Montag, Juli 22, 2024

Einer Studie zufolge entstehen durch die Digitalisierung mehr Arbeitsplätze, als verloren gehen. Die Gewerkschaft GPA-djp schlägt „Experimentierräume“ vor, um neue Arbeitsgestaltungen in der betrieblichen Praxis erproben zu können.

Vernichtet die Digitalisierung in Zukunft Arbeitsplätze oder schafft sie neue Jobs? Dieser Frage ist eine Studie („Digitalisierung, Produktivität und Beschäftigung“, PDF, Website Bundeskanzleramt) zu den Veränderungen am Arbeitsmarkt nachgegangen, die im Juli im Bundeskanzleramt vorgestellt wurde. „Es gibt einen direkten positiven Zusammenhang zwischen der Digitalisierung, Beschäftigung und Wertschöpfung“, fasst Staatssekretärin Muna Duzdar die Ergebnisse zusammen.

Die Untersuchung basiert auf Zahlen des österreichischen Arbeitsmarkts in den vergangenen zwanzig Jahren – in von der Digitalisierung unterschiedlich stark betroffenen Branchen. „Wir wissen, dass die Digitalisierung alle Bereiche unserer Gesellschaft und Arbeitswelt durchdringt und verändert“, ist Duzdar bewusst. Es gäbe dazu eine „enorm große Angst des Jobverlusts“. Diese Verunsicherung ließe sich aber mit Erfahrungswerten nehmen: In vielen digitalisierten Branchen ist es in der Vergangenheit zu einer stärkeren Zunahme an Arbeitsplätzen und Wertschöpfung gekommen. In mäßig bis wenig digitalisierten Branchen wie zum Beispiel Landwirtschaft ist das Saldo unterm Strich negativ. Insgesamt – über alle Sektoren hinweg – kann eine Zunahme der Beschäftigung verzeichnet werden. „Auch wenn mancher manueller Prozess von einer Maschine ersetzt wird, es können auch neue Geschäftsmodelle und Arbeitsformen entstehen.“

„Überall dort, wo die Beschäftigten und ein Betriebsrat auf Augenhöhe mit dem Management die Zukunft gestalten, ist der Wandel der Unternehmen erfolgreich“, betont Studienautorin Agnes Streissler-Führer, Mitglied der Bundesgeschäftsführung GPA-djp, Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus und Papier. Sie empfiehlt den Sozialpartnern, Möglichkeiten für „Experimentierräume“ in Unternehmen zu schaffen, in denen Gestaltungsansätze zu Fragen der Arbeitsgestaltung in der betrieblichen Praxis für einen befristeten Zeitraum erprobt und evaluiert werden können. „Es geht darum, ein besseres Verständnis zu bekommen, wie die Digitalisierung so gestaltet werden kann, dass sie für die Wirtschaft neue Möglichkeiten eröffnet, aber auch einen wesentlichen Beitrag zu gesunder, guter und selbstbestimmter Arbeit leistet“, erklärt Streissler-Führer.

Staatssekretärin Duzdar sieht „konkrete politische Akzente“ nötig, um den Wandel auf den richtigen Weg zu bringen: digitale Bildung vom Kindergartenalter an, Zugang zu Technik in den Schulen und in der Lehre – besonders auch für Mädchen – sowie Weiterbildungs- und Qualifikationsoffensiven in der Berufswelt. „Die Digitalisierung macht natürlich an nationalen Grenzen nicht halt. Man muss sich mit neu entstehenden Arbeitsformen – Stichwort Clickwork und Crowdwork – auseinandersetzen und nach europäischen Lösungen suchen“, tritt sie für eine gemeinsame Richtlinie für Absicherungen für ArbeitnehmerInnen ein.

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