Der Bau & Immobilien Report hat führende Unternehmen der Branche mit Fragen zur aktuellen Geschäftsentwicklung, umstrittenen Entscheidungen oder auch unerfüllten Erwartungen konfrontiert. Die Antworten im O-Ton.
Report: »Die Rohstoffknappheit bei Epoxidharzen und Polyurethan treibt die Kosten in die Höhe. Für den Jahreswechsel 18/19 haben Sie Preisanpassungen zwischen 4 % und 12 % angekündigt. Befürchten Sie Absatzrückgänge durch die Erhöhungen?«
Franz Wastlbauer, Geschäftsführer AvenariusAgro
»Die steigenden Preise bei Rohstoffen sind ein Thema, mit dem sich der gesamte Markt auseinandersetzen muss. Nicht nur, was die Kosten angeht, sondern auch betreffend der Versorgungssicherheit. Durch unseren professionellen Einkauf und das breite Beschaffungsnetzwerk innerhalb der DAW-Firmengruppe sind wir diesbezüglich hervorragend abgesichert.
Als Hersteller sind wir nun mehr denn je gefordert, die Weiterentwicklung unserer Produkte voranzutreiben. Wir arbeiten ständig an der Erschließung neuer Anwendungsbereiche und einer schnelleren Aushärtung unserer Reaktionsharze. Dadurch können die Stillstandszeiten auf den Baustellen enorm verkürzt werden. Trotz teurer werdender Rohstoffe bleiben die Gesamtkosten für unsere Kunden somit stabil.«
Report: »Im Bereich Betonzusatzmittel ist Mapei Österreich auch für Ost- und Südosteuropa zuständig. Sie haben vor ein paar Monaten gemeint, dass die Rechtssicherheit vor allem ›am südlichen Balkan nicht immer gegeben ist und man diese Märkte lernen muss‹. Mit welchen Problemen haben Sie zu kämpfen und wie steht es um den Lernfortschritt?«
Andreas Wolf, Geschäftsführer Mapei
»Auch im heurigen Jahr hatten wir mit einigen Problemen am Markt in Ex-Jugoslawien zu kämpfen. Die Zahlungsprobleme der Kunden sind in diesen Ländern leider eher Standard als Ausnahme. Zudem gestaltet es sich schwierig, Kunden zu versichern. Falls es zu Prozessen in Folge von Zahlungsunfähigkeit kommt, sind diese meist langwierig, kostenintensiv und selbst nach einem Urteil fast nicht durchsetzbar. Gelernt haben wir, dass verlässliche Partner vor Ort vonnöten sind, die ihrerseits oft noch Tauschhandel betreiben.«
Report: »Im Rahmen der Liebherr Roadshow haben Sie angekündigt, dass die Zahl der verkauften Radlader 2018 von 3.500 auf über 4.000 ansteigen wird. Werden Sie dieses Ziel 2018 erreichen und gibt es neben dem Mengen- auch ein Margenwachstum?«
Otto Singer, Geschäftsführer Liebherr-Werk Bischofshofen GmbH
»Wir sind sehr erfreut, dass wir die hochgesteckten Ziele, mehr als 4.000 Radlader zu produzieren und zu verkaufen, umsetzen konnten. Damit werden wir auch einen neuen Umsatzrekord erzielen. Selbstverständlich wollen wir am Ende des Tages mit unseren Produkten und Dienstleistungen Geld verdienen. Traditionell wird ein Teil des erwirtschafteten Geldes wieder in das Unternehmen investiert. Damit wird die Zukunft unserer Forschung und Entwicklung aber auch die Zukunft unserer Produktionsstätten sowie Vertriebs- und Serviceniederlassungen gesichert. Dies ist ein Garant dafür, dass wir ein beständiger, innovativer und langfristiger Partner für unsere Kunden vor Ort sind.«
Report: »Was können Sie als Software-Hersteller tun, um die für BIM nötigen Standards zu schaffen sowie strukturelle Rahmenbedingungen festzulegen, um ein durchgängiges digitales Datenmanagement zu ermöglichen?«
Monika Ilg, Softwareentwicklung ABK, ib-data GmbH
»ABK ist mit Sicherheit Vorreiter, wenn es darum geht, softwareneutrale Standards zu unterstützen. Zwar gibt es bei der Planungsmethode OPEN BIM im Zusammenhang mit dem Thema AVA noch eine ganze Reihe von offenen bzw. nicht vollständig beantworteten Fragen.
Der Weg über eine IFC-Schnittstelle ist aber unumstritten die Zukunft. Daher arbeiten wir derzeit daran, geometrische Daten aus dem 3D-Modell mit der Kostenplanung und mit der Ausschreibung in ABK zu verbinden. Parallel dazu leite ich die ÖNORM-Arbeitsgruppe A2063-2, in der Experten aus dem CAD-, dem AVA-Bereich und dem FM-Bereich ihre Erfahrungen einfließen lassen, damit die Methode OPEN BIM ab 2019 von allen Beteiligten angewendet werden kann.«
Report: »2016 ist Knauf eine Kooperation mit Cocoon, einem Hersteller von Stahl-Leichtbau-Profilen, eingegangen, um den Vertrieb des Cocoon Stahl-Leichtbausystems zu forcieren. Warum ist es nach einem Pilotprojekt in Wien nun ruhig geworden? Welche gemeinsamen Ziele verfolgt man noch?«
Ingrid Janker, Geschäftsführerin Knauf
»Dies ist nur eine scheinbare Ruhe. Wir sind hier sehr erfolgreich unterwegs. Cocoon Stahl-Leichtbausysteme finden Sie in mehreren realisierten Projekten und sind auch in einigen weiteren in Planung. Der Beratungszeitpunkt findet aber bei derartigen Spezialsystemen schon viel früher statt als bei anderen Objekten.
Umgesetzt wurden zum Beispiel Knauf Systeme mit Cocoon-Profilen in Verbindung mit Aquapanel Cement Board bei der ÖAMTC-Zentrale im Außenbereich. Auch bei diversen Nachverdichtungsprojekten in Wien, wie beispielsweise in der kleinen Stadtgutgasse oder in der Hackengasse, wurde die Knauf Außenwand so realisiert, um nur wenige zu nennen. Auch für das kommende Jahr stehen ein paar spannende Projekte mit der Knauf Außenwand bereits in den Startlöchern.«
Report: »Der FM-Markt ist nach wie vor von einer aggressiven Preispolitik bestimmt. Dabei steht für die Kunden laut einer Studie der TU Wien gar nicht die Kostenreduktion, sondern vielmehr Werterhalt und -steigerung einer Immobilie im Fokus. Setzt die Branche mit der Preisschiene auf das falsche Pferd oder irrt die Studie?«
Brigitte Fiedler, Geschäftsführerin WISAG
»Es gibt schon einen Widerspruch zwischen Studie und Realität. Hauptursache ist wahrscheinlich eine gewisse ›soziale Erwünschtheit‹ der Antworten. Und ein Teil der Befragten ist vor allem bei Ausschreibungen mit kurzen Vertragslaufzeiten bereits Opfer schlechter Qualität von Glücksrittern geworden.
Daher akzeptiert ein Teil der Kunden höhere Preise zugunsten einer hochwertigen Dienstleistung, denn die bringt einen besseren Werterhalt und damit in der Folge auch Geld. Natürlich stürzen sich alle seriösen FM-Anbieter mit ihrem Angebot auf dieses Kundensegment. Das hat zur Folge, dass auch hier wieder ein permanenter Wettbewerb über den Preis herrscht.«
Report: »Ende 2016 hat Hünnebeck gemeinsam mit Doka und Peri einen Verein für Leistungstransparenz bei Betonschalungen gegründet. Seither ist es sehr ruhig um den Verein geworden. Wurde das Ziel, faire und ausgewogene Rahmenbedingungen für die Vermietung von Betonschalungen und die damit verbundenen Nebenleistungen in Österreich zu schaffen, erreicht?«
Gerald Schönthaler, Geschäftsführer Hünnebeck Austria GmbH
»Wir als Hünnebeck sind Gründungsmitglied des Österreichischen Vereins für Leistungstransparenz bei Betonschalungen (ÖVBS). Dessen Ziel ist es ist, faire und ausgewogene Rahmenbedingungen für die Vermietung von Betonschalungen und den damit verbundenen Nebenleistungen in Österreich zu schaffen. Wir können mit Stolz darauf verweisen, dass wir eine positive Entwicklung in Gang gebracht haben. Dies ist die Rückmeldung, die wir sowohl von Kundenseite als auch von potenziellen weiteren Mitgliedern erfahren.«
Report: »Austrotherm hat Anfang April sein drittes Werk in der Türkei eröffnet. Wie läuft das Geschäft angesichts der politischen Instabilität und des volatilen Wechselkurses und wie steht es um die aktuelle Auslastung des auf eine Jahreskapazität von 400.000 m³ ausgerichteten Werks?«
Gerald Prinzhorn, Geschäftsführer Austrotherm Gruppe
»Die dramatische Situation des Wechselkursverfalls und die damit verbundenen Schwierigkeiten waren vor einem Jahr nicht absehbar. Trotzdem waren wir uns des Risikos bewusst und haben in Ankara keine große Greenfield-Investition getätigt, sondern bestehende Hallen angemietet. Das Geschäft mit EPS ist in der Türkei generell schwierig, da der Rohstoff in Euro bzw. USD gekauft werden muss, das Produkt aber in türkischer Lira verkauft wird.
Dadurch ergaben sich kurzfristig massive Preissteigerungen von bis zu 60 %. Der nationale Energieeffizienzplan 2017 – 2023 der Türkei stimmt uns aber optimistisch. Energieeffizienz und Dämmen ist für das Land viel wichtiger geworden, da auch die Energie in Fremdwährung teuer importiert werden muss. Vielleicht ist die Krise auch eine Chance.«
Report: »2017 verzeichnete die Doka in Europa ein Plus von 17 %. Wird die Doka diese Dynamik, wie Mitte des Jahres in Aussicht gestellt, auch 2018 halten können?«
Harald Ziebula, Sprecher der Geschäftsführung Doka
»Dank der stabilen Baukonjunktur in Europa kann Doka auch im Geschäftsjahr 2018 erneut ein Wachstum verzeichnen. Allerdings sind doch erhebliche Unterschiede bei den Bauaktivitäten der einzelnen Länder zu erkennen. Ein Trend, der bereits deutlich spürbar ist und in Zukunft an Relevanz gewinnen wird, ist, dass Dienstleistungen rund um Schalung und Beton sehr stark an Bedeutung gewinnen bzw. diese von unseren Kunden mehr gefordert werden denn je.
Der Einsatz von BIM nimmt zu. Immer beliebter werden die unterstützenden Planungstools, Apps, unser Online Shop, da diese unsere Kunden unterstützen, Bauprozesse schneller und nachhaltiger zu gestalten und so die Produktivität auf der Baustelle zu erhöhen.«