... damit es ein gutes Jahr für die österreichische Wirtschaft wird? Report (+) PLUS hat prominente Köpfe um ihre Einschätzung gebeten. (Teil 1, Teil 3)
Margarete Schramböck, CEO A1 Telekom Austria AG
Unternehmen brauchen eine Digitalisierungsstrategie
"Die Schlagworte Digitalisierung und Industrie 4.0 sind in aller Munde. Sie verändern die Art und Weise, wie wir arbeiten und wie wir leben. Für die Wirtschaft sind sie ein wichtiger Bestandteil und auch ein Wettbewerbsfaktor. Denn durch die Digitalisierung sind Informationen zu jeder Zeit in jeder Form verfügbar. Österreichs Unternehmen brauchen dafür eine Digitalisierungsstrategie. Der Ausbau digitaler Infrastruktur und innovative Themen wie Cloud Computing, Big Data und Industrie 4.0 bilden die Basis für zahlreiche neue Anwendungen. Blickt man zurück in die Vergangenheit, so hat der technische Fortschritt dem Menschen schon seit jeher das Privat- und auch das Berufsleben erleichtert. Darum investieren wir in die Digitalisierung Österreichs und in Innovationen, die uns helfen, unser Leben weiterhin positiv zu gestalten. Wir begleiten unsere Kunden mit unseren Netzen und Produkten auf diesem Weg in die Zukunft."
Markus Kaiser, Geschäftsführer Bundesrechenzentrum BRZ
Brauchen gut ausgebildete Fachkräfte
"Die Digitale Transformation ist ein Trend, der uns auch im aktuellen Jahr beschäftigen wird. Ziel ist es, Services nicht nur zu digitalisieren, sondern völlig neu zu denken. Welche innovativen Dienstleistungen kann ich Kunden bzw. Bürgern unter Nutzung von Daten, die ich bereits zur Verfügung habe, anbieten? Das betrifft alle Branchen, birgt enorme Entwicklungspotenziale und stärkt den Wirtschaftsstandort. Um diese Chance zu nutzen, braucht es aber gut ausgebildete Fachkräfte. Studienplätze in der Informatik werden derzeit begrenzt. Das geht in Zeiten der Digitalisierung in die völlig falsche Richtung. Es müssen deutlich mehr Mittel in Aus- und Weiterbildung investiert werden. Man findet gute Mitarbeiter, aber nicht schnell genug. Der Kampf um Talente ist härter geworden und das hemmt Innovationen."
Hans-Peter Weiss, Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft
Konjunktur beleben, Arbeitsplätze sichern
"Die Belebung der Konjunktur und die Sicherung von Arbeitsplätzen sind essenziell für ein gutes 2017. Das vom Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft zu Jahresbeginn initiierte Konjunkturpaket setzt einen wichtigen Impuls für die heimische Wirtschaft. Durch das Sonderbauprogramm unseres Eigentümerressorts werden aus Mitteln der BIG mehrere dringend erforderliche Bauprojekte an Universitäten und Schulen ermöglicht. Die zusätzlichen 250 Millionen Euro sichern darüber hinaus zahlreiche Arbeitsplätze. Daneben ist die Schaffung von Wohnraum eines der dringendsten Themen in der heimischen Immobilienwirtschaft. Daher wurde vor zwei Jahren die Wohnbauoffensive der BIG Tochter ARE Austrian Real Estate gestartet. Bis 2020 werden im Zuge der Initiative bis zu zwei Milliarden Euro in Wohnbauprojekte investiert."
Andreas Kreutzer, Kreutzer Fischer und Partner
Ein Klima, das Zuversicht schafft
"Aus meiner Sicht gibt es Handlungsbedarf an drei Fronten. Zum einen sollten Maßnahmen ergriffen werden, durch die die steigende Kaufkraft der privaten Haushalte nicht nur in den Konsum fließt, sondern auch wieder in die Gebäudesanierung und Wohnungsrenovierung. Was man dafür braucht, ist aber keineswegs ein Mehr an Förderungen, sondern ein Stimmungsklima, das Zuversicht vermittelt. Zuversicht, dass sich Investitionen in Haus und Heim auch lohnen. Zum anderen sollten sich die Rahmenbedingungen für Unternehmensinvestitionen in der mittelständischen Wirtschaft verbessern. Denn als Folge von Basel III wird praktisch jede Fremdfinanzierung mit privaten Haftungen hinterlegt. Und das hemmt. Kommt man den Unternehmern diesbezüglich entgegen, etwa mit Haftungsübernahmen durch die öffentliche Hand (Nationaler »Juncker-Plan«) als Alternative zu Förderungen, könnten nach unseren Berechnungen Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro freigesetzt werden."
Leo Windtner, Generaldirektor Energie AG
Berechenbare Rahmenbedingungen
"Die Rahmenbedingungen in der Energiebranche sind nach wie vor herausfordernd. Die vielzitierte Energiewende und regulatorische Eingriffe beeinflussen den Markt massiv. Die Energie AG hat sich bereits frühzeitig neu positioniert und Effizienzmaßnahmen gesetzt, wodurch wir im abgelaufenen Geschäftsjahr das bisher operativ beste Ergebnis erreichen konnten. Trotzdem wird es eine Herausforderung, das Jahr 2017 zu einem Erfolgsjahr zu machen: Das allgegenwärtige Thema der Digitalisierung wird auch auf die Energiebranche durchschlagen und unsere Gesellschaft noch mehr als bisher verändern. Mit dem Rollout der intelligenten Stromzähler und dem Breitbandausbau mittels Glasfaserleitungen bis ins Wohnzimmer unserer Kunden (»Fiber-to-the-home«) wollen wir diesen Trend wesentlich mitgestalten. Gerade in Bereichen der Infrastruktur muss die Politik aber für langfristige Planungssicherheit sorgen und die Rahmenbedingungen berechenbar halten."
Winfried Kallinger, Geschäftsführer Kallco Bauträger Gruppe
Gemeinnützigkeit neu bewerten
"Die Hoffnung stirbt zuletzt: Vielleicht wird 2017 das Jahr der koalitionären Vernunft, wenn schon nicht aus Überzeugung, dann wenigstens aus der Erkenntnis, dass Weiterwurschteln und dogmatische Starre nichts nützen und nur den Abwärtstrend verstärken. Eine Versachlichung der wohnwirtschaftlichen Themen einschließlich einer Neubewertung der Rolle der teilweise zum Selbstzweck degenerierten Gemeinnützigkeit und ihrer Privilegien würden zum Beispiel der Dauerdiskussion um leistbaren Wohnbau wesentlich besser tun als das beliebte Hausherren-Bashing, das nur den Stammtisch bedient, aber keine Probleme löst. Ebenso könnte eine Sachdebatte über immobilienbezogene Erbschafts- und Schenkungssteuern bei Schonung betrieblichen Vermögens ohne ideologische Blockaden zur Entspannung des verkrampften Verhältnisses der Politik zum Thema Vermögen beitragen."
Karl Hawlik, Geschäftsführer OKI Österreich
Diversifizierung, Beweglichkeit und Ideen
"Ein gutes Jahr setzt nach meinem Managementverständnis voraus, dass wir Arbeitsplätze halten, Herausforderungen wie die Flüchtlingsintegration meistern und international konkurrenzfähig bleiben. In Österreich finde ich vor allem die Förderung der EPU und Startup-Landschaft mit den damit verbundenen Steuersenkungen relevant. Was die Veränderung unserer Businessmodelle anbelangt, ist der Aufruf zur Transformation zwar nachvollziehbar, in der Praxis aber wohl eher ein schrittweiser Evolutionsprozess. Innovationen im Stil der US-Vorreiter sind für die meisten Betriebe hier weder finanzierbar noch anwendbar. Aber unsere Wirtschaft kann mit Diversifizierung, Beweglichkeit und Ideen punkten. In den kommenden Jahren werden Unternehmer viel Zuversicht, Intuition und Durchhaltevermögen benötigen. Selten waren die Prognosen so unklar. Aber Totgesagte leben länger. Betrachten wir die Papierindustrie, die sich schrittweise neu aufstellt hat und jetzt mit Verpackungen für eCommerce oder Häusern aus Papier neuen Aufschwung erfährt."