bühne in die erste Liga der deutschsprachigen Theater. Hinter den Kulissen feilt Kusej bereits am Programm für seine erste Spielzeit. Politische oder ästhetische Aufreger werden nicht ausbleiben.
Niki Lauda
Im zweiten Anlauf machte sich sein Starrsinn wieder einmal bezahlt. Formel 1-Legende Niki Lauda kauft die insolvente Air-Berlin-Tochter Niki, die er 2003 gegründet hatte, zurück. Der Gläubigerausschuss entschied in dem verworrenen Verfahren zugunsten der Laudamotion, die mit den Partnern Thomas Cook und Condor ein gemeinsames Angebot legte. Im ersten, in Deutschland geführten Insolvenzverfahren hatte noch die britisch-spanische IAG-Holding den Zuschlag erhalten. Lauda wird damit bereits zum vierten Mal Airline-Unternehmer, an Niki sei immer sein Herz gehangen. Der 68-Jährige will den Flugbetrieb Ende März wieder aufnehmen. Die Belegschaft zeigt sich skeptisch und drängt auf Gespräche über den Kollektivvertrag. Lauda sei »in der Vergangenheit alles andere als ein Traumarbeitgeber« gewesen, hieß es seitens der Vereinigung Cockpit. Viele Mitarbeiter haben bereits das Unternehmen verlassen oder Angebote von anderen Fluggesellschaften.
Renate Anderl
Wie in der schwarzen beginnt auch in der roten Kammer eine neue Ära. Mit Renate Anderl tritt erstmals eine Frau an die Spitze der Arbeiterkammer. Die Tochter eines Hausbesorgers und einer Hausfrau absolvierte die Handelsschule und begann als Sekretärin im ÖGB, wo sie langsam die Karriereleiter in der Gewerkschaft hochkletterte. Ihr großer Förderer Rudolf Nürnberger holte sie in die Geschäftsleitung der Metallergewerkschaft. In der reinen »Männerdomäne«, wie sie es nennt, gestand man ihr lange Zeit nur die Frauenagenden zu. Ab 2003 fungierte Anderl als Bundesfrauensekretärin, seit 2008 sitzt sie im ÖGB-Vorstand. Seit 2014 ist sie auch Vizepräsidentin des Gewerkschaftsbundes. Ob die 55-Jährige als Nachfolgerin von Rudolf Kaske genügend Durchsetzungskraft mitbringt, bezweifeln intern auch heute einige Genossen. Manche Dinge ändern sich eben nie.
Ute Bock
Sie lebte Zivilcourage und Nächstenliebe, während andere davon nur sprachen. Bekleidet mit einem alten Rock und ausgetretenen Schuhen – so kannte Ute Bock auch die breite Öffentlichkeit, spätestens seit sie 2012 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich erhalten hatte. Statt Hilfsbedürftige sich selbst zu überlassen, organisierte sie Unterkünfte, Kleidung und Ausbildungsplätze und stellte ihr Büro als Postadresse für 1.400 Asylwerber zur Verfügung. Ein 2013 erlittener Schlaganfall zwang die unermüdliche Kämpferin, ihr kraftraubendes Arbeits-pensum zu reduzieren. Am 19. Jänner starb die 75-Jährige im ehemaligen Gesellenheim in der Favoritner Zohmanngasse, wo sie ab 1969 als Erzieherin gearbeitet und in den letzten Jahren Geflüchtete betreut hatte. Vertreter aller karitativer Einrichtungen, der Kirchen und der Parteien – mit Ausnahme der FPÖ – lobten ihr selbstloses Engagement. Österreich offenbarte aber auch seine hässliche Seite: Kurz nachdem ihr Tod bekannt wurde, tauchten auf Facebook und in Online-Foren unzählige Hasspostings auf, die ihr Andenken beschmutzten.
Kreisel Electric
Es begann 2014 mit dem Umbau eines Audi A2 auf Batterietechnologie. Ein Porsche 911 folgte und dann war schon eine eigene Fabrik nötig. Innerhalb von drei Jahren katapultierte sich das Unternehmen der drei Brüder Markus, Johann und Philipp Kreisel aus Freistadt unter die weltweit führenden Entwickler von Hochleistungsbatterien.
Patrick Knapp-Schwarzenegger, Neffe des Ex-Gouverneurs, hält mit der US-Gesellschaft Clean Machine Inc. eine 15 %-
Beteiligung. Die Erfolgsgeschichte geht im neuen Betriebsgebäude in Rainbach im Mühlviertel weiter.
Rainer Seele
Am 1. Juli 2015 hat der gebürtige Bremerhavener Rainer Seele die Nachfolge von Gerhard Roiss als CEO der OMV angetreten und sah sich gleich mit jeder Menge Skepsis konfrontiert. Vor allem seine Strategie der intensiven Zusammenarbeit mit Russland und Gazprom sorgte für Aufsehen und auch Unmut. Aber die kritischen Stimmen sind rasch verstummt, heute attestiert man Seele, den Konzern nicht zuletzt dank dieses Russland-Kurses wieder deutlich wettbewerbsfähiger und profitabler gemacht zu haben. Zu schätzen wissen das vor allem die Aktionäre. Die Aktie notiert heute deutlich höher als noch vor vier Jahren (bei einem damals doppelt so hohen Ölpreis) und hat alleine im letzten Jahr über 50 % zugelegt.
Peter Stöger
Letzter Tabellenplatz und drei Punkte aus 14 Spielen sind normalerweise nicht die beste Ausgangsbasis für einen Karrieresprung. Als Peter Stöger am 2. Dezember als Trainer des 1. FC Köln beurlaubt wurde, bedauerten das viele, es verwunderte aber nur wenige. Zwar hatte er das Team innerhalb von vier Jahren aus der zweiten deutschen Spielklasse in die Europa League geführt, die aktuelle Saison verlief jedoch gar nicht mehr nach Wunsch. Am 9. Dezember ereilte den 51-Jährigen das Angebot, das Traineramt bei Borussia Dortmund zu übernehmen – vorerst bis zum Sommer. Das Arbeiterkind aus dem zehnten Bezirk stand als Nationalspieler stets im Schatten von Andreas Herzog. Schon als Trainer bei Austria Wien zeigte er aber neben sportlicher Kompetenz seine besonderen Qualitäten als Führungspersönlichkeit, die Spieler und Kollegen zu schätzen wissen.
278 Frauen
Exakt 278 Frauen fehlten laut Frauen.Management.Report 2017 der AK Wien, um die 30 %-Frauenquote in Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten zu erfüllen. Das entsprechende Gesetz trat am 1. Jänner 2018 in Kraft. Das Problem ist hausgemacht: Auf der Karriereleiter ist für Frauen meist schon im mittleren Management Schluss. Österreich liegt mit einem Anteil von 23 % weiblicher Führungskräfte an vierletzter Stelle unter den 28 EU-Staaten. In 61 der Top-200-Unternehmen findet sich keine einzige Frau in den Kontrollgremien.