Die Sanierung im gewerblichen Bestand war Thema bei einem Forum von M.O.O.CON im BüroIdeen-Zentrum von Blaha in Korneuburg. Im Publikum: Gebäudebetreiber, Bauunternehmer und Architekten.
»Von einem HR-Leiter weiß ich, dass bei seinen Bewerbungsgesprächen stets nach der optimalen Bürosituation für die Mitarbeiter gefragt wird. Das absolute No-Go: Einzelzellen«, berichtet Bernhard Herzog, verantwortlich für die Gebäudeentwicklung bei M.O.O.CON. Nahezu alle unsanierten 80er-Jahre Gebäude weisen jedoch diese Strukturen auf. Eine neue Sichtweise ist gefragt. Stadtentwicklungsgebiete müssen flexibel und offen gebaut werden. Momentan wird jeder Quadratmeter finanziell hinterfragt, es braucht aber nutzungsoffeneres Denken. Frühere Konzepte basierten auf Raum und Luft. Klassische Gewerbezonen sind trostlos, sie müssen verzahnt werden. Eine Lösung: Über den Retail-Flächen könnte Wohnbau angesiedelt werden. Laut M.O.O.CON gilt es, vorausschauend zu denken – wie kann die Nutzung in 50 oder 70 Jahren aussehen?
Von geschlossen zu offen
Dauer, Häufigkeit und Ablauf von Arbeitsprozessen wechseln heute dynamisch, schnell und unvorhersehbar. Das muss sich in der Kostenaufteilung Planung – Errichtung – Bewirtschaftung und Abbruch widerspiegeln. Bisher üblich (in Prozent): 2 – 17 – 78 – 2. Es braucht einen integralen Planungsprozess, ein stärkeres Verweben von Planern und Nutzern, neue Arbeitsumgebungen, die der Vielfalt an Tätigkeiten gerecht werden. »Strukturen werden offener. Der Austausch über Abteilungsgrenzen hinweg nimmt zu. Jede Wand hemmt«, zeigt Herzog auf.
Heute bereits selbstverständlich ist das Sharing von Auto und Besprechungsraum, künftig trifft das auch den persönlichen Arbeitsplatz. »Der Schreibtisch ist nicht mehr der einzige Ort, an dem wir arbeiten. Mehrmals täglich wechseln wir zwischen Kommunikation und Konzentration, zwischen Projekt- und Einzelarbeit, kreativen Freiräumen und standardisierten Abläufen.« M.O.O.CON plädiert daher für das Activity Based Working. Interdisziplinäre und prozessübergreifende Wissensarbeit wird auch durch das Arbeitskonzept M.O.O.CON home.base gefördert.
Baustatus
Zwei Millionen Gebäude – gewerblich und privat – prägen heute Österreichs Bausubstanz. Laut Schätzungen des Klima- und Energiefonds sowie des WIFO gibt es allein im Bürobereich rund 8.500 Gebäude, die zwischen 1960 und 1980 errichtet wurden und einen akuten Sanierungsbedarf aufweisen – derzeit liegt die Sanierungsquote bei 1,5 Prozent.
»Bei Sanierungen entscheidend ist, was in bzw. mit einem Gebäude in der Zukunft passieren soll«, hält Herzog fest. Um hier die richtige Handlungsoption zu finden, ist die genaue Auseinandersetzung mit dem eigenen Bedarf notwendig. Beim Forum in Korneuburg motivierte M.O.O.CON u.a. zu folgenden Fragen: Wie arbeiten wir in der Zukunft und welche Infrastruktur benötigen wir dafür? Was kann das alte Gebäude dazu beitragen? Kann eine Sanierung mehr Nachhaltigkeit der Infrastruktur liefern? Wie verändern sich Energie- und CO2 Ströme? Nach welcher Zeit rechnet sich die Sanierung? Wieviel Imagekorrektur ist möglich? Zusammengefasst: Wie neu kann alt werden?