In Querdenker-Workshops lernen Führungskräfte, wie sie Innovationspotenziale im Unternehmen aktivieren und nutzen können. Das Besondere: Die nötigen Impulse liefern ExpertInnen mit Autismus.
Um neue Ideen zu kreieren, ist es wichtig, um die Ecke zu denken und einen Blick »out of the box« zu werfen. Genau über diese Fähigkeiten verfügen Menschen mit Autismus durch eine erstaunliche Wahrnehmungsgabe. »Ihre sachlich-analytische Sichtweise hat schon so manche Innovation begründet. Das berichten uns viele Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten«, erzählt Elisabeth Krön, Geschäftsleiterin des Vereins Specialisterne (dänisch, zu Deutsch: »die Spezialisten«). Die Organisation unterstützt Menschen mit Autismus auf dem Arbeitsmarkt und bietet u.a. in Kooperation mit dem Softwarehaus Anecon eine Ausbildung für Software-TesterInnen an, übernimmt aber auch Digitalisierungs- und Qualitätssicherungsaufträge, die hohe Genauigkeit und Konzentration erfordern.
Ideen clustern
Gemeinsam mit der Unternehmensberatung Dale Carnegie entwickelt Specialisterne nun ein Workshop-Konzept, das Führungskräften mögliche Wege zu einer fruchtbaren Innovationskultur aufzeigt. Menschen mit Autismus, wie der Paläobiologe Johannes Klietmann, fungieren dabei als »Innovation Specialists«, die durch kritische Fragen »den Geist öffnen« und helfen, die Ideen zu analysieren und zu clustern: »Uns sind der korrekte Inhalt und die Logik wichtiger als taktische Überlegungen, ob Aussagen unserer Beliebtheit dienen oder unsere Karriere vorantreiben. Offenbar ist dies nicht selbstverständlich in Unternehmen.«
Die Querdenker-Workshops verstehen sich als »klassisches Seminarangebot«, so Projektleiterin Bettina Hillebrand: »Unsere Spezialisten bringen eine andere Perspektive ein: Wie kann man das Potenzial von Querdenkern in Unternehmen entfalten lassen? Wie schreckt man Personen außerhalb der Norm nicht gleich ab?« Mehr Diversität fördert nachweislich die Kreativität, die Effizienz und nicht zuletzt die Motiva-tion, sich mit guten Ideen einzubringen.
Jenseits der Norm
Oft fehlt es aber einfach am Bewusstsein und am Mut der Unternehmen, ihre Recrui-tingprozesse für Menschen, die nicht dem Durchschnitt entsprechen, durchlässiger zu gestalten. Traditionelle Stellenausschreibungen, Fragen in Bewerbungsgesprächen und Assessments gilt es zu überdenken. So fühlen sich potenzielle KandidatInnen nicht angesprochen, wenn sie dem Stellenprofil nicht exakt entsprechen, oder sind von der Interviewsituation überfordert.
Darüber hinaus braucht es in den Unternehmen neue Formen der Zusammenarbeit: »Die drei Aspekte Können – Wollen – Dürfen sind notwendig. Mitarbeitende müssen fähig, motiviert und mit den notwendigen Freiheiten ausgestattet sein«, erläutert Innovationsexperte Klietmann. Die ersten Pilot-Workshops starten im Juni, ab Herbst werden regelmäßig Termine angeboten. Anmeldungen sind bereits jetzt möglich.
Kontakt: www.specialisterne.com