Freitag, Juli 19, 2024
Die großen Infrastruktur-Projekte
Foto: Thinkstock

Eine gut funktionierende Infrastruktur ist Lebensader und Rückgrat jedes Wirtschaftsraumes. Auch in Österreich fließen jedes Jahr jede Menge Euros in den Ausbau und die Sanierung der baulichen Infrastruktur des Landes. Die Asfinag investiert jährlich über eine Milliarde, die ÖBB lässt im gleichen Zeitraum mehr als zwei Milliarden pro Jahr springen. Und die Bundesimmobiliengesellschaft managt jährlich Neubauten und Generalsanierungen mit einem durchschnittlichen Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Euro.

Ein kurzer Streifzug durch die wichtigsten Baustellen von BIG, ÖBB und Asfinag. Zusammengestellt von Bernd Affenzeller.

Asfinag: Eine Milliarde für Linz

Ab 2018 werden in Linz zwei der wichtigsten und komplexesten Autobahnprojekte Österreichs umgesetzt. Insgesamt eine Milliarde Euro fließen in den Ausbau der A 7 Mühlkreis Autobahn und den Neubau der A 26 Linzer Autobahn als Westumfahrung.   Im Jänner 2018 startete für die täglich 100.000 Lenkerinnen und Lenker die Erweiterung der A 7 im Bereich der Donau um zusätzlich vier Fahrspuren, jeweils zwei links und rechts der Voest-Brücke. Letztere bleibt mit Fertigstellung der Bypässe dem Durchzugsverkehr in Richtung Mühlviertel bzw. A 1 West Autobahn vorbehalten.

Im Herbst 2018 folgt flussaufwärts der Start für die vierte Linzer Donaubrücke im Zuge der A 26, die zunächst die Nibelungenbrücke und dann auch das innerstädtische Straßennetz bis Bahnhof und Waldeggstraße entlasten wird. Ab Ende 2019 bekommt Linz in Auhof auch eine neue Autobahn-Anschlussstelle an der A 7. Ab 2020 wird so beim Universitätsviertel die Auf- und Abfahrt von und nach Linz möglich sein.

Baubeginn Ausbau A7:    Jänner 2018
Geplante Fertigstellung:    März 2020
Gesamtinvestition:    428 Mio. Euro
Baubeginn A26:    Herbst 2018
Geplante Fertigstellung:    2031
Investitionen:    668 Mio. Euro


Asfinag: Zweite Röhre Perjentunnel

Mit dem Vollausbau des Perjentunnels auf der S 16 Arlberg Schnellstraße will die Asfinag für mehr Verkehrssicherheit, höhere Lebensqualität und eine Verkehrsentlastung für 11.000 Anrainerinnen und Anrainer sorgen. Dafür investiert die Asfinag rund 130 Millionen Euro für den Neubau der zweiten Röhre und die Sanierung der bestehenden Röhre. Die Verkehrsströme laufen ab Ende 2019 in zwei voneinander getrennten Röhren. Der Tunnel selbst wird mit Videoüberwachung, moderner Lüftungs- und Beleuchtungstechnik sowie Notruf- und Brandmeldeanlagen ausgestattet.

Um einen raschen Vollausbau mit möglichst geringer Belastung für Bevölkerung und Verkehr zu garantieren, hat die Asfinag bereits im Vorfeld die 166 Meter lange Sannabrücke neu errichtet, über die der gesamte Baustellenverkehr abgewickelt wird. Außerdem bleibt so auch während der Bauarbeiten immer eine Tunnelröhre für den Verkehr geöffnet.

Baubeginn Sannabrücke:     Frühjahr 2015
Baubeginn neue Röhre:    22. Mai 2016
Verkehrsfreigabe neue Röhre:    Ende 2018
Gesamtlänge neue Röhre:    2.852 m
Beginn Sanierung Bestandsröhre:    Anfang 2019
Gesamtlänge Bestandsröhre:    2.992 m
Gesamtfreigabe:    Ende 2019
Investitionen:    130 Mio. Euro


Asfinag: Neubau S3

Mit dem Neubau der S3 zwischen Hollabrunn und Guntersdorf soll das westliche Weinviertel an das bestehende Autobahnen- und Schnellstraßennetz angebunden werden.  Insgesamt umfasst die neue Weinviertler Schnellstraße drei Anschlussstellen und 19 Brücken. Sämtliche Brücken werden als sogenannte integrale Brücken ohne klassische Fahrbahnübergänge aus Stahl errichtet. Integrale Brücken sind aus einem Stück und bilden eine Einheit mit dem Damm. Damit sich die Brücken auch ohne Stahlübergänge bewegen können – im Sommer dehnen sie sich aus, im Winter ziehen sie sich zusammen –, hat die Asfinag eine Konstruktion entwickelt, die mit einer Ziehharmonika vergleichbar und wartungsärmer ist. 

Als Fundament dienen Bohrpfähle mit einer Tiefe von bis zu 18 Metern. Die Pfähle tragen die Brücken und haben die Aufgabe, die Lasten der Brücken in den Boden abzuleiten. Dazu werden Stahlrohre nach und nach in den Boden gedreht, das Erdmaterial in der Mitte ausgehoben, Beton eingefüllt und die Stahlrohre wieder entfernt.

Baubeginn:     29. Mai 2017
Geplante Fertigstellung:    Oktober 2020
Gesamtlänge:    11 km
Anschlussstellen:    3
Brücken:     19
Gesamtinvestitionen:    132 Mio. Euro   


BIG: Ausbau Med Campus Graz

Am 13. Oktober 2017 erfolgte die offizielle Eröffnung von Modul 1 des neuen MED Campus Graz, der weitere Ausbau ist aber bereits auf Schiene. Die BIG investiert rund 230 Millionen Euro in Modul 2 und macht den gesamten MED Campus zu einem der nachhaltigsten Universitätsstandorte Europas. Für Modul 1 erwartet die BIG die höchste Zertifizierungsstufe der Österreichischen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (ÖGNI) in Platin. 

Auch Modul 2 wird nach streng ökologischen, ökonomischen und sozialen Kriterien realisiert. Für Rektorat, Senat, Administration, ÖH und Mensa sind zwei jeweils sechsgeschoßige Türme vorgesehen. Die Seminarräume werden eingeschoßig auf die bestehende Besucherparkgarage des LKH-Universitätsklinikum Graz aufgesetzt. Das begehbare Dach der Seminarräume bildet mit dem Campusplatz des MED CAMPUS Modul 1 und den zwei Brücken, die beide Bauplätze miteinander verbinden, die Campusebene.

Baubeginn:     Frühjahr 2019
Bauende:    Q3 2022
Architektur:     Riegler Riewe Architekten
Investitionen:     230 Mio. Euro


BIG: Triiiple

Mit TRIIIPLE entwickelten die Projektpartner SORAVIA und BIG-Tochter ARE Development in enger Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Wien am Standort des ehemaligen Hauptzollamtes ein Lebensraumkonzept direkt am Donaukanal. Wichtige Grundlage dafür ist ein städtebaulicher Vertrag, der mit der Stadtgemeinde Wien geschlossen wurde und bei TRIIIPLE erstmals zur Umsetzung gelangt.

Dieser verpflichtet die Projektpartner zu privaten Investitionen in die öffentliche Infrastruktur. So fließen rund 10 Millionen Euro in die Überplattung der A4 sowie in den Ausbau des Schul­standortes Dietrichgasse und die Errichtung eines Kindergartens im Triiiple. Mit einem Gesamtvolumen von 300 Millionen entstehen 1.150 Wohneinheiten in drei Türmen, ein kleinerer Büroturm wird den Abschluss des Ensembles bilden. Die Vermarktung für Turm 1 startete bereits im Juni 2017. Bereits die Hälfte der Wohnungen ist verkauft, die Fertigstellung ist für Ende 2020 geplant.

Baubeginn:    Oktober 2017
Bauende:     Ende 2020
Wohneinheiten:     1.150
Architektur:     Henke Schreieck
Investitionen:    300 Mio. Euro


BIG: Wohnbauprojekt Wildgarten

Im November starteten die Bauarbeiten für das Wohnbauprojekt »Wildgarten« in Wien Meidling. Bis 2022 realisiert die Wildgarten Entwicklungsgesellschaft, eine Tochter der ARE Austrian Real Estate Development, auf dem rund elf Hektar großen Grundstück zwischen Emil-Behring-Weg, Südwest-Friedhof und Franz-Egermaier-Weg ein neues Stadtquartier mit insgesamt rund 1100 Wohnungen. Davon entfallen rund 600 auf freifinanzierte Miet- und Eigentumswohnungen, 300 auf geförderte Wohnungen, rund 100 auf Gemeindewohnungen der Stadt Wien, und rund 100 weitere Einheiten werden im Rahmen von Baugruppen realisiert. Jene Baufelder, die für geförderten Wohnbau oder Baugruppen vorgesehen sind, werden an Bauträger verkauft. Die freifinanzierten Projekte realisiert und verwertet die Wildgarten Entwicklungsgesellschaft.

Baubeginn:    November 2017
Bauende:    2022
Baupl:    22
Investitionen:    k.A.


ÖBB: Koralmbahn Graz-Klagenfurt

Die Südstrecke ist eines der größten und spektakulärsten Infrastrukturprojekte der nächsten Jahrzehnte. Auf einer Gesamtlänge von 470 Kilometern, von der nördlichen bis zur südlichen Staatsgrenze Österreichs, arbeitet die ÖBB-Infrastruktur an mehr als hundert großen und kleinen Bahn-Infrastrukturprojekten. Entlang der Südstrecke werden 200 Kilometer Bahnlinie modernisiert, 170 Kilometer komplett neu gebaut und in Summe 80 Kilometer neue Tunnel errichtet. Über 90 Bahnhöfe werden modernisiert und 18 neu gebaut. Etwa 5000 Menschen arbeiten daran in den kommenden Jahren.

Eines der Schlüsselprojekte der neuen Südstrecke ist die Koralmbahn. Die zweigleisige Hochleistungsstrecke ist 130 Kilometer lang, 33 Kilometer davon gehen durch den Koralmtunnel – das Herzstück der Koralmbahn. Derzeit sind rund 90 Prozent der 130 km langen Strecke zwischen Graz und Klagenfurt in Bau oder fertiggestellt. Für das heurige Jahr ist der erste Tunneldurchschlag geplant, die Gesamtfertigstellung soll 2024 erfolgen. Die regionalen Strecken der Koralmbahn stehen bereits ab 2022 zur Verfügung. Nach Fertigstellung der Koralmbahn können Fahrgäste in nur 45 Minuten von Graz nach Klagenfurt reisen.

Baubeginn:     1999
Gesamtinbetriebnahme:    2024
Gesamtlänge:    13 km
Investitionen:    5,2 Mrd. Euro


ÖBB: Semmering-Basistunnel

Der Semmering-Basistunnel ermöglicht nach Fertigstellung den Reisenden eine Fahrzeitverkürzung von 30 Minuten zwischen Wien und Graz und erleichtert den Güterverkehr auf der Strecke enorm. 75 % des Semmering-Basistunnels sind bereits in Bau bzw. an Firmen vergeben. Von vier Baustellen aus wird gleichzeitig gesprengt und gegraben. Der 27 km lange Tunnel besteht aus drei Abschnitten und verbindet Niederösterreich mit der Steiermark. Von niederösterreichischer Seite aus – im Tunnelabschnitt Gloggnitz – haben sich die Mineure bereits 2300 Meter in den Berg gearbeitet.

Im mittleren Tunnelabschnitt Fröschnitzgraben wurde eine große Kaverne errichtet, von wo aus ab Frühjahr 2018 die erste der beiden Tunnelbohrmaschinen die Arbeit in Richtung Gloggnitz aufnehmen wird. Die Bohrmaschinen werden derzeit in Einzelteilen vom Werk in Frankreich auf die Baustelle transportiert. Nur rund ein Drittel des Tunnels wird mit Tunnelbohrmaschinen gebaut, der Rest im klassischen Bagger-Sprengvortrieb. 2017 startete auch der bergmännische Bau des dritten und letzten Tunnelabschnitts Grautschenhof in der Steiermark. Dort wurden die beiden 100 m tiefen Zugangsschächte fertiggestellt, jetzt werden die eigentlichen Tunnelröhren gebaut. Die Gesamtfertigstellung ist für 2026 geplant.

Baubeginn:    2012
Fertigstellung:    2026
Gesamtlänge:    27,3 km
Investitionen:    3,3 Mrd. Euro

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