Franz Grohs, 64, ist nach internationalen Positionen bei T-Systems als Managing Director für Österreich zurückgekehrt. Mit dem Report spricht er über eine stark veränderte Technologiewelt und die große Herausforderung IT-Sicherheit.
(+) plus: Wie haben Sie die vergangenen 20 Jahre in Ihrer Branche erlebt? Was hat sich verändert?
Franz Grohs: Nachdem ich vor 19 Jahren praktisch die Vorgängerorganisation von T-Systems Austria aus der Taufe gehoben hatte, freut es mich nun, wieder die Geschäftsführung in Österreich zu übernehmen. Damals stießen Banken und Fahrzeughersteller ihre eigenen PC-Dienstleister ab, um sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Daraus entstanden spezialisierte EDV-Unternehmen. Von der Cloud war noch keine Rede, man sprach von »Distributed Data Processing«. Die große Wissenschaft war die Vernetzung der unterschiedlichen Systeme. Das Internet war gerade erst erfunden und Handys waren klobige Dinger. Disruptive Geschäftsmodelle durch die IT – die gab es noch nicht.
Gerade den Bereich von Cloud Computing haben wir in den vergangenen Jahren wesentlich weiterentwickelt. So können Unternehmen mit unserer dieses Frühjahr vorstellten Open Telekom Cloud einfach, flexibel und sicher auf IT-Ressourcen zugreifen.
(+) plus: Inwieweit hat sich die Geschwindigkeit der Veränderungen in der IT-Welt erhöht?
Grohs: Sie ist drastisch, fast schon dramatisch angestiegen. Die heutige Jugend wächst mit mobilen Endgeräten auf. Kleinkinder wundern sich, wenn sie nicht auf jedem Bildschirm oder sogar in ihrem Bilderbuch Inhalte »wischen« können. Diese Bereitschaft, Inhalte auf einem Miniaturschirm, dem kleinen Screen eines Handys, zu konsumieren, wird vieles verändern. Da bin ich sicherlich noch Teil einer anderen Generation. Wenn mit etwas wichtig erscheint, möchte ich es auch am Papier haben.
(+) plus: Sind mobile Lösungen fürs Smartphone auch bei Anwendungen für Unternehmen gefordert? Ist dies ein Thema fürs Business?
Grohs: Das ist sehr verschieden. Für Jüngere, die erst seit wenigen Jahren im Geschäftsleben stehen, ist das mittlerweile selbstverständlich. Bei Anbietern wie Amazon oder Zalando basiert das Geschäft vollständig online und mobil. Sie nutzen jede technische Möglichkeit, um ihr Geschäft zu optimieren. Am anderen Ende der Skala haben Sie immer noch Nutzer, die meist älter sind, die sich weigern, Onlinebanking zu verwenden oder etwas übers Internet zu bestellen. Diese unterschiedlichen Typen gibt es prinzipiell auch in Unternehmen.
(+) plus: Was hat Sie nun bewogen, wieder in die Geschäftsführung in Österreich zurückzukehren?
Grohs: Nun, ich fühle mich noch nicht so alt, um mich aufs Züchten von Champignons zu konzentrieren (lacht). Der Anlass war, dass mein Vorgänger Dirk Lukaschik eine wichtige Position bei T-Systems International einnehmen konnte. Mir liegt die Organisation in Österreich am Herzen und ich war auch in den letzten Jahren, in denen ich in der internationalen Geschäftsentwicklung bei T-Systems erfolgreich tätig war, immer mit dem Standort Wien eng verbunden.
Das Geschäft in Österreich wächst – wir haben uns umsatzmäßig in den letzten Jahren um rund zehn Prozent steigern können. T-Systems ist auch personell gewachsen. Gestalten ist etwas, das mir liegt und ich habe Gestaltungsfreiraum – vielleicht auch, weil ich selbst nicht mehr arbeiten müsste. Dadurch habe ich die persönliche Freiheit, jene Dinge zu tun, die ich für richtig erachte. Ich arbeite in Österreich mit einem tollen Team zusammen und wir haben eine überaus hohe Mitarbeiterzufriedenheit.
(+) plus: Sie haben in den vergangenen Jahren eine eigenständige IT-Security-Sparte innerhalb T-Systems aufgebaut. Was hat sich da in den vergangenen Jahren geändert?
Grohs: Es ist zu dramatischen Veränderungen gekommen. Durch den Online- und Netzbetrieb von vielen Geschäftsprozessen sind Angreifern Tür und Tor, wenn nicht sogar Scheunentore, geöffnet. Auch die besten Firewalls bieten keinen hundertprozentigen Schutz. Vielmehr geht es darum, die Zeitspanne vom Eindringen bis zum Entdecken des Angriffs und Ergreifen von Abwehrmaßnahmen zu reduzieren. Denn: Im Schnitt vergehen in Unternehmen 200 Tage, bis ein Angriff bemerkt wird. In dieser Zeit können sich Eindringlinge unbemerkt in einem Netzwerk bewegen, sich dort orientieren und es manipulieren. Die Maßnahmen dagegen sind »Intrusion Detection«-Lösungen und der Bau von ringförmigen Sicherheitswällen in den Netzwerken, die auch gegen Angriffe von innen schützen, wenn nur ein Teil des Netzwerks kompromittiert ist. Was sich nicht geändert hat, ist die allerorts nötige Bewusstseinsbildung bei den Mitarbeitern beim Umgang mit sensiblen Daten und Passwörtern.