Bei den Winterspielen in Südkorea wurde erstmals die komplette IT über die Cloud bereitgestellt – mit einem Kernteam in Pyeongchang und dem Operation Center in Barcelona, das auch eine massive Cyberattacke abwehren musste.
Der europäische Technologiekonzern Atos ist seit vielen Jahren globaler IT-Partner des IOC, des Internationalen Olympischen Komitees. Zu den Winterspielen im Februar in Südkorea brachte der weltweit tätige IT-Dienstleister eine Premiere an den Start: Es ist erste derartige Großereignis, das informationstechnisch komplett über Services aus der Cloud bereitgestellt worden ist. Möglich gemacht wurde dies mit einem kleineren Team von rund 100 Technikern vor Ort und rund 350 IT-Spezialisten im Operations Center in Barcelona.
Auf Lokalaugenschein in der katalanischen Hauptstadt: Am Atos-Standort sieht es beinahe wie im Mission Control Center der NASA aus. Gut 50 System-Ingenieure sitzen vor jeweils mehreren Bildschirmen, in Reihen nach verschiedenen Aufgaben zusammengefasst. An den Wänden befinden sich riesige Flatscreens, auf denen die wichtigsten Anwendungen und Abläufe für jedermann zu sehen sind. Das Operations Center ist rund um die Uhr besetzt, da schon Wochen vor Beginn der Spiele umfangreiche Tests, Probedurchläufe und verschiedenartige Simulationen durchgespielt werden.
Einsparungen unter einem Dach
Die Server der sogenannten »Atos Canopy Cloud« bekommen einiges zu tun. Mehr als 200.000 Akkreditierungen für Athleten, Betreuer, Journalisten und Besucher sowie die gesamte Information der Bewerbe aus allen Austragungsstätten laufen über die Cloud. Die Empfänger sind tausende Journalisten vor Ort und die Weltöffentlichkeit. Auch die rund 36.000 freiwilligen Helfer in Pyeongchang werden über die Wolke gemanagt. Das bringt eine Verschlankung der benötigten Systeme und auch eine Reduktion des benötigten Personals. Musste früher für jede Veranstaltung eine eigene Server-Infrastruktur vor Ort auf- und auch wieder abgebaut werden, entfällt dies jetzt. Statt früher 1.000 Server werden jetzt nur rund 250 gebraucht, die in fixen Rechenzentren stehen. Über deren genauen Standort hüllt sich Atos in Schweigen. Bekanntgegeben wird, dass einige in den Niederlanden und Nachbarländern positioniert sind.
Fix ist jedenfalls: Die flexiblen Services aus der Wolke reduzieren neben Systemkosten auch Stellflächen, Flugstunden, viel Energie und eben Personal. »Waren bei den Sommerspielen 2012 in London noch rund 5.000 Computer-Spezialisten im Einsatz, sind es jetzt für die Winterspiele in Südkorea nur mehr knapp über 2.000. Bei den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio, auf die wir und auch jetzt schon intensiv vorbereiten, werden wir mit rund 1.000 IT-Spezialisten auskommen«, so Patrick Adiba, Atos Chief Commercial Officer, General Manager of Olympic Games and Major Events.
»Einsparungen durch Automation, künstliche Intelligenz und die digitale Transformation machen sich in allen Geschäftsfeldern und gemanagten IT-Infrastrukturen weltweit bemerkbar.«
Wettlauf der Informationen
Atos ist bereits seit 2002, seit den Wettbewerben in Salt Lake City, der offizielle IT-Partner des IOC bei allen Olympischen und Paralympischen Spielen und damit auch fester Bestandteil der digitalen Transformation der Sportbranche. Aufbauend auf den Erfahrungen in Rio 2016, wo erstmals kritische Anwendungen in der Cloud betrieben wurden, sind die Winterspiele in Südkorea die ersten, die zu 100 Prozent in der Wolke gemanagt werden. Das bedeutet die vollständige Virtualisierung aller Schlüsselanwendungen und aller zwölf sportlichen Wettkampfstätten und den ständigen, reibungslosen Strom von umfangreichen Informationen.
Im Fokus ist die weltweite, rasche Verteilung der Ergebnisse über das »Olympic Diffusion System (ODS)«. »Unser System ist so schnell, dass Journalisten die Ergebnisse schneller am Schirm haben, als sie im TV eingeblendet werden können«, verrät Marc Gutierrez, der das Atos-Team vor Ort leitet. Und Gutierrez freut sich, dass er die Systeme »remote« aus dem gut geheizten Tech-Center in Pyeongchang betreuen und überwachen kann. Immerhin hatte es an den Wettkampfstädten bis zu minus 20 Grad Celsius.
Möglich wurde die vollständige Virtualisierung der Spiele durch jahrelange digitale Transformation von Event zu Event, aber auch durch intensive Vorbereitungen. Atos hatte mehr als 100.000 Stunden in Tests und Probeläufe aller Systeme gesteckt. Und man hat sich auch gründlich auf mögliche Sicherheitsrisiken vorbereitet.Bereits in Rio wurden 570 Millionen IT-Security Events gemessen – 400 pro Sekunde. Sie alle konnten vollautomatisiert neutralisiert werden. Letztlich waren nur zwölf ernstzunehmende Vorfälle dabei. Auch diese hatten dank der Arbeit der IT- und Sicherheitsexperten keine Auswirkungen auf die Spiele.
Angriff während Eröffnung
Die besondere Sicherheitsexpertise hat sich in Südkorea gleich bei der Eröffnungszeremonie ausgezahlt. Während der Feier fand eine massive Cyberattacke auf die IT-Infrastruktur statt.
Über Herkunft und Details hat das IOC den Mantel des Schweigens ausgebreitet, auf Anfrage heißt es bei Atos: »Atos konnte den eingeschleusten Virus schnell identifizieren, kontrollieren, stoppen und neutralisieren. Keine Daten gingen verloren, keine Systeme wurden beschädigt. Unsere IT-Infrastruktur und die unserer Partner sind robust geschützt und stabil.« Damit konnten die Spezialisten weiterhin den reibungslosen Ablauf der Winterspiele garantieren. Und sie wurden zu einem zentralen Hebel in der Aufarbeitung des Angriffes. »Wir unterstützen unsere Partner sowie auch die Behörden in der laufenden Untersuchung der Attacke.«
Der IT-Dienstleister Atos ist in 72 Ländern aktiv, beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von rund 13 Milliarden Euro.
Über das Unternehmen
Atos ist ein weltweit tätiges Unternehmen im Bereich der digitalen Transformation, führend in IT-Security, Cloud-Services, Super-Computing und Quanten-Computing und im Betrieb von Rechenzentren. Das Unternehmen mit Hauptsitz in der Nähe von Paris wurde vor kurzem von Gartner in den Magic Quadrant für »Managed Workplace Services« aufgenommen.