Montag, Dezember 23, 2024
Die Energiewende
Foto: Thinkstock

Die Dekarbonisierung von Raumwärme und Warmwasserbereitung bis 2050 ist möglich. Wesentliche Voraussetzung ist die thermische Sanierung des Gebäudebestands. Möglich ist die Dekarbonisierung sogar mit negativen Gesamtkosten. Dafür braucht es aber die richtigen politischen Maßnahmen – so die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Studie der TU Wien.

Die Bereitstellung von Raumwärme macht in Österreich rund ein Drittel des gesamten Energieeinsatzes aus und verursacht in etwa 20 % des heimischen CO2-Ausstoßes. Die Studie »Wärmezukunft 2050. Erfordernisse und Konsequenzen der Dekarbonisierung von Raumwärme und Warmwasserbereitstellung in Österreich« der TU Wien im Auftrag von Erneuerbare Energie Österreich hat jetzt analysiert, wie eine weitgehende Dekarbonisierung der Bereitstellung von Raumwärme in Österreich aussehen könnte. Dabei zeigt sich, dass die anvisierte Wärmewende realistisch ist – unter der Annahme, dass bestehende Heizanlagen jeweils bis ans Ende ihrer Lebensdauer genutzt werden, dann aber durch technisch geeignete und ökonomisch für die Gebäudeeigentümer attraktive Anlagen ersetzt werden, sowie bei zusätzlichen Maßnahmen, die zu einer sukzessiven Sanierung des bestehenden Gebäudebestandes führen.

Demnach sollte bis 2050 etwa ein Drittel der beheizten Gebäudegrundfläche durch Wärmepumpen versorgt sein. Danach folgen Gebäude, die mit Bioenergie und Fernwärme geheizt werden. Übrig bleibt ein Restbestand von circa 10 % der beheizten Gebäudefläche, die zwar weiter mit Gas beheizt werden, hier ist  aber der Einsatz von »grünem Gas« aus erneuerbaren Energiequellen  möglich. Zentraler Bestandteil des Wärmewendeszenarios ist die thermische Sanierung des Gebäudebestands. So müssten laut Studie die aktuellen Sanierungsanstrengungen, die derzeit zu einer jährlichen Einsparung von rund 700 GWh führen, in der Periode 2021 bis 2030 auf rund 1000 GWh pro Jahr gesteigert werden. Eine weitere Steigerung auf 1100 GWh müsste zwischen 2030 bis 2040 erzielt werden. Bestehende Instrumente wie die Wohnbauförderung oder das Energieeffizienzgesetz könnten dieses Ziel unterstützen.

Höhere Investitionen

Das oftmals vorgetragene Argument der hohen Kosten kann die Studie weitgehend entkräften. Bewertet man die in diesem Zeitraum erforderlichen Investitionen in thermische Sanierungen und Wärmebereitstellungssysteme und stellt sie den daraus erzielten Einsparungen gegenüber, zeigt sich, dass das Wärmewende-Szenario sogar mit negativen Gesamtkosten realisiert werden kann. Allerdings sind dafür zunächst höhere Investitionen notwendig, die langfristig aber durch reduzierte Energiekosten aufgewogen werden.

Weiters würden die zusätzlichen Inves­titionen in thermische Sanierungen sowie der Umstieg von fossilen Heizsystemen auf Erneuerbare zu steigenden Beschäftigungszahlen in diesen Branchen führen – von insgesamt fast ca. 27.000 in der Periode bis 2020 auf über 40.000 in der Periode 2030–2040 und etwa 37.000 in der Periode 2040–2050. Das bedeutet einen jährlichen Beschäftigungszuwachs von 2,5 % zwischen 2020 und 2030 und von 2,4 % zwischen 2030 und 2040.

Politik am Zug

Um die Energiewende in Gang zu setzen, ist laut Studie die Politik am Zug. Regulatorische, wirtschaftliche und bewusstseinsbildende Maßnahmen müssten ineinandergreifen, um das Ziel der Dekarbonisierung zu erreichen.  Das schärfste Mittel wäre ein Verbot fossiler Heizsysteme. Auch in der Sanierung wären ordnungspolitische Maßnahmen bei besonders ineffizienten Gebäuden denkbar. Dazu wären eine weitere Überprüfung und Revision der Effizienzstandards in den Bauordnungen erforderlich.

Auf finanzieller Ebene braucht es laut Studie einerseits Kostenwahrheit – etwa bei den gesellschaftlichen Kosten des durch fossile Energieträger verursachten Treibhauseffekts – anderseits finanzielle Anreize beim Umstieg auf erneuerbare Energieträger sowie für umfassende Sanierungsmaßnahmen. Zwar stünden mit der Wohnbauförderung grundsätzlich ausreichend finanzielle Mittel für die Umsetzung der vorgeschlagenen Sanierungsszenarien zur Verfügung – diese werden laut Studie aber vielfach zweckentfremdet genutzt. Und schließlich brauche es für das Gelingen der Energiewende umfassende Informationskampagnen und qualifizierte Beratung.

Die Studie

»Wärmezukunft 2050. Erfordernisse und Konsequenzen der Dekarbonisierung von Raumwärme und Warmwasserbereitstellung in Österreich«; TU Wien, EnergyEconomics Group; AutorInnen: Lukas Kranzl, Andreas Müller, Iná Maia, Richard Büchele, Michael Hartner.

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