Der interimistische ÖBB-Chef Andreas Matthä trat am 4. Juli offiziell die Nachfolge von Christian Kern an. Seit drei Jahrzehnten für die Bundesbahnen tätig, sorgt der 53-Jährige für Kontinuität.
Die Bahn hat er im Blut: 1962 in Villach geboren, übersiedelte Andreas Matthä als Zweijähriger mit den Eltern nach Gmünd ins Waldviertel, weil sein Vater innerhalb der ÖBB den Job gewechselt hatte. Auch der Großvater war schon bei den Bundesbahnen tätig. Zwölf Jahre später zog die Familie abermals berufsbedingt um, diesmal nach Wien. Matthä absolvierte die HTL und kam nach der Matura in der ÖBB-Bauleitung unter. Berufsbegleitend studierte er Unternehmensführung an der FH Wien und kletterte die Karriereleiter hinauf. Ab 1986 in der Generaldirektion für Brückenbau tätig, wurde er 2005 Leiter für Controlling und Finanzen der ÖBB-Infrastruktur Bau AG. Ab 2008 fungierte er als Vorstand unterschiedlicher Ressorts und als Vorstandssprecher. Seit 24. Mai 2016 bildete er gemeinsam mit Finanzchef Josef Halbmayr den Zweiervorstand der ÖBB-Holding.
Als Infrastruktur-Vorstand saß Matthä schon bisher an der Schnittstelle zur Politik und verhandelte die Rahmenpläne – dem Vernehmen nach ruhig und geschickt – mit. Große Visionen, für die Kern stand, werden von Matthä weniger erwartet, eher die Verwaltung dessen Erbes. Dass große Modernisierungsprojekte im Budget- und Zeitrahmen blieben, ist seinem strengen Kostenmanagement zuzurechnen. Bis 2025 soll das Investitionsprogramm abgeschlossen sein. Mit der Liberalisierung des Güterverkehrs – die ÖVP drängt auf dein Teilprivatisierung der Rail Cargo – wartet bereits der nächste große Brocken. Dann ist allerdings auch politischer Weitblick gefragt.