Dienstag, November 26, 2024

Andreas Bierwirth, CEO von T-Mobile Austria, über den Wandel in der Mobilfunk­branche und warum wir heute lieber auf unseren Morgenkaffee als aufs Handy ­verzichten würden.

(+) plus: Wie haben sich Ihre Branche und Ihr Unternehmen in den letzten 20 Jahren verändert?

Andreas Bierwirth: Von einem Junggebliebenen zum anderen: herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Auch T-Mobile feiert dieses Jahr den 20. Geburtstag. Im Jahr 1996 starteten wir noch unter dem Namen max.mobil mit dem Slogan »Ein Netz hebt ab« das erste private Mobilfunknetz Österreichs. Damals war SMS noch fast unbekannt und Internet am Handy Utopie. Nach 20 Jahren sind wir also zu einem Breitbandanbieter geworden, der in jede noch so entlegene Ecke Öster­reichs damals noch unvorstellbare Datenmengen über die Luft transportiert.

(+) plus: In welcher beruflichen Position waren Sie vor 20 Jahren?

Bierwirth: Die Jahre 1995 bis 1997 waren in beruflicher Hinsicht sehr wichtig für mich, da ich meine beiden Standbeine aufbaute. 1995 startete meine Ausbildung zum Berufspiloten an der Verkehrsfliegerschule der Deutschen Lufthansa. Seit dieser Zeit bin ich regelmäßig in der Luft und gehe meiner Leidenschaft des Fliegens nach. Fast gleichzeitig begann meine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Marketing der Westfälischen Wilhelms Universität, wo ich zuvor mein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Finanzen und Bilanzen, Internationales Management und Marketing abschloss. 2002 promovierte ich mit dem Thema Führung von Unternehmensmarken.

(+) plus: Welchen Stellenwert haben die Mobilnetze heute in unserer Wirtschaft und der Gesellschaft? In welcher Weise wird sich dies noch ändern?

Bierwirth: Mobilfunk gehört zu unserem Leben wie der tägliche Morgenkaffee. Ich traue mich zu behaupten, dass neun von zehn Personen lieber ein Jahr auf den Koffeinkick in der Früh als auch nur einen Tag auf ihr Handy verzichten würden.
Auch wenn es zu dieser Selbstverständlichkeit gekommen ist, befinden wir uns immer noch mitten in der digitalen Transformation des Alltags, die alle unsere Lebensbereiche erfassen wird. Diese Entwicklung ist stark vom Internet der Dinge geprägt. Bequemlichkeit und Sicherheit, wenn Sie beispielsweise Ihr Haus aus der Ferne bedienen können, Energieeffizienz und geringere Kos­ten, wenn Sie damit eine Logistikkette steuern, Sicherheit und Unterhaltung im Straßenverkehr, geringer Wartezeiten für Servicearbeiten.

Ein großer Anwendungsbereich ist der Gesundheitssektor und die Medizin. Sie können damit vitale Daten überwachen und bei Notwendigkeit intervenieren, bevor es zu einem Problem kommt. Eine Anwendung, die sich Nicolas Negroponte, Digitalisierungspionier und Gründer des MIT Media Labs schon vor 20 Jahre wünschte: Wenn Sie Ihre Brille verlegen, meldet sie sich bei Ihnen. Das ist heute machbar und ich warte auf das Startup, das damit etablierte Brillenhersteller durcheinanderbringt.

(+) plus: Welche größten Herausforderungen sehen für Ihr Unternehmen für die Zukunft?

Bierwirth: Wir sind vom klassischen Mobilfunkanbieter zum Breitbandanbieter geworden. Minuten und SMS über klassischen Mobilfunk rücken immer mehr in den Hintergrund. Was zählt, sind Datenvolumina, Latenzen und Geschwindigkeiten. Und hier kommt M2M, die Kommunikation zwischen Maschinen, und das Internet der Dinge ins Spiel. Alles wird mit allem über Internet verbunden sein.

T-Mobile Österreich hat die wichtige Rolle, für die gesamte Deutsche Telekom M2M-SIM-Karten für den weltweiten Einsatz bereitstellen zu dürfen. Auch wenn M2M noch am Anfang steht, werden wir dieses Jahr schon eine Million dieser SIM in die ganze Welt schicken. Nächstes Jahr wird diese Zahl sich weiter immens steigern. Hierfür braucht es jedoch ein zuverlässiges, sicheres und besonders leis­tungsfähiges Netz. Unsere Mutter Deutsche Telekom arbeitet jetzt schon an der Nachfolgetechnologie von LTE, an 5G. Wir zählen zu einem der weltweit größten Telekommunikationskonzerne: Nur mit solch einer Konzernkraft ist es möglich, Milliarden in die Netze von heute und morgen zu investieren.

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