Turbo gegen die schwache Baukonjunktur Ein Gastkommentar von Franz Böhs.
Ein Gastkommentar von Franz Böhs.
Das Jahr 2014 hat sich rückwirkend betrachtet für die Bauwirtschaft und den Baustoffhandel besser entwickelt als von vielen Experten befürchtet. Wegen der sehr unterschiedlichen und wechselhaften Prognosen unserer Trendexperten sind die Aussichten aber für 2015 so unsicher wie schon lange nicht mehr. Trotz aller Vorbehalte und Einschränkungen sind meine Erwartungen für 2015 sehr vorsichtig optimistisch. Die drei Landtagswahlen und die Wiener Gemeinderatswahl sollten den einen oder anderen positiven Impuls bringen. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl hat gleich zu Beginn des Wahlkampfs medienstark bekannt gegeben, dass nach jahrzehntelanger Pause die Gemeinde Wien wieder »Gemeindebauten« errichten wird. Österreich liegt seit vielen Jahren mit seiner Wohnbauleistung gemessen an der Einwohnerzahl im europäischen Spitzenfeld. Angesichts prognostizierter steigender Bevölkerungszahlen darf sich auch 2015 nicht viel daran ändern. Leider wurden jedoch die Mittel für die seit mehr als eineinhalb Jahren vom Bund präsentierte Wohnbauoffensive laufend reduziert. Angefangen mit 600 Mio € auf drei Jahre wurde rasch auf 276 Mio € und schließlich auf 180 Mio € gekürzt. Dazu erschweren hohe Auflagen und notwendige zusätzliche Landesmittel den Abruf der einseitig vom Bund reduzierten Zweckzuschussmittel. Einen positiven Impuls erwarte ich aus der Steuerreform. Es sollten die seit fünf Jahren sinkenden Realeinkommen wieder steigen und damit der private Konsum einen wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Genauso wichtig wird aber auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen in Neubau und Sanierung sein. Vollkommen unverständlich ist jedoch die Kürzung des erfolgreichen und bewährten »Sanierungsschecks« von 100 Mio € auf nur mehr 80 Mio € in 2015. Jeder investierte Förder-Euro hilft beim Ener giesparen, reduziert den CO 2 -Ausstoß und schafft durch zusätzliche Aufträge ein höheres Wirtschaftswachstum und sichert Arbeitsplätze. Das trifft die Dämmstoffbranche besonders schlimm. Nach den Rückgängen von mehr als 10 % im Dämmstoffmarkt in Österreich in 2014 sind in 2015 daher noch weitere Rückgänge zu befürchten. Trotz der Förderungen liegt die Sanierungsrate schon seit Jahren auf inakzeptabel niedrigem Niveau. Stärkere Anreize zur Erhöhung der Sanierungsrate sind unbedingt notwendig. Ein großer Hemmschuh für die Steigerung der Sanierungsrate ist auch das gültige Wohnungseigentums- und Mietrecht. Eine rasche Novellierung zur Berücksichtigung der Kostenaufteilung für die thermische Sanierung ist vorrangig durchzuführen. Ich plädiere dafür, dass im vermieteten Bereich die Frage der Mieterhöhung an die Frage der Energieeffizienzsteigerung gekoppelt wird.
Wer dämmt gewinnt!
Der effizienteste Beitrag zur Energieunabhängigkeit Österreichs ist trotz einiger zuletzt auch medial geäußerten »Unkenrufe« nach wie vor unbestritten die Wärmedämmung. Die Reduktion des Heizwärmeverlustes der Gebäudehülle durch zeitgemäße Wärmedämmung ist die vorrangigste Maßnahme sowohl beim Neubau als auch in der Sanierung Die beste Energie ist immer noch die, die man gar nicht verbraucht. Die Heizkosten sind in den letzten zehn Jahren gegenüber den Nominallöhnen überproprotional gestiegen. Heizkosten machen inzwischen mehr als zehn Prozent des Einkommens eines Privathaushaltes aus. Damit wird auch eindrucksvoll der wesentliche Beitrag der Wärmedämmung zum zuletzt sehr intensiv diskutierten Thema »Leistbares Wohnen« aufgezeigt. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise und des fortschreitenden Klimawandels gehört eine energetische Modernisierung durch Dämmen der Fassade, des Daches und der Decken auch zu den wichtigsten werterhaltenden Maßnahmen. Im jetzt verpflichtenden Energieausweis steht genau, ob und wie viel Energie gespart wird. Ein gutes Resultat erhöht die Vermietungschancen und den möglichen Kaufpreis.