Sonntag, Dezember 22, 2024

Neue Lösungen für Entwicklung, Konstruktion, Betrieb und Wartungsarbeiten: Technologien für Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality werden die Maschinen- und Betriebsführung ebenso wie andere Bereiche in der Wirtschaft gehörig aufmischen.

Wenn Science-Fiction auf die Gegenwart trifft, dann befinden wir uns mitten drin, in den neuen und praktischen Technologielösungen für die Wirtschaft. Es sind die Begriffe »Virtual Reality« und »Augmented Reality«, die derzeit zahlreiche attraktive Einsatzmöglichkeiten erahnen lassen. Auch in Österreich  wird dazu heftig geforscht und entwickelt, das beweist beispielsweise  der europäische IT-Dienstleister Tieto. Daniel Freiberger leitet von Österreich aus den Bereich Customer Experience Management für Tieto in Eu­ropa. Das Unternehmen ist seit Jahren mit Industrielösungen für die Papierindustrie tätig. »Beschäftigte in der papierverarbeitenden Industrie haben in der Regel mit vielen Daten zu tun, die wir gezielt am Arbeitsplatz – sei dies das Büro oder an einer Maschine in einer Anlage – aufbereiten wollen. Neben Notebook, Tablet und Smartphone könnte dies künftig auch mit der Hololens erfolgen«, erwartet Freiberger einen Boom für VR-und AR-Anwendungen, in diesem Fall rund um ein Highend-Produkt für authentische Visualisierungen von Microsoft. Die Hololens mixt auf ihren transparenten Displays die reale Umgebung mit virtuellen Objekten. Gesteuert wird mittels Gesten und einem Lichtpunkt, der mit der Ausrichtung des Kopfes gesteuert wird. Die Brille ist über WLAN verbunden, die am Display angezeigten Bilddaten können allerdings lokal am Gerät gespeichert werden. Damit ist die Brille unabhängig von Datennetzen einsetzbar. »Die Hololens scannt den gesamten Raum, sie erkennt Wände, Türen, Fenster und Gegenstände. Bei Mixed Reality wird diese Umgebung zusätzlich durch Virtual-Reality-Objekte angereichert«, erklärt Freiberger. Objekte werden mit ihrer genauen Platzierung umgebungssensitiv abgespeichert. Vorteil dieser Lösung ist die Bewegungsfreiheit der Nutzer. Anders als mit reinen VR-Brillen können sich die Anwender sicher – sie sehen ja auch ihre tatsächliche Umgebung – fortbewegen. (Siehe auch "Mixed Reality in der Industrie")

»Durch den Einsatz von Virtual Reality und Augmented Reality wird es möglich, spezielles und rares Expertenwissen für Wartungsarbeiten überall auf der Welt verfügbar zu machen. Bei der sogenannten ›Remote Maintenance‹ wird in Echtzeit das Bild von der Person vor Ort zum Experten übertragen – beide haben nun die gleiche Sicht auf zum Beispiel die defekte Anlage. Mithilfe von Augmented Reality ist der Experte in der Lage, virtuell auf Einzelkomponenten zu zeigen und somit dem Mitarbeiter vor Ort konkrete Arbeitsanweisungen zu geben, die diesem in einer VR-Brille angezeigt werden«, erläutert der Experte.

Samsung im Einsatz
Um das Thema VR voranzutreiben, suchte auch Samsung früh auch nach Business Cases in Österreich. »Eines der ersten Projekte in Zusammenarbeit mit unserem Agenturpartner Nous war eine Anwendung für Architekten und Immobilienentwickler. Die Technologie zur Objekt-Visualisierung ist an sich nichts Neues, sie wurde bislang aber sehr statisch eingesetzt. Man musste dafür ins Büro des Architekten kommen«, berichtet Gregor Almássy, Senior Director Corporate Marketing und Customer Service bei Samsung Electronics. Samsung Öster­reich entwickelte eine mobile Variante für die authentische Simulation von Rundgängen durch Wohnungen oder der Aussicht vom Balkon. »Bei einer Dachterrassenwohnung kann man sich anhand von Fotos nur schwer den Blick von oben vorstellen. Das ist mit VR ganz anders.« Ein Projekt für die gemeinnützige Bau- und Siedlungsgesellschaft Familienwohnbau wird auf der Website Feel­YourFutureHome.com gezeigt. »Ein Verkäufer oder Makler kann mit einem einfachen Package – einfach die Gear-VR-Brille und ein Smartphone von Samsung – zusätzlich zu seinen Marketingfoldern Interessierten die Räume zeigen«, erklärt der Experte.

Eine weitere VR-Anwendung haben die Österreich mit IKEA umgesetzt. Mit einer 360-Grad-Kamera wurden Schauwohnungen fotografiert und in virtuelle Touren durch die schwedische Küchen-, Wohn- und Schlafzimmer-Welt übersetzt. Für Media Markt wiederum wurden Samsungs Inhouse-Shop-Displays in VR-Grafik hochgerechnet. Die Standortbetreiber bekommen damit vorab ein Gefühl für die Größe und das Aussehen der Verkaufsflächen. Alles nur Spielerei, um die Menschen auf der Gefühlsebene zu erreichen? »Menschen gewinnt man immer mit Emotion. Je besser die Präsentation ist, desto besser verkauft man«, ist Almássy überzeugt.
Mit dem ÖAMTC entwickelt der Technologiehersteller derzeit eine App, in der Fahranfänger mittels VR-Brille auf mögliche Gefahrensituationen im Straßenverkehr richtig reagieren lernen. Sie erleben hautnah, welche drastischen Folgen falsches Verhalten mit sich ziehen kann.

Eine Frage der Perspektive
In Richtung Consumer-Anwendungen gehen zwei weitere Arbeiten bei Samsung. In 360-Grad-Videos der Initiative »BeFearless« findet sich anschauliches Trainingsmaterial zur Bewältigung von Phobien. In Zusammenarbeit mit Face­book, Oculus sowie des Yonsei University Gangnam Severance Krankenhauses in Südkorea hat Samsung ein vierwöchiges Virtual-Reality-Trainingsprogramm entwickelt, das den Menschen helfen soll, sich mit VR-Brille und App ihren Ängsten zu stellen und diese zu besiegen. Menschen mit Höhenangst wagen sich in der geschützten Umgebung schrittweise auf der Aussichtsplattform eines Wolkenkratzers zum Abgrund. Wieder und wieder kann man selbst entscheiden, ob man einen Blick in die Tiefe wagt. Andere Szenarien simulieren enge Räume, öffentliche große Flächen oder auch Bühnen in Vortragssituationen mit einem digitalisierten Auditorium.

In der »BeFearless«-Initiative lernen VR-AnwenderInnen schrittweise mit ihren Phobien umzugehen.


Seit einem Jahr wirbt auch Österreich Werbung mit VR-tauglichen Videos für Urlaub in Österreich. »Die Betrachter können in jede Richtung sehen und so Österreich mit einem Rundumblick entdecken«, erklärt Petra Stolba, Geschäftsführerin Österreich Werbung. Sie ist überzeugt: »Es entsteht das authentische Gefühl, wirklich vor Ort zu sein.«



Industrielösung aus der Steiermark

Das Grazer Technologieunternehmen evolaris beschäftigt sich seit vielen Jahren mit Virtual- und Augmented-Reality-Anwendungen. Mit seiner jüngsten Video-Assistenzlösung »Evocall« können sich IndustriemitarbeiterInnen, die direkt vor einer Anlage stehen, per Datenbrille oder Smartphone mit Maschinen- oder ProzessspezialistInnen verbinden. Per Live-Video und Audioverbindung leiten die Spezialisten den Prozess an, schicken wichtige Informationen wie Schaltpläne, Datenblätter oder Checklisten direkt auf das mobile Gerät und unterstützen so ortsunabhängig zu jeder Zeit. Durch diese unterstützende Funktionen können in der Instandsetzung mitunter zeitkritische Störungen gemeinsam schnell erledigt werden.

www.evocall.evolaris.net



Bild: Mit »Evocall« wird Arbeitern an Anlagen und Maschinen aus der Ferne assistiert.

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